Im Gegensatz zu den sonstigen Gepflogenheiten, etwa nach der letztjährigen Europameisterschaft in Malmö, gab es gestern in Luhmühlen nach den tragischen Ereignissen des Vortages keine Interviews von Michael Jung. Foto: Archiv

Freude bei Michael Jung über Platz zwei bei Vier-Sterne-Prüfung in Luhmühlen stark getrübt.

Ein weiteres Vielseitigkeitspferd für die anspruchsvollen Vier-Sterne-Prüfungen hat seit diesem Wochenende Doppel-Olympiasieger Michael Jung im Stall. Bei ihrem Debüt lenkte er fischerRocana FST in Luhmühlen auf den zweiten Platz. Nur ein Springfehler in der abschließenden zweifachen Kombination verhinderte den Sieg.

Freude wollte beim 31-jährigen Doppel-Olympiasieger aus Horb und seinem Vater Joachim dennoch nicht aufkommen. Zu sehr wurde die Veranstaltung überschattet vom schweren Unfall des deutschen Nachwuchsreiters Benjamin Winter. Der 25-Jährige war am Samstag beim Geländeritt der Vier-Sterne-Prüfung mit seinem Pferd Ispo gestürzt und erlag in der Unfallklinik seinen schweren Kopfverletzungen.

In Absprache mit der Familie Winters und nach Beratungen zwischen Veranstaltern und Reitern wurde das Turnier dennoch fortgesetzt. Vor den abschließenden Prüfungen in Luhmühlen wurde Winter mit einer Schweigeminute und einer feierlichen Zeremonie gedacht. Zudem wurde auf Siegerehrungen mit Hymnen sowie Siegerinterviews verzichtet. Auch der deutsche Meistertitel bei der Drei-Sterne-Prüfung wurde nicht vergeben.

Eine Woche nach seinem Sieg bei der Drei-Sterne-Vielseitigkeitsprüfung in Wiesbaden auf der erst 7-Jährigen Ricona startete Michael Jung in Luhmühlen mit deren Schwester fischerRocana in der Dressur bereits exzellent. 41,50 Punkte bedeuteten erst einmal Platz zwei hinter der später im Gelände ausgeschiedenen Australierin Lucinda Fredericks, die mit Flying Finish auf 38,70 Punkte kam.

Nach dem schweren Sturz von Benjamin Winter und einem weiteren Zwischenfall, bei dem vermutlich wegen eines Aortarisses das Pferd Liberal des Briten Tom Crisp nach einem Hindernis plötzlich tot zusammengebrochen war, startete Michael Jung als Letzter in die gegenüber dem Vorjahr eigentlich entschärfte Geländeprüfung. Fehlerfrei und in 11:21 min fast genau in der vorgegebenen Zeit (11:24 min) bewältigte er den Kurs scheinbar mühelos und machte das große Potenzial seines mittlerweile auch für internationale Meisterschafte prädestinierten Pferdes deutlich.

Einziger Ernst zu nehmender Konkurrent um den Sieg im abschließenden Parcoursspringen war dadurch der im Gelände ebenfalls ohne Strafpunkt gebliebene Neuseeländer Tim Price mit Wesko. Mit 43,80 Punkten ging er auf die Reise, und blieb nach einem flüssigen und ohne Fehler bei diesem Resultat stehen. Der Druck lag damit auf Michael Jung, der mit fischerRocana den Abschluss des Springens bildete. Einmal schon klopfte die Ituango-XX-Stute bei einem,der ersten Hindernisse mit den Hinterbeinen an eine Stange, die aber zur Freude der aufstöhnenden Zuschauer noch liegen blieb. Beim Eingangssprung zur letzten zweifachen Kombination passte aber der Abstand nicht und mit den vier eingehandelten Fehlerpunkten war der greifbar nahe Sieg dahin. Mit 45,50 Punkten wurden Michael Jung und fischerRocana Zweite hinter Tim Price mit Wesko (43,80) und vor dem Amerikaner Boyd Martin mit Shamwari (48,80).