Die Horber Schwanenfamilie ist mit ihrem Brutplatz beim Alten Freibad laut Vogelschützern an einem ungünstigen Ort. Gut gemeinte, aber nicht tierfreundliche Fütterung hat die Tiere dorthin gelockt. Foto: Hopp

Nabu: Vermutlich hat Vogelfüttern das Schwanendrama ausgelöst. Kinder klauen Vogeleier und schmeißen Steine.

Horb - Das Schwanendrama erschütterte die Große Kreisstadt. Vier Küken gerieten in den Strom des Wasserfalls am Neckar-Wehr, drei starben. Sind wir Horber verantwortlich?

Lambert Straub vom Naturschutzbund Horb: "Ich kann nur an alle Horber appellieren, mit dem Neckarufer sorgsam umzugehen. Ich war Tanken, haben die Schwäne gesehen und wollte sie fotografieren. Als ich mich ans Häuschen stellte, sind die Vögel prompt auf mich zugesteuert." Ein starkes Indiz für Straub, dass die Vögel hier regelmäßig gefüttert werden. Straub: "Sie werden dann zutraulich und schwimmen immer näher ans Wehr. Ein Umstand, der dazu geführt haben könnte, dass die Schwaneneltern mit ihren Jungen so nah an den Wasserfall geschwommen sind, dass insgesamt drei der Küken starben."

Stimmt das? Der Schwabo hat’s getestet. Der Reporter stellt sich neben den Turm. Die Schwäne und das letzte Küken sind gegenüber. Nichts passiert. Dann nimmt der Schwabo-Reporter ein Brot aus dem Papierkorb in die Hand. Sofort steuert Familie Schwan auf mich zu.

Straub: "Es wäre sinnvoll, entweder das Plateau zu sperren oder zumindest ein Schild anzubringen. Und zwar nicht nur mit ›Fütterungsverbot‹, sondern auch mit der Erklärung, warum. Leute, die Vögel füttern, tun das nicht aus bösem Willen. Aber man muss sie sensibilisieren, dass man dadurch Jungvögel in Gefahr bringt."

Auch gegenüber an der Inselspitze wäre ein solches Schild sinnvoll. Hier ist gerade ein Stadtwerke-Mitarbeiter dabei, eine Wartung durchzuführen. Er sagt: "Auch hier werden die Vögel oft gefüttert. Ich mache die Leute dann auf die Konsequenzen aufmerksam."

Er erklärt auch, warum man den Wasserfall am Wehr nicht abschalten kann: "Wenn die Maschine im Flusskraftwerk läuft, dann wird das Wasser dort durchgeleitet und nichts läuft über das Wehr ab. Wenn die Maschine aber steht, dann wird dort der Zufluss dicht gemacht. Dann staut sich das Wasser und läuft übers Wehr. Das sind naturschutzrechtliche Auflagen." Vermutlich, weil der Neckar unterhalb des Wehrs eine gewisse Fließgeschwindigkeit benötig, damit die Ökologie hier nicht geschädigt wird.

Und der wird seit der Gartenschau offenbar immer mehr zum Vogelparadies. Lambert Straub: "Volkmar Rieber hat gerade erst ein Foto von einem Eisvogel bei der Dualen Hochschule gemacht. Durch die Renaturierung wirkt der Neckar wilder und schafft dadurch natürlich Lebensraum für Tiere."

Doch zerstören wir durch unsere Unachtsamkeit das Vogelparadies?

Gäste des Porto Neckar am Alten Freibad erzählen von unglaublichen Vorfällen innerhalb der letzten Wochen. Es wurde beobachtet, wie ein kleiner Junge Steine auf die brütenden Schwäne geworfen hat. Ein Gast: "Die Mutter hat zugesehen und nichts gemacht."

Noch unglaublicher: Hier wurde auch beobachtet, wie Kinder mit Vogeleiern angelaufen kamen. Auch hier habe die Mutter nichts gesagt. Und als ein Gast sie darauf aufmerksam machte, gab’s noch eine patzige Antwort. Dabei fiel sogar noch ein Vogelei auf den Boden und zerbrach.

OB Peter Rosenberger: "Ich weiß, auch durch meine Kinder im Kindergarten, dass dort sehr intensiv versucht wird, die Kinder für die Natur zu sensibilisieren. Mit Waldpädagogik und anderen Aktionen. Vielleicht ist der traurige Anlass mit den toten Schwanenküken ein Anstoß, das Neckar-Thema den Kindern noch einmal näher zu bringen."

Auch der Nabu appelliert an Pädagogen, Eltern und Erwachsene, das Thema Vogelschutz ernst zu nehmen. Straub: "Wir sollten alles tun, um die Menschen für die Natur zu sensibilisieren."

Als weitere Idee schlägt Straub vor, an allen Stellen am Fluss, wo die Kanufahrer ein- und aussteigen, Schilder mit den Tieren anzubringen, die am Neckarufer leben. Straub: "Bilder von Ringelnatter oder Eisvogel mit der Bitte, mit den Booten möglichst in der Mitte vom Neckar zu fahren, um die Natur möglichst wenig zu stören." Ein Vorschlag, der auch von OB Rosenberger unterstützt wird.