Die Dießener "Ranchkapelle" ist ein Teil der Geschichte, die mit dem Jubiläum "50 Jahre Jugendclub Ranch 36" gefeiert wird. Foto: Wagner

Eine Tradition, die immer jung bleibt. Gruppe setzt sich für Hilfsbedürftige ein

Horb-Dießen - Die Dießener feiern ihre Feste wie sie fallen. Sie tun dies dann in der Regel ausgiebig und vor allem mit höchstem Unterhaltungswert für Alt und Jung. Am vergangenen Wochenende stand beim Jugendclub Ranch 36 das Fest zum 50-jährigen Bestehen an, welches in einem dreitägigen "Marathon" begangen wurde.

Mit der Schaumparty am Freitagabend fiel der Startschuss, wobei vor allem die jüngere Generation auf ihre Kosten kommen sollte. Allerdings zeigte sich diese vorerst noch zurückhaltend, während Bürgermeister Ralph Zimmermann und Stadträtin Silke Wüstholz die Gunst der Stunde nutzten. Beherzt tauchten die beiden in die Stimmung der feuchtfröhlichen Party ein und ließen sich von der Schaumkanone ordentlich mit Schaum einhüllen.

Prompt wagten auch weitere Gäste den Sprung in das erfrischende Schaumbad, während das bekannte DJ-Boa-Team aus Herrenberg dem Publikum musikalisch einheizte. "So viel Einsatz gehört belohnt", dachte sich wohl Ortsvorsteher Fridolin Weckerle, welcher Zimmermann und Wüstholz mit zwei Ranch-36-Shirts trockene Kleidung spendierte. Sehr zur Freude des Bürgermeisters: "Jetzt sind wir Rancher", drückte dieser amüsiert seine Verbundenheit zum Jugendclub aus. Das Event hätte durchaus etwas mehr Gäste verdient gehabt, wie letztlich auch die "Ranchvädder" Patrick Armbruster und Stefan Armbruster feststellen mussten. Der guten Stimmung tat dies allerdings keinen Abbruch. Ferner sorgte das bunt gemischte Repertoire der DJs dafür, dass nahezu alle Altersklassen musikalisch auf ihre Kosten kamen.

Mit dem "Bayrischen Abend" gingen die Festlichkeiten am Samstag in die zweite Runde. Mit viel Liebe zum Detail schuf der Veranstalter das perfekte Ambiente, welches sich in der typisch ländlichen Dekoration ausdrückte. Als wahrer Blickfang entpuppte sich dabei das "Schwarzwaldhaus" vom Schwarzwaldverein, in welchem die Besucher zudem auf ein Gläschen Wein einkehren konnten. Mit dem traditionellen Fassanstich eröffneten die "Ranchvädder" zusammen mit Bürgermeister Zimmermann und Ortsvorsteher Weckerle den "Bayerischen Abend". Zuvor gab die Führungsspitze des Jugendclubs einen groben Überblick zur Historie des Vereins. Die damals sieben Jugendlichen Reinhold Rapp, Bernhard Götz, Helmut Hauser, Bernhard Schröter, Josef Breisinger, Jakob Kalbacher und Albrecht Stengelin legten 1969 den Grundstein für den traditionsträchtigen Jugendclub in Dießen. Im damaligen Armenhaus fanden diese eine Unterkunft, aus welcher nach einigen Umbauarbeiten die Ranch entstand. Mit der Namensgebung orientierten sich die Jugendlichen an den damals im Trend liegenden Wildwest-Filmen. Der fiktiv gewählte Namenszusatz "36" diente lediglich dazu, um sich von anderen Jugendclubs in der Umgebung abzuheben.

Seitdem mauserte sich die Ranch zu einer wahren Institution in der Ortschaft, welche sich insbesondere durch die Kameradschaft und Zusammengehörigkeit auszeichnet. "Ohne diese Tugenden würden wir heute kein Jubiläumsfest feiern", verdeutlichten die Ranchvädder.

Zur Tradition des Clubs zählt ferner die alljährliche Schlachtplatte zwischen den Jahren sowie das Aufstellen des Maibaums und der Rentnerstammtisch in den Wintermonaten. "Dieser Jugendclub ist etwas Einmaliges, was seinesgleichen suchen kann", stellte daher auch Ortsvorsteher Fridolin Weckerle fest. Des Weiteren lobte Weckerle auch den Einsatz der Rancher, sich für Hilfsbedürftige Personen in Form von Spendensammlungen einzubringen. Dem konnte Bürgermeister Zimmermann nur beipflichten, der in seinen jungen Jahren selbst in Jugendclubs aktiv war. "Von denen hat aber keiner länger als zehn Jahre überlebt", verdeutlichte Zimmermann, welcher zudem feststellte: "Deshalb seid mehr als ein Jugendclub. Ihr seid eine Dorfgemeinschaft." Zu dieser will sich nun auch der Bürgermeister zugehörig fühlen, wie er öffentlich bekundete. "Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen", freute sich die Vereinsspitze. Allerdings nicht ohne eine kleine Aufnahmeprüfung, die auch Oberbürgermeister Peter Rosenberger einst über sich ergehen lassen musste, um in die Reihen der Rancher aufgenommen werden zu können. Mit dem Ableisten eines Bewirtungsdienstes an einem Freitagabend in der Ranch gilt der Aufnahmeritus als erfüllt. Beim traditionellen Fassanstich bewies Zimmermann jedenfalls Geschick, als er mit drei Schlägen den Zapfhahn gekonnt ins Fass einschlug.

Von da an ging es zünftig zu im Festzelt. Getreu dem Motto fanden sich die zahlreichen Besucher entsprechend in Trachten und Lederhosen beim bayrischen Abend ein. Das kulinarische Angebot ließ mit gebackenen Schweinshaxen, Fleischkäse mit Kartoffelsalat und Weißwürsten mit Brez’n bei den Besuchern keine weiteren Wünsche mehr offen. Für die passende Festzeltstimmung sorgten die beiden "Lausbuba" Tobias Klein (Gitarre, Trompete, Gesang) und Holger Mayer (Akkordeon, Gesang), welche mit einem umfangreichen Repertoire aus Schlager-Hits sowie traditionellem Liedgut die Besucher begeisterten.

Weiteres Highlight war am gestrigen Sonntag der Auftritt der legendären "Original Ranch-Kapelle", die sich aus Aktiven des örtlichen Musikvereins zusammensetzt. Mit dem 50-jährigen Bestehen der Ranch feierte die Kapelle ferner ihr 40-jähriges Jubiläum zugleich. Des Weiteren feierte Lena Kreidler als Klarinettistin ihr Revival in den Reihen der Cowboys.

Ihre Premiere hatte die Virtuosin bereits beim 45-jährigen Jubiläum der Ranch, womit der musikalische Leiter Siggi Kucharski damals mit einer alten Tradition brach. Erstmals nahm seit Bestehen der Ranch-Kapelle eine junge Dame Platz in den Reihen der Kapelle.

Nun war es "Zeit für Musik", wie Kucharski auf die gleichnamige Polka abzielte. In den Satteltaschen der Rancher: Ein bunter Mix aus den unterschiedlichsten Stilen der Musik. So sorgte unter anderem das 70er-Jahre-Schlager-Medley für große Begeisterung bei den Gästen wie auch das Arrangement zu "Ghostriders in the Sky".

Zur Mittagszeit war das Festzelt bereits bis auf den letzten Platz gefüllt, während die Kids bei bestem Kaiserwetter in der Hüpfburg sowie in der Spielstraße auf ihre Kosten kamen. Auch Oberbürgermeister Rosenberger stattete den Ranchern – stilecht im Ranch-Shirt – einen Besuch ab. Sogar die Kameraden des Fördervereins der freiwilligen Feuerwehr Morscheid, darunter auch Mitglieder des örtlichen Musikvereins, machten im Rahmen eines Vereinsausflugs einen Abstecher zu ihren Freunden in Dießen.

Am frühen Nachmittag steuerte der örtliche Kindergarten mit einem gemeinsamen Auftritt einen Programmpunkt bei, während der Musikverein Dettingen zum Festausklang für einen gelungenen Abschluss der Feierlichkeiten sorgte.