Traurig: Die Gewalt gegen Polizeibeamte ist gestiegen – von sieben auf neun Fälle. Im Landkreis Freudenstadt ist sie dagegen gesunken. (Symbolfoto) Foto: dpa

Zahl der Straftaten geht weiter zurück. Polizei meldet für Horb niedrigste Fallzahl seit 2009.

Horb - Der neue Mann bringt saubere Zahlen mit. Im Gemeinderat präsentiert Michael Schwab, frisch gebackener Polizeichef von Horb, die Kriminalstatistik der großen Kreisstadt. Die wichtigste Nachricht: Horb ist sicherer geworden.

"Die Stelle in Horb ist eine Traumstelle für mich", so stellt sich Michael Schwab (32) vor. Er ist seit 1. Oktober neuer Polizeichef in Horb. Und er hat das Glück, einen guten Trend zu erwischen – im vergangenen Jahr ist die Kriminalität in Horb gesunken. Schwab: "Die Anzahl der Straftaten in Horb geht weiter zurück. Sie ist auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 2009." Noch besser, so Schwab: "Horb hat die niedrigste Kriminalitätsbelastung der sogenannten mittleren Kreisstädte im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen."

Diebstähle

Allerdings: Im Gegensatz zum Landkreis steigt die Zahl der sogenannten einfachgelagerten Diebstähle. Dies führt Kripoleiter Peter Nitsch aus Freudenstadt vor allem auf Ladendiebstähle zurück: "Aus Erfahrung kann ich sagen: Solche Delikte sind Antragsdelikte. Wenn dort mehr Detektive eingesetzt werden, werden mehr Straftaten angezeigt." Während die Zahl dieser einfachen Diebstähle im Landkreis insgesamt von 802 auf 711 Fälle gesunken ist, stieg sie in Horb von 192 auf 235 Fälle.

Diebstähle aus Autos

Allerdings: Die Zahl der schweren Diebstähle aus Autos oder Nutzfahrzeugen ist hochgegangen – im Landkreis um 147 Prozent, in Horb von vier auf sieben Fälle. Auch die Straftaten gegen die "sexuelle Selbstbestimmung" ist hochgegangen – im Landkreis um 1,6 Prozent, in Horb von 17 auf 19 Fälle. Nicht ausgeschlossen, dass dies auch am verbesserten Warnsystem für die Besucher des Mini-Rock-Festivals liegen könnte. Schwab: "Bei den Sexualstraftaten haben wir einen leichten Anstieg, aber auch eine sehr hohe Aufklärungsquote. Bis auf einen angezeigten Fall konnten alle aufgeklärt werden."

Gewalt gegen Polizei

Traurig: Die Gewalt gegen Polizeibeamte ist gestiegen – von sieben auf neun Fälle. Im Landkreis Freudenstadt ist sie dagegen gesunken.

Einbrüche

Auch eine gute Nachricht: Es gibt weniger angezeigte Einbrüche in Horb. Während die Zahl im Landkreis von 26 auf 30 Fälle gestiegen ist, sank sie in Horb von acht auf sieben Fälle. Silke Wüstholz (FD/FW): "Obwohl die Zahl der Einbrüche gesunken ist, stellt sie das Leben der Betroffenen oft auf den Kopf. Kann man die Orte, Uhrzeiten oder Zeitpunkte eingrenzen?" Schwab: "Dass Wohnungen in Ortsrand- oder Autobahnnähe besonders betroffen sind, können wir für Horb nicht bestätigen. In der Kernstadt gibt es nur einen Fall. Klar ist aber: die meisten Einbrüche sind in der dunklen Jahreszeit. Deshalb werden wir jetzt verstärkte Kontrollen fahren."

Randalierer

Auch gut: Die Zahl der Randalierer und der Pöbler in der Öffentlichkeit ist offenbar zurückgegangen. Schwab: "Bei der Aggression im öffentlichen Raum, die eine enorme Wirkung für die öffentliche Sicherheit hat, ist die Zahl der Fälle in Horb um 14 zurückgegangen. 42 Mal wurde das im Jahr 2018 der Polizei gemeldet – im Jahr davor waren es noch 56 Fälle. Das ist eine erfreuliche Trendwende gegenüber dem Präsidium und dem Landkreis. Im Landkreis gab es eine Zunahme um 4,5 Prozent."

