Auf unserer Facebook-Seite fragen einige: "Warum eigentlich noch dieser Krankenhaus-Ausbau?" Viele Horber sind enttäuscht, dass die Gesundheitsversorgung in Horb immer mehr abgebaut wird. Das endgültige Aus der hausärztlichen Notfallpraxis sorgt für große Enttäuschung. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Chronologie der Zeitverschwendung. Rosenberger "entsetzt" über Aus von hausärztlichem Notdienst.

Horb - Nach dem endgültigen Aus für die hausärztliche Notfallpraxis in Horb fragen sich viele Bürger: Hat das die Politik verschlafen?

OB Peter Rosenberger zeigte sich gestern "entsetzt" über das Schreiben von KV-Vorstand Johannes Fechner. Dieser schreibt, dass die hausärztliche Notfallpraxis in Horb für immer geschlossen bleibt (wir berichteten).

Rosenberger: "Ich verstehe den Zeitpunkt nicht. Wir sind gerade dabei, Ärzte zu sammeln, die bereit sind, weiterhin den hausärztlichen Notdienst in Horb zu leisten." Er will sich noch in dieser Woche mit Landrat Rückert und KLF-Geschäftsführer Peter Mast abstimmen, wie man jetzt weiter vorgeht.

Doch viele – auch aus der Bürgerinitiative "Pro Krankenhaus Horb" fragen sich: Hätten Stadt, Landkreis und KLF nicht schneller handeln müssen?

Fakt ist: Am 23. September 2013 beschloss der Kreistag, dass die Akut-Klinik in Horb endgültig geschlossen bleibt. Gleichzeitig wurde beschlossen, dass versucht werden solle, mit Hilfe des hausärztlichen Notdienstes und mit Hilfe der KLF eine Anlaufstelle für Patienten im Notfall in Horb zu schaffen.

Genau 13 Tage vorher hatte Richard Brems, Organisator des hausärztlichen Notdienstes in Horb, verkündet, dass dieser Service zum Jahresende in Horb schließt.

Am 15. November – also 53 (!) Tage später – so erinnert sich OB Rosenberger, waren er und Landrat Klaus Michael Rückert beim KV-Vorstand Fechner. Hier rangen sie ihm die Zusage ab, dass man ab einer Zahl von zwölf Ärzten, die bereit seien, in Horb weiterhin den hausärztlichen Notdienst, bereit sei, über eine Satellitenpraxis in Horb nachzudenken.

Am 19. Dezember verkündete die KV, dass die hausärztliche Notfallpraxis in Horb geschlossen wird. Und der Ersatz für Horber Patienten ab 1. Februar in Nagold eröffnet wird. Rosenberger kündigte gleichzeitig an, dass man "über den Jahreswechsel eine Umfrage bei Horber Ärzten machen wolle, um festzustellen, wer den Notdienst in Horb macht." Noch 44 Tage, um eine Horber Lösung hinzubekommen.

Das Schreiben geht aber erst am 15. Januar 2014 raus. Es musste erst mit Landrat Rückert und KLF-Geschäftsführer Peter Mast abgestimmt werden.

Noch 16 Tage, ehe die Notfallpraxis in Nagold öffnet. Die Dienstpläne für die Ärzte, die sich ab 1. Februar in Nagold den Wochenenddienst teilen, sind schon längst geschrieben...

Am 29. Januar dann die "große Überraschung". Bei der Eröffnung der Notfallpraxis in Nagold sagt KV-Sprecher Kai Sonntag, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass es in Horb eine Satellitenpraxis gibt.

Was vor allem verwundert: Obwohl schon spätestens seit Frühjahr 2013 klar war, dass der Standort der hausärztlichen Notfallpraxis Horb durch die Schließung der Akut-Klinik in Gefahr war, haben Stadt und Landkreis nicht das Gespräch mit dem damals vorhandenen und funktionierenden Notdienst gesucht. Das schreiben zwölf Ärzte auch in einem Brief: "Wieso haben die politisch Verantwortlichen nicht vor der Schließung des Krankenhaus Horb das Gespräch mit den Ärzten gesucht? Warum gab es im Sommer 2013 kein Gespräch mit uns, als eventuell noch eine Horber Lösung vorstellbar gewesen wäre?"

Rosenberger: "Damals war die hausärztliche Notfallpraxis in Horb kein Thema."

Richard Brems hatte diesen hausärztlichen Notdienst in Horb bis Ende Januar 2014 organisiert. