Die L 370-Pfosten können bei Grünmettstetten abgebaut werden. Weiter östlich im Neckartal kann man sie noch gebrauchen, denn dort verläuft diese Landstraße wie bisher. Nur Richtung Schopfloch ist sie jetzt die Bundesstraße 28. Foto: Hopp

Straßen zwischen Schopfloch und Horb sowie Straße auf Hohenberg sind keine Landstraßen mehr.

Horb - Von dieser Änderung merkt der Autofahrer erst einmal nichts. Zum Jahresbeginn sind die Straßen zwischen Schopfloch und Horb sowie die Straße auf dem Hohenberg keine Landstraßen mehr. Sie gehören jetzt zur Bundesstraße 28, die von Straßburg bis Ulm führt.

Die B 14 zwischen Sulz und Horb war bereits zum Januar 2016 zur Landstraße L 398 herabgestuft worden. Seit Wochenbeginn ist nun auch der Rest der B 14 zwischen dem Hohenberg und Eutingen B 28. Die Straße von der Autobahn bis auf den Hohenberg ist die B 32. Bei Ergenzingen wird die B 28a Richtung Tübingen ebenfalls zur B 28.

Das Ganze ist mehr als nur ein Spiel mit Nummern und Buchstaben. Es geht um den Straßenbau der Zukunft. Und da ist mit vielen Lokalpolitikern nicht gut Kirschen essen. Knackpunkt: So lange die Straße zwischen Grünmettstetten und Horb Landstraße war, standen die Chancen auf den dringenden Ausbau schlecht. Als Bundesstraße ist das jetzt einfacher.

Aber eine Ost-West-Bundesstraße 28 gab es schon, und zwar übers Nagoldtal. Und im Kreis Calw war die Abstufung dieser Strecke zur Landstraße inakzeptabel.

Zumeist hinter den Kulissen spielte sich in den vergangenen Jahren ein Streit zwischen den Kreisen Freudenstadt und Calw ab. Es war sozusagen ein Tauziehen, und das Tau war die B 28. Diese führte bis Ende vergangenen Jahres noch an Dornstetten vorbei über Altensteig und Nagold nach Herrenberg. Natürlich gibt es diese gut ausgebaute Straße noch – aber halt nicht mehr als B 28, sondern "nur noch" als L 362.

Rückblende, September 2015: Norbert Barthle, CDU, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, sein Kollege Hans-Joachim Fuchtel und Landrat Klaus Michael Rückert stehen am Bahnübergang beim Seewald. Das ist zu der Zeit noch die L 370, der unausgebaute Teil, der Richtung Dornstetten zur ausgebauten Bundesstraße führt. Zwei Sattelschlepper quälen sich aneinander vorbei.

Was Fuchtel und Rückert längst wissen, nämlich dass der Kreis Freudenstadt dringend Entlastung braucht, wird auch Barthle am Bahnübergang schnell klar. "Ohne Rangieren kann man hier gar nicht aneinander vorbei."

Also lautet die politische Maxime: Die Route der B 28 verändern, so dass sie über Horb läuft und dort ausgebaut wird.

Ein Sturm der Empörung braute sich im Kreis Calw zusammen. Bereits im Sommer 2013 richtete ein Bündnis aus den Städten und Gemeinden des Landkreises, aus Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald, Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, Kreishandwerkerschaft und Hotel- und Gaststättenverband Dehoga eine Resolution an den damaligen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und Landesverkehrsminister Winfried Hermann, in der man die Rücknahme der Pläne und den Erhalt der B 28 im Oberen Nagoldtal als Bundesstraße forderte. Nicht nur, dass die Straßeninfrastruktur unter diesen Plänen leide, die Unterzeichner befürchteten damals Nachteile für die Bürger, die Wirtschaft und den Tourismus im Oberen Nagoldtal. Andere sprachen von einem "Treppenwitz" und "Blödsinn" und einer "eklatanten Schwächung des gesamten Kreises Calw". Der Calwer Kreistag (mit dabei sogar die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken) schloss sich der Resolution einstimmig an.

In Stuttgart nahm man es gelassen. Verkehrsminister Hermann sprach von einer "Umetikettierung", die keine Folgen auf die Qualität der Straße haben werde.

Die Meinung aus Calw, dass der B 28-Verbleib den Straßenausbau bei Horb nicht verzögern würde, teilt Barthle beim Ortstermin 2015 keineswegs: "Wir würden diese Baumaßnahme aus Sicherheitsgründen vorziehen und das vorzeitig von einer Landes- auf eine Bundesstraße höherstufen." Und ohne die Abstufung der alten B 28 werde "nichts gehen". Barthle ging sogar ins Detail: "Damit die B 28a neu (Hochbrücke Horb, Umfahrung Hohenberg, Beseitigung Bahnübergang Seewald) zum Tragen kommt, müsste das Umstufungsverfahren vollzogen sein."

Dies ist jetzt geschehen – trotz des Widerstands aus Calw.

Erleichtert zeigte sich zum Jahresende deshalb auch Wolfgang Kronenbitter, Kreisrat und Mitglied der Regionalverbands (Freie Wähler). Seiner Meinung nach war die jetzt erfolgte Umstufung von Schopfloch bis Horb "schon längere Zeit überfällig". Kronenbitter: "Damit führt die B 28 von Straßburg über Horb und Tübingen bis nach Ulm und stellt damit eine wichtige straßenverkehrliche Ost-West-Verbindung dar. Ein Ausbau dieser bedeutenden Straßenverbindung hat im Bereich von Grünmettstetten bis zum Hohenberg noch zu erfolgen. Im Bereich von Rottenburg bis Tübingen ist ein Ausbau bereits im Gange."

Das Ganze bringt laut Kronenbitter für den Kreis Calw keine Nachteile. Die Straße dort sei noch als B 28 ausgebaut worden. "Es besteht dort bereits ein gut ausgebautes und funktionsgerechtes Straßennetz."

Für Horb geht es in den nächsten Jahren zwar vor allem um den Bau der Brücke. Doch nicht nur Kronenbitter hofft, dass auch die Strecke zwischen Grünmettstetten und Hohenberg bei der Straßenplanung eine hohe Priorität bekommt.