Rauschgift

Bei den angezeigten Rauschgiftdelikten gibt es in Horb einen deutlichen Rückgang – von 78 auf 53 Fälle. Laut Kripo-Leiter Nitsch sei die Verfügbarkeit von Marihuana im Kreisgebiet sehr hoch. Laut Polizeichef Schwab ist der Horber Bahnhof immer noch der Schwerpunkt der Rauschgiftkriminalität.

Opfer von Straftaten

Auch gut: Die Zahl der Opfer von Straftaten in Horb ist im vergangenen Jahr zurückgegangen – von 215 auf 189 Betroffene. Ein Rückgang um 12,1 Prozent! In Freudenstadt dagegen stieg die Opferzahl an – um 3,1 Prozent. Das liegt sogar über dem Landesdurchschnitt von 2,8 Prozent.

Politische Kriminalität

Doch wie sieht es mit der politischen Kriminalität aus? Das wollen Luis Schneiderhan (OGL) und Benjamin Breitmaier (SPD) wissen. Kripo-Leiter Nitsch: "Diese Delikte werden vom Landeskriminalamt bearbeitet. Ich habe mich schlaugemacht. In Freudenstadt wurden elf politisch motivierte Straftaten angezeigt. Das ist deutlich unter dem Schnitt der anderen Landkreise."

Breitmaier sagte: "Ich habe eine Bitte. Beim Vortrag des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume im MGG hat mich Heinz Högerle vom Synagogenverein darauf angesprochen, dass es antisemitische Schmierereien und Gewalt gegen Schautafeln gibt. Dort sollte man mit Sensibilität, aber auch Konsequenz vorgehen. Vor allem auch nach dem antisemitisch motivierten Anschlag in Halle. Oder auch dann, wenn der dritte Weg wieder mal seine dummen Aufkleber anbringt." Nitsch informierte: "Antisemitische Straftaten wurden 2018 im Kreis nicht angezeigt. Wenn uns politisch motivierte Straftaten bekannt werden, wird mit aller Sensibilität und Schärfe da rangegangen." Schwab: "Ich kann Ihnen versichern, dass wir sehr eng an dem Thema dran sind – gerade mit dem Förderverein der ehemaligen Synagoge. Ich bin Ansprechpartner für die israelitische Religionsgemeinschaft. Was wir an Schutz zur Verfügung haben, bieten wird. Da stehen wir dahinter."

Enkeltrick

Auf Nachfrage von SPD-Fraktionschef Thomas Mattes geht Kripo-Leiter Peter Nitsch noch auf den Enkeltrick ein: "Vergangene Woche haben wir erst zwei Geldabholer geschnappt. Dazu gibt es eine zentrale Ermittlungsgruppe in Rottweil. Es ist wichtig, dass alle sehr wachsam mit dem Thema umgehen. Selbst wenn der Anruf abgewimmelt werden kann – bitte sofort die Polizei anrufen. Damit wir wissen, dass die wieder in der Nähe sein können."

Und er gibt den Angerufenen noch einen wichtigen Tipp mit: "Die Enkeltrick-Betrüger vergewissern sich immer, ob das Opfer allein ist. Wenn man sich bei den Anrufern nicht sicher ist, ob die seriös sind, einfach sagen, dass jemand gerade in die Wohnung gekommen ist. Die Tochter, der Sohn – wer auch immer."

Umzugspläne

Und was ist mit dem Neubau und dem Umzug des Polizeireviers aus dem Fruchtkasten? Schwab sagt: "Das Innenministerium hat uns zugesagt, dass der Neubau in Horb höchste Priorität hat. Es wird derzeit geprüft, ob der Neubau noch in den nächsten Staatshaushalt mit aufgenommen wird."