Das Einkaufszentrum hat laut einer Studie noch nicht zur Belebung des Innenstadthandels beigetragen. Foto: Hopp

Geheim-Studie sorgt für Aufsehen. Einkaufszentrum hat noch keine positiven Effekte auf Kernstadt-Handel.

Horb - Die Studie ist geheim. Doch das Ergebnis wird in Horb für Diskussionen sorgen: Das neue Einkaufszentrum hat den Kernstadt-Handel nicht belebt!

Nach der Sitzung des Städtebau und Sanierungsausschuss am 3. Juli wurde es plötzlich voll im Feuerwehrhaus. Nicht-öffentliche Sitzung des Gemeinderats. Wichtigster Tagesordnungspunkt: eine geheime Studie von Einzelhandelsgutachter Donato Acocella. Diese Studie soll die Grundlage dafür sein, wie es mit der umstrittenen Einzelhandels-Beschränkung auf dem Hohenberg weiter geht.

Interessant: In der dazugehörigen Drucksache wird zwar aufgeführt, dass der Gutachter einmal Passanten befragt hat und im März auch den gesamten Handel der Kernstadt. Die Studie wird allerdings der Drucksache nicht beigelegt. Im Oktober, noch vor der Eröffnung des neuen Einkaufszentrums, hatten Mitarbeiter von Acocella unter anderem vor der Drogerie Müller in der Neckarstraße die Passanten befragt. Wie sie einkaufen, wie sie nach Horb gekommen sind.

Denn, so bestätigen gut unterrichtete Kreise dem Schwarzwälder Boten, die Kernaussage der Studie ist brisant: "Das neue Einkaufszentrum hat keinerlei Einfluss auf den Kernstadthandel. Null Einfluss. Es hat keinerlei positive Effekte auf den Handel dort gezeigt. Aber auch keine negativen."

Bei der Eröffnung des neuen Einkaufszentrums Ende Oktober letzten Jahres hatte Horbs OB Peter Rosenberger noch gesagt: "Wer über 15 Millionen Euro in die Horber Handelslandschaft investiert, der zeigt Vertrauen. Wir hoffen, dass die Kunden erkennen, welches Potenzial hier steckt. Und hoffen, dass die Neckar Arkaden auch den Handel in der Kernstadt unterstützen."

Doch bis März – also nach fünf Monaten – spürt der Innenstadthandel noch keine Belebung durch das neue Einkaufszentrum. Das heißt: Der erwartete Kundenzuwachs unten in der Kernstadt durch ein attraktives, neues Einkaufszentrum durch den Bummel-Effekt ist bisher ausgeblieben.

Modernisierung der Innenstadt und Fußgängerbrücke noch notwendig?

Und dieses Ergebnis, so ist zu hören, löste in der nicht-öffentlichen Gemeinderatsitzung schon eine rege Diskussion aus.

Denn: Um das Einkaufszentrum am Bahnhof besser mit der Kernstadt zu verschmelzen, plant das Rathaus unter anderem eine Fußgängerbrücke, die die Kreissparkasse sozusagen mit der Volksbank verbindet. Dazu soll der Fruchtkasten in der Neckarstraße aufgekauft werden, wenn die Polizei auszieht. Mit diesem Gesamt-Konzept aus dem städtebaulichen Wettbewerb soll die Aufenthaltsqualität in der Kernstadt deutlich erhöht werden und die Menschen zwischen dem Einkaufszentrum und der Neckarstraße noch besser zum Bummeln einladen. Geschätzte Kosten allein für die Fußgängerbrücke bisher: Eine Millionen Euro. 

Doch macht das alles Sinn, wenn der Kernstadthandel trotz der Konkurrenz durch das Einkaufszentrum keinen Abbruch gerade im wichtigen Weihnachtsgeschäft hatte?

Zweiter großer Diskussionspunkt: Braucht es dann noch die Sortimentsbeschränkung auf dem Hohenberg? Zuletzt im März hatte der Gemeinderat dort den Verbot eines Elektrofachmarkts aufgehoben, weil Euronics und mittlerweile ein zweiter Bewerber neben dem Gartenmarkt Dehner auf maximal 800 Quadratmeter Verkaufsfläche angefragt hatte. Damals hatte OGL-Fraktionschef Markus Pagel gesagt: "Wenn der Elektrofachmarkt auf den Hohenberg kommt, tun wir uns wesentlich schwerer, dort weitere Sortimentsbeschränkungen aufrechtzuerhalten."

Sein FW/FW-Kollege Alfred Seifriz damals: "Wir haben jahrelang versucht, die Unterstadt zu schützen. Doch die Entwicklung ist weiter gegangen." ULH-Fraktionschef Hermann Walz sagte im März: "Das Einzelhandelskonzept hat schon genug Arbeitsplätze gekostet."

Und genau diese Diskussionlinien haben sich auch in der nicht-öffentlichen Gemeinderatsitzung widergespiegelt, wie berichtet wird. Ein Teilnehmer: "Ich habe das Ergebnis der Studie so verstanden, dass wir die Innenstadt weiterhin attraktiver machen müssen." Ein anderer Teilnehmer: "Für mich ist klar, dass der Kernstadt-Handel keinen Schutz mehr benötigt."