Ampel wird im Notfall künftig automatisch aktiviert - ohne Zutun des Streckenpostens. Mit Kommentar

Horb-Talheim - Der per Hand gesicherte Bahnübergang bei Talheim hat lange Zeit für negative Schlagzeilen gesorgt. Nun gibt es gute Nachrichten: Die Deutsche Bahn (DB) hat nachgerüstet. Seit Anfang des Monats ist eine neue Technik im Einsatz, durch die im Notfall automatisch die Ampel aktiviert wird – ganz ohne Zutun des Streckenpostens.

Fast neun Monat ist es mittlerweile her, dass die Sicherungsanlage am Talheimer Bahnübergang bei einem Unfall komplett zerstört wurde. Neun Monate, in denen ein Streckenposten Tag für Tag diese gefährliche Kreuzung von Schiene und Straße per Hand sperren musste. Erst mit einem Flatterband, später mit einer handbetriebenen Ampel.

Eines vorweg, um keine falschen Hoffnungen zu wecken: Das wird wohl auch so bleiben, bis an dieser Stelle jene Brücke gebaut wird, die den Bahnübergang ersetzen soll – voraussichtlich also bis ins Jahr 2018. Denn ohne eine funktionierende, fest installierte Sicherungsanlage, so stellt ein Sprecher der Bahn klar, sei jede Form mobiler technischer Sicherung lediglich ein Hilfsmittel für Streckenposten.

Dennoch gibt es Gutes zu vermelden: Die technischen Hilfsmittel am Talheimer Bahnübergang haben vor einigen Tagen Zuwachs bekommen. Anfang Juni installierte die Bahn eine Technik, die im Notfall die Ampel automatisch mittels eines Schienenkontaktes einschaltet – sollte der Streckenposten dies nicht bereits getan haben.

Vollsperrung der B 14 in Bildechingen wird ab August für mehr Verkehr am Bahnübergang sorgen

Eine zusätzliche Sicherung, die wohl viele Menschen begrüßen werden – vor allem vor dem Hintergrund des Beinahe-Zusammenstoßes an dieser Stelle Anfang April. Damals war der Streckenposten nicht über einen ankommenden Zug informiert worden. Die Ampel war aus, ein Autofahrer bereits auf den Schienen gewesen, als er die Lichter der Bahn gesehen hatte und gerade noch rechtzeitig wegfahren konnte. Mithilfe der neuen Technik dürfte es Vorfälle dieser Art nun nicht mehr geben.

Doch Augenblick mal – hatte die Deutsche Bahn vor wenigen Wochen nach einer Anfrage unserer Zeitung nicht noch erklärt, Anlagen, die solche Bedingungen erfüllen, seien nicht zugelassen? In der Tat. Und dennoch handelt es sich hier nicht um einen Widerspruch. Denn jene so genannte Pilotanlage, die nun bei Talheim ihren Dienst verrichtet, sei zwar erprobt, getestet und zuverlässig, wie ein Sprecher der Bahn erklärt – allerdings tatsächlich bislang noch nicht zugelassen. Bundesweit sei diese Technik derzeit nur zweimal im Einsatz.

Eine Art Testanlage also, so der Sprecher, "mit der man Erfahrungen sammeln will und muss". Sollte sich die Technik bewähren, wird diese wohl künftig serienmäßig produziert und auch an anderen Stellen zur Sicherung eingesetzt.

Entstanden sei die Idee zu dieser Anlage durch eine Maßnahme, die bereits seit einiger Zeit bei Talheim für Sicherheit sorgen soll: Eine Art Lautsprecher, der mit der Ampelanlage vor Ort verkabelt ist und ein lautes Hupen sowie den Ausspruch "Zug kommt" ertönen lässt, sollte die Ampel nicht eingeschaltet sein, wenn ein Zug kommt. Auch diese wird durch einen Schienenkontakt ausgelöst.

"Warum gehen wir also nicht noch einen Schritt weiter?", sei der Gedanke der Bahningenieure gewesen – die daraufhin den Schienenkontakt auch zur Aktivierung der Ampel nutzten.

Ein Gedanke übrigens, den unsere Zeitung in früheren Berichten bereits mehrfach ins Spiel gebracht hatte.

Doch auch wenn die Bahn möglicherweise etwas spät reagierte, kommt die zusätzliche Sicherung rechtzeitig. Denn in wenigen Wochen wird es wohl deutlich mehr Verkehr am Talheimer Bahnübergang geben: Ab dem 1. August bis voraussichtlich Ende September soll die B 14 in Bildechingen wegen Fahrbahnarbeiten voll gesperrt werden.

Der Verkehr aus Richtung Eutingen wird über die K 4718 und L 356 in Richtung Talheim umgeleitet. "Am Kreisverkehr ›Ziegelhütte‹ wird sich dieser Umleitungsverkehr in verschiedene Richtungen aufteilen. Wie stark sich dies dann auf den Bereich des Bahnübergangs (L 355a) auswirkt, ist noch nicht abschätzbar", erklärt Stadtsprecher Christian Volk.

Diesen Umstand hatte die Stadtverwaltung in zwei Schreiben vom 10. Mai und 6. Juni indes auch der Deutschen Bahn mitgeteilt, verknüpft mit der Forderung nach einer besseren Sicherung.

Dass diese nun tatsächlich installiert wurde, dürfte somit wohl auch bei der Stadt für Freude sorgen.

Kommentar: Erfolg

Von Ralf Klormann

Endlich: Die Deutsche Bahn hat in Sachen Sicherungstechnik am per Hand gesicherten und vielfach kritisierten Bahnübergang bei Talheim nachgerüstet. Seit einigen Tagen soll durch einen Schienenkontakt gewährleistet werden, dass die Ampel immer rot zeigt, wenn es sein muss – also auch, falls eine Aktivierung per Hand ausfallen sollte. Nun kommt also eine Technik, deren Einsatz wir in einigen Berichten immer wieder gefordert hatten. Ist es also gar der Verdienst des Schwarzwälder Boten, dass dieser gefährliche Bahnübergang nun sicherer geworden ist? Letztlich spielt das keine Rolle. Wichtig ist, dass die Bahn endlich auf die Sorgen der Menschen und die potenzielle Gefahr reagiert hat. Und dass diese Maßnahme uns trotzdem nicht davon abhält, die Entwicklung an dieser Schienenkreuzung auch weiterhin kritisch im Auge zu behalten.

Info: Was kann Stadt unternehmen?

"Die Stadtverwaltung fordert bereits seit Jahren immer wieder die Beseitigung dieses unbeschrankten Bahnübergangs, welche durch eine Überführung der Bahngleise mit der L 355 erfolgen soll", erklärte Stadtsprecher Christian Volk. Jedoch sei die "Sicherung des Bahnübergangs allein Aufgabe der Bahn" und könne und dürfe "auch nur von Bahn umgesetzt werden". Die Stadtverwaltung Horb könne dabei lediglich "weiter die zuständigen Stellen ermahnen, endlich Abhilfe zu schaffen".