Björn Uerpmann, Ferdinand Schorpp und Thomas Merklinger stellen im Ortschaftsrat in Altheim aktuelle Themen der Waldwirtschaft vor.Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Wald: Im Altheimer Ortschaftsrat müssen Vertreter des Forstamts den Kahlschlag erklären

Der Altheimer Wald war das beherrschende Thema bei der ersten öffentlichen Sitzung des Altheimer Ortschaftsrates im neuen Jahr.

Horb-Altheim. Zu diesem Themenschwerpunkt durfte der Ortschaftsrat den Nachfolger von Dieter Zuleger als Leiter der Forstamts Außenstelle Horb, sowie stellvertretenden Leiter des Forstamtes Freudenstadt und Naturschutzbeauftragter des Landkreises Freudenstadt in Personalunion, Björn Uerpmann, sowie die Revierförster Ferdinand Schorpp und Thomas Merklinger begrüßen. Uerpmann ist seit rund zwei Jahren in dieser verantwortungsvollen Position tätig, Merklinger ist seit dem 2. November 2020 in Horb aktiv und Schorpp ein alter Bekannter, der sich schon seit Jahren im Altheimer Bereich um den Wald kümmert.

"Der Wald liegt den Altheimer Bürgern sehr am Herzen und ist ihr ganzer Stolz. Das durfte ich verstärkt in den letzten Wochen durch zahlreiche Anrufe zum Thema Holzeinschlag feststellen. Ich hoffe, Sie können uns ein wenig zum Thema Holzeinschlag und Vermarktung des Holzes sagen, besonders zum Holzeinschlag in der Orthalde, der momentan die Gemüter erregt", sagte Ortsvorsteherin Sylvia Becht gleich zu Beginn dieses Gespräches. Auch schob sie die Frage, warum momentan keine Flächenlose oder Holzpolter zum Kauf angeboten werden, nach.

Das Thema Holzpolter, das sind fertig vorbereitete, geästete und gerebelte Rundhölzer, die nach der Holzernte auf einem Sammelplatz zur Abfuhr bereitliegen, war schnell geklärt. "Bei mir kann man sofort drei Polter kaufen", bot Schorpp an und sein Kollege Merklinger ergänzte, dass in seinem Revier ein Polter Eichenholz auf einen Abnehmer warte.

Derzeit keine Flächenlose

In Bezug auf die Flächenlose – früher Holzschlag genannt – sieht es etwas anders aus. "Nadelbäume können wir derzeit nicht als Flächenlose anbieten", stellte Björn Uerpmann fest und erklärte auch warum. Da es sich bei den Flächenlosen um die Reste der Polter, also um die Äste, die man selbst ausputzt, um sie als Feuerholz zu nutzen, handelt, würde es derzeit einfach zu lange dauern, bis diese Flächenlose von Privatpersonen abgearbeitet werden. "Bei diesen Losen handelt es sich momentan in der Regel um Zufallsholz, das durch Sturm oder andere Umstände entstand und nicht um planmäßige Einschläge", betonte Experte Uerpmann. Und dieses Holz müsse so schnell wie möglich aus dem Wald, da es sonst als Brutnester für aggressive Borkenkäfer und ähnliche Schädlinge diene. Deshalb könne man es nicht als Flächenlos liegen lassen, so der Forstamtsleiter. "Wenn wir wieder planmäßige Einschläge haben, dann können wir auch wieder Polter und Flächenlose anbieten", vertröstete Uerpmann, und Merklinger stellte klar: "Das Brennholz wird nicht ausgehen."

Wesentlich komplizierter und detailreicher wurden dann die Ausführungen der Forstleute zur Frage samt dem versteckten Vorwurf, warum man im Gewann "Orthalde" so rigoros Holz eingeschlagen hätte. Hier ging Uerpmann sehr dezidiert auf die Auswirkungen des Klimawandels und die Folgen für den Wald ein. Durch den Klimawandel kommt dem Wald eine Doppelrolle zu. Zum einen als CO2-Speicher, der sich mit den Jahren füllt. "Und unsere Aufgabe ist es, durch nachhaltige Forstwirtschaft diesen Speicher zu erweitern", so Uerpmann. Der andere Aspekt liegt in der wirtschaftlichen Nutzung des Waldes. Dafür wird für jeden Wald ein Forsteinrichtungswerk erstellt, das in zehnjährigem Turnus angepasst wird. Dieses Werk schreibt vor, was man in diesen zehn Jahren dem Wald entnimmt. Uerpmann betonte, dass es wichtig sei, dass man den Bestand verjüngt und dass man so wieder Licht auf den Boden bringt, was die großen Bäume mit ihren dichten Kronen verhindern. "Es geht hier nicht um die Quantität der Maßnahme, man muss das im Gesamtkontext sehen und der Abgleich der unterschiedlichen Maßnahmen muss abgewogen werden", so Uerpmann.

