Den Schlachtruf der Franzosen "Allez les bleus" will Alexandre Aubry nicht brüllen. Er werde auch nicht mit der französischen Flagge, der Trikolore, auf dem Sofa sitzen. Aber spannend findet er Fußball zur WM allemal. Foto: Hopp

 Steinmetz Alexandre Aubry wird beim WM-Fußballspiel Deutschland gegen Frankreich seine Heimat würdevoll vertreten.

Horb-Betra - Der Steinmetz Alexandre Aubry (31) ist vor acht Jahren der Arbeit wegen aus Frankreich nach Deutschland gekommen – und hängen geblieben. Er freut sich auf das Fußball-Spiel am Freitag, "das wird aufregend", sagt er. Die Daumen drückt er für Frankreich.

Fußball wird überbewertet, findet Alexandre Aubry. "Der Ball ist rund, das Spiel geht 90 Minuten", sagt er und zuckt mit den Schultern. "Ich bin kein Fußballfan." Nur zur EM oder WM fiebert er bei den Spielen mit. Am Freitag beim Viertelfinale Deutschland gegen Frankreich ganz besonders. Er hoffe auf einen Sieg seiner Franzosen. "Aber wenn die Deutschen gewinnen, bin ich auch nicht böse", sagt er.

Aubry lebt in Betra. Ursprünglich kommt er aber aus Laval im Nordwesten Frankreichs. Vor acht Jahren war seine Steinmetzausbildung fertig, er wollte ein Jahr in Straßburg arbeiten, kam an und fand keinen Job. Was nun? Ein Bekannter versuchte ihn an irgendeinen Betrieb zu vermitteln. "Kannst du Deutsch?" – "Nein!" " Egal!"

Aubry fand Arbeit bei Steinmetz Poppitz in Horb. Eigentlich wollte er nach einem oder zwei Jahren zurück. Eigentlich. Inzwischen hat er seine Frau kennengelernt, geheiratet und ein Haus gekauft. Zurück? "Vielleicht zur Rente!", sagt er. Französische Traditionen pflege er nicht, sagt er in seinem weichen Deutsch.

Während internationaler Fußballturniere spielt die Nationalität plötzlich eine Rolle. Mit einem Kumpel ziehe er sich gegenseitig auf – die Franzosen spielten schlecht, sagt der Kumpel, die Deutschen hätten keine Chance, sagt Aubry – so gehe es hin und her. Aubry sagt es in deftigeren Worten. Aber schließlich sei das beim Fußball auch so: "Es ist sicher nicht so katholisch, was sich die Spieler auf dem Platz erzählen", sagt er.

Die Franzosen haben ihn bei der letzten WM enttäuscht. "2010 war eine Katastrophe!", sagt er. "Seit 2002 haben die Franzosen Probleme, eine richtige Mannschaft aufzustellen." Jetzt sei das Team "solide". Die Leistung des Stürmers Karim Benzema gefällt ihm gut. Die Nationalmannschaften aus Frankreich und Deutschland haben aus Aubrys Sicht eine Gemeinsamkeit: "Beide haben mit südamerikanischen Mannschaften ihre Probleme. Und mit dem Klima." Waffengleichheit also vor dem Spiel.

Auf Fankult gibt Aubry nichts. Französische Autofähnchen? "Ach was", sagt er. Die könne er hier erstens nicht kaufen, und halte er zweitens für Kitsch. Er werde auch nicht mit Flagge vor dem Fernseher sitzen. Aubry hofft, dass er es überhaupt pünktlich schafft. "Ich bin sehr beschäftigt."

Gestern arbeitete er an der Nordstetter Kirche, restaurierte das Mauerwerk. Weil er viel körperlich und im Freien arbeitet, hat er es an den Nagel gehängt, in seiner Freizeit selbst Sport zu treiben. Das Thema beschäftigt ihn nur alle paar Jahre – wenn mal wieder WM oder EM ist.