Bei der ehemaligen Kaserne soll eine exklusive Wohngegend entstehen. Sie ist beim ehemaligen Wasserturm in Richtung Hang vorgesehen. Foto: Hopp

Exklusive Wohngegend im Gemeinderat umstritten. OB Rosenberger: "Große Chance."

Horb - Der Wohnungsmarkt in Horb ist – glaubt man den Anzeigen – so gut wie leer gefegt. Muss man da jetzt unbedingt Platz für exklusives Wohnen schaffen? Der Gemeinderat war geteilter Meinung, stimmte aber einem entsprechenden städtebaulichen Konzept zu.

Im Gemeinderat stellte Kurt Maier von Baldauf Architekten und Stadtplaner den neuen "Masterplan" für die Kaserne vor. Zeigt dann auf dem ehemaligen Sportplatz, dass hier auch mindestens zwei kleinere Gebäude an der Hangkante mit bestem Blick für exklusives Wohnen vorgesehen sind.

In Stuttgart wohnen die Reichen auf dem sogenannten Killesberg. An der Hangkante entlang des Bismarckturms befinden sich die teuersten Villen. Einmal, weil man hier einen atemberaubenden Blick auf die Stadt hat. Auf der Hangkante des Killesbergs ist es auch kühler als im Kessel. Bekommt Horb eine ähnliche Adresse mit ähnlichen Vorzügen?

Bei Dieter Rominger-Seyrich (SPD), verursachen diese Pläne für exklusives Wohnen "Bauchschmerzen". Horbs Ex-OB Michael Theurer (FD/FW) hält dem entgegen: "Ich weiß noch aus meiner Zeit als Oberbürgermeister, dass wir in der Stadt händeringend nach Grundstücken für Fabrikbesitzer gesucht haben. Das halte ich weiterhin für dringend nötig, auch für diese Zielgruppe adäquate Baugrundstücke zur Verfügung zu stellen, denn das ist ein Stück Standortwerbung. Da jetzt mit der Sozialkeule zu kommen, halte ich nicht für richtig. Es muss beides geben: preisgünstigen Wohnraum, aber auch Platz für gehobene Wohnansprüche."

OB Peter Rosenberger: "Wer es sich leisten kann, findet seinen Wohnsitz. Leider nicht in Horb." SPD-Ratsfraktionschef Thomas Mattes: "Das ist typisch Theurer. Der soziale Wohnungbau kommt zu kurz, und er spricht von Villenvierteln. Die Stadt müsste aber eher nach bezahlbarem Wohnraum schauen. Das sieht man ja auch auf dem Haugenstein – auf diese Klientel müssen wir schauen – davon gibt es mehr in Horb als Firmenbesitzer."

Das konnte Theurer natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Der Gemeinderat und FDP-Landeschef: "Damit es keine Missverständnisse gibt: Wir freien Demokraten wollen, dass es bezahlbaren Wohnraum gibt. Wir wollen, dass sich Menschen Eigentum leisten können. Ich bin aber in großer Sorge, wenn wir in die Analyse gehen, dass wir für gehobene Einkommen in der Kernstadt nichts zu bieten haben. Dabei geht es nicht nur um Fabrikbesitzer, sondern auch Studienräte, Oberstudienräte oder Abteilungsleiter. Wir stellen fest, dass von diesen sehr viele nach Horb einpendeln. Die Attraktivität unser Stadt hängt davon ab, dass dieser Personenkreis bei uns wohnt. Weil die sich in Vereinen oder den Kirchen engagieren. Wir sollten deshalb etwas anbieten, damit diese Personen eine Heimat bei uns finden."

Kurt Maier vom Architekturbüro Baldauf betont, dass auf dem Sportplatz-Areal in der Kaserne beides möglich ist. Hinten ein hoher Wohnturm, der allein durch die "vier Stockwerke mit Dach" eine höhere Wirtschaftlichkeit für Investoren ermöglicht, weil beispielsweise die Aufzugkosten sich so anders verteilen lassen. Dies wäre beispielsweise für preiswerten Wohnraum geeignet. Man könne – mit dem exklusiven Wohnen vorne und dementsprechend höheren Grundstückspreisen – dort auch eine Art Quersubventionierung betreiben, wie OB Rosenberger sagt.

Klartext: Für die Filetstücke vorne am Hang einen hohen Preis verlangen, für den preiswerten Wohnraum hinten (dort, wo der Uni-Campus geplant war) dementsprechend im Preis runtergehen. Im Plan von Baldauf sind hier 20 Wohneinheiten vorgesehen. Möglicherweise wäre hier aber auch eine Riegelbebauung mit mehr Wohnungen möglich, so Maier.

Mattes wirft ein: "Durch die Hochbrücke ist es vorne an der Hangkante aber sehr laut. Ich weiß nicht, ob das von Menschen, die exklusives Wohnen wollen, gewollt ist."

OB Rosenberger betont auch: "Die vorgelegte Planung sieht durchmischtes Wohnen vor. Das heißt, dass hier nicht nur Penthäuser gebaut werden – im Gegenteil. Bis zu 400 Einwohner könnten hier Wohnraum finden. Das kann nur mit Durchmischung klappen."

Bei einer Enthaltung wurde dem städtebaulichen Konzept dann zugestimmt. OB Rosenberger: "Ich denke, diese Konzeption birgt große Chancen für die Gesamtstadt." Im Februar nächsten Jahres sollen die Pläne dann in der Bürgerbeteiligung besprochen werden.