Aber oft macht die Natur den Planern einen Strich durch die Rechnung und spontane Entscheidungen sind notwendig, so eine Erkenntnis aus jüngster Zeit.

Gerade in der "Orthalde" habe sich die Weißtanne jahrzehntelang nicht durchsetzen können, erklärte Merklinger auf Nachfrage von Stadtrat Gerhard Faßnacht.

Jetzt, am Ende des Forsteinrichtungsplanes hat man dem Zuwarten ein Ende gesetzt. "Wir mussten die Notbremse ziehen und einschlagen, bevor die Bäume aus der Nutzungsgrenze herausfallen", begründete Merklinger, warum rund 300 Bäume auf einer Fläche von etwa 24 Hektar gefällt wurden. Sein Vorgesetzter ergänzte, dass dies ein schonender Einschlag gewesen sei, der nur so stark auffiel, weil er meist direkt am Weg anfiel. "Klar, das sieht brutal aus, weil alles auf das Kreuz zuläuft, doch wir mussten die dürr gewordenen Weißtannen rausnehmen", fasste auch Revierförster Schorpp, der sich das Revier mit seinem Kollegen teilt, zusammen.

Keine Nachpflanzungen

Die Frage von Sylvia Becht, ob man nun Bäume nachpflanzt, verneinte Schorpp. "Jetzt fällt wieder so viel Licht auf den Waldboden, dass sich dieser über den normalen Samenflug regenerieren kann. Gut wäre es jedoch, wenn das Gewann "Orthalde" von den Jagdpächtern gegen den Wildverbiss gut bejagt würde und man notfalls noch einige chemische und später auch mechanische Schutzmaßnahmen vornehmen würde.

Das brisante Thema Holzernte bei aktuell schlechtem Holzpreis, das Gerhard Faßnacht ansprach, konnten die Experten ebenfalls entkräften. "Es handelt sich hier um vorbestelltes Holz, das wir bereitstellen, damit die Sägewerke ihre Aufträge abarbeiten können – aus diesem Grund ist der erzielte Preis gut", erläuterte der Forstamtsleiter. Schorpp ergänzte, dass man den Holzpreis, in Absprache mit den privaten Waldbesitzern, etwas ausgehungert habe, da man als öffentlicher Waldbesitzer mit dem Sturm- und Käferholz viel Arbeit und wenig Ertrag habe. "Da sich auf dem Holzmarkt etwas bewegt hat, haben wir die notwendigen Eingriffe vorgenommen. Es wächst aber mehr nach als wir rausgenommen haben", so Schorpp, der ausdrücklich betonte, dass die Forstexperten nie der verlängerte Arm der Stadtkämmerer seien. "Wir sehen uns eher als Landschaftsgestalter, die vor der wichtigen, aber auch sehr schwierigen Aufgabe stehen, den Wald an den Klimawandel anzupassen."

"Denn Wald, wie wir ihn noch aus unserer Kindheit kennen, der bleibt nicht so", ergänzte Schorpp, der noch anfügte, dass die Forstleute ihren Wald nicht absterben lassen wie im Nationalpark. Rund 230 Hektar Fläche umfasst das Altheimer Waldgebiet und ist damit eine der größten Waldflächen im gesamten Horber Stadtgebiet.

Für dieses Jahr ist ein Waldbegang vorgesehen erklärte Ortsvorsteherin Sylvia Becht auf Anregung von Hans-Peter Schmidt, der sich erinnerte, dass man das letzte Mal 2014 vor Ort war. Für ihre sehr erkenntnisreichen Ausführungen erhielten die Forstleute neben dem Lob des Ortschaftsrates auch je ein Glas Altheimer Waldhonig, damit sie morgens beim Frühstück feststellen können, wie gut der Altheimer Wald schmeckt und dass es sich lohnt, ihn zu hegen und zu pflegen.