Foto: Peter Morlok

Umzug ist Höhepunkt der Fasnet im Steinachtal. Kaum ein Besucher ohne fröhliche Bemalung.

Horb-Talheim - Nach zwei intensiven Tagen in der Halle, bei der die "Zigeuner Untertalheim" viele fröhliche Hästräger und zudem jede Menge partywillige Leute begrüßte, sowie der traditionellen Seniorenfasnet im Narrenheim, zog es die Narren raus auf die Straße.

Der Talheimer Umzug ist jedes Jahr der Höhepunkt der Fasnet im Steinachtal, und auch diesen Sonntag säumten wieder viele hundert Besucher die Hauptdurchfahrtsstraße des Ortes, um sich vom bunten Treiben begeistern zu lassen. Pfarrer Armin Noppenberger persönlich hatte sich morgens bei der Narrenmesse mit Erfolg um trockenes Wetter bemüht und die Talheimer selbst kümmerten sich um den Rest. Bereits vor dem eigentlichen Umzug wurde deutlich, mit wie viel Begeisterung die Talheimer bei ihrer Fasnet teilnehmen. Kaum ein Besucher ohne fröhliche "Kriegsbemalung", ohne lustiges Hütchen auf dem Kopf oder ein sonstiges Utensil der Fröhlichkeit. Das Steinachtal hatte sich für diesen Umzug schick gemacht, das Wetter machte gerade so mit, und da konnte eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Der frühere Ortsvorsteher Thomas Staubitzer ließ es sich samt Frau und Kind nicht nehmen, an alter Wirkungsstätte vorbeizuschauen.

Lange bevor sich der bunte Tross, der dieses Mal von 25 Narrenzünften zusammengestellt wurde, in Bewegung setzte, kristallisierten sich wieder die Abschnitte um die beiden Sprecherwagen, ebenso wie die Verpflegungs-Quartiere der örtlichen Vereine, als die Anziehungspunkte für die Besucher heraus. Der größte Hotspot war sicher der Platz ums Rathaus herum, der immer dicht umlagert war und an dem Alexander Wehle auf die Besonderheiten der einzelnen Gruppen aufmerksam machte. Im unteren Teil des Tales stand Ortsvorsteher Anton Ade am Mikrofon.

Angeführt wurde der Umzug wie immer von den unterschiedlichen Masken der Zigeuner selbst. Voraus der Büttel, dann der Hexenwagen und das Zigeunerballett.

Die bunt gekleideten Zigeuner in Maske, bei denen den Mädels mit ihren Tamburins den Takt vorgeben, folgte. Die "Grundmännle", die vor zwei Jahren ihr 40-jähriges Jubiläum feiern durften und deshalb alle ganz "gscheit" aussehen, folgten ebenso wie die "Buchelesweiber" mit ihrer markant grünen Stola in gehörigem Abstand. Oberzigeuner Karlheinz Lang und seine Narrenräte brauchten nicht zu laufen. Sie wurden im Zigeunerwagen die Umzugsstrecke entlang gefahren und hatten daher alle Zeit der Welt, Bonbons pfundweise ins Volk zu werfen.

Nach den Gastgebern, zu denen auch die "Philharmoniker" zählten, reihten sich die Zünfte und Laufgruppen ein. Von so manch wüster Hex gab’s für die Kinder einen Schleck und kleine, nette Gesichtsverzierung per Kohlestift für die Erwachsenen. Besonders interessant die schrittweise Verwandlung meist weiblicher Teenager im Laufe so eines Umzugs. Am Ende waren die Kids meist nicht wiederzuerkennen. Die Kleinen vom Kindergarten freuten sich, dass sie wieder einmal im Micky-Maus-Zügle im Umzug mitfahren durften, und die heimischen "Brechalochhexen" hatten, entgegen der sonstigen Gepflogenheit, ihren Narrensamen dabei und hüpften und tollten teilweise sogar unmaskiert, doch nicht weniger hübsch, umher. Insgesamt versprachen sie, dass sie Talheim bunt machen würden.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es jedoch auch: "Ja gibt’s denn nur noch Hexa-Gruppen", fragte sich ein Ehepaar, das 40 Jahre lang aktiv in Talheim mitgelaufen ist und jetzt kopfschüttelnd mit ansehen musste, was da die Hauptdurchgangsstraße bevölkerte. Keine privaten Laufgruppen, keine private Einzelfigur, drei Bands, etwas Brauchtum aus Wurmlingen, Altheim, Glatten und dem Steinachtal, das ist einfach etwas wenig, um die Vielfalt der schwäbisch-alemannischen Fasnet zu zeigen. Hauptsache war jedoch, dass alles bunt und fröhlich war, und dass die Leute Spaß auf der Gass‘ hatten. Und so war es auch im Zigeunertäle.