Eine riesengroße Rauchwand stieg in den Himmel: Feuerwehrmänner bekämpfen den Brand im Betriebs Fensterbau Lohmiller im Industriegebiet Heiligenfeld. Foto: Feuerwehr

Fensterbau Lohmiller brennt vollständig aus. Firmengründer steht vor den Trümmern seines Lebenswerks.

Horb - Das Firmen- und Produktionsgebäude von "Lohmiller-Fensterbau" im Industriegebiet Heiligenfeld brannte am Sonntagmorgen komplett aus. Firmengründer Manfred Lohmiller musste mit ansehen, wie sein Lebenswerk Opfer der Flammen wurde.

Wie Marc Fischer, Pressesprecher der Feuerwehr, mitteilte, ging der Alarm um 11.20 Uhr ein. Nach erster Meldung schlugen bereits Flammen aus den Fenstern und dem Dachbereich des mittleren von drei Firmengebäuden.

Als die Feuerwehr eintraf, die erste Abteilung war vier Minuten später bereits Vorort, stand die Produktionshalle bereits in Vollbrand. Umgehend wurde die Brandbekämpfung eingeleitet und zur Verstärkung die Abteilungswehren aus Ahldorf, Grünmettstetten, Untertalheim, Altheim sowie die Drehleiter der Feuerwehr Waldachtal angefordert. Im weiteren Verlauf rückte auch der Gerätewagen Atemschutz der Feuerwehr Freudenstadt nach.

Rauchwolke mehrere Kilometer weit zu sehen

Die Einsatzleitung lag bei Kommandant Markus Megerle und der Führungsgruppe Horb, Empfingen und Eutingen. 174 Einsatzkräfte, davon 13 Helfer des DRK, die zur Erstversorgung der Atemschutzträger angefordert wurden sowie fünf Beamte des Polizeireviers Horb und zwei Kriminalbeamte aus Tuttlingen waren bereits gegen 12 Uhr Vorort.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger bekam die Meldung beim Jogging. Feuerwehrsachbearbeiter Armin Weinstein wurde aus der Kirche, in der Kommunion gefeiert wurde, geholt und auch Kreisbrandmeister Frank Jahraus eilte zum Brandort. Ebenfalls war ein Hubschrauber im Einsatz, der neben Luftbildern Messungen über die Schadstoffbelastung der Umgebungsluft machte, da die im Produktionsgebäude gelagerten Kunststoffprofile sowie die Isolierlackierung des Gebäudes eine Rauchwolke produzierte, die mehrere Kilometer weit zu sehen war.

Trotz des massiven Aufgebotes an Einsatzkräften konnte nicht verhindert werden dass die Produktionshalle, komplett ausbrannte, genau wie der angeschlossene Bürotrakt. In der Halle stand der gesamte Maschinenpark des Familienunternehmens, darunter eine sehr teure, computergesteuerte Profilschweißmaschine, die Geschäftsführer Stefan Lohmiller erst vor einem starken Jahr anschaffte.

Die angrenzenden Gebäudeteile und benachbarten Firmen konnten vor den Flammen geschützt werden. In ihrer Halle 3, die ebenfalls noch voll funktionsfähig ist, will eine sichtlich geschockte Carmen Lohmiller, die im Betrieb ihres Bruders das Büro managte, schnellstmöglich eine Art Not-Büro einrichten, wie sie am Sonntagnachmittag sagte. Ihr Vater Manfred steht dagegen vor den Trümmern seines Lebenswerkes.

Er selbst war am Vormittag noch bis zirka 10 Uhr in der Firma, sein Sohn Stefan sogar bis um 10.30 Uhr. sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Auf die Frage, ob er nochmals die Ärmel hochkrempeln wird, um neu anzufangen, antwortete er sichtlich erschöpft: "I mach gar nix meh". Ob sein Sohn weitermachen kann, dass wird sich nach der Schadensanalyse, der kriminaltechnischen Untersuchung und den Gesprächen mit der Versicherung zeigen, so die erste Einschätzung des Seniors.

Katastrophen-Tourismus nimmt groteske Formen an

Seine drei Oldtimer, die er in einer angrenzenden Garage aufbewahrte, blieben unbeschädigt und wurden bei Christoph Straub auf den Auchterthöfen untergestellt. Wer es vermutlich nicht mehr ins Freie schaffte: die Hündin Tina. Sie hatte ihr Sofa in der Werkshalle. Trotz intensiver Suche fand man sie bisher nicht. Ihre Herrchen machen sich aber keine Illusionen. "Die konnte nicht raus und wird wahrscheinlich schnell im Rauch erstickt und später durch die Flammen verbrannt sein", stellten sie am Sonntagnachmittag traurig fest.

Gegen 14 Uhr war das Feuer unter Kontrolle und die Ablöscharbeiten konnten beginnen. Mit einem Bagger wurde die Fassade geöffnet und die Glutnester im Gebäude abgelöscht. Die Abteilung Untertalheim hielt Brandwache und hatte auch gegen 17 Uhr noch immer wieder mit kleineren Bränden zu kämpfen.

Rings um das ausgebrannte Gebäude entwickelte sich eine Art Katastrophen-Tourismus, der teilweise schon recht groteske Formen annahm und die Polizei zwang, das Gelände weitläufig abzusperren. Über die Brandursache könne man derzeit noch keine Aussagen machen. Ein Sachverständiger wird hinzugezogen.

Die Kriminalpolizei übernahm die Ermittlungen in der Brandsache. Die Schadenshöhe wird von der Polizei derzeit auf zirka 1,5 Millionen Euro geschätzt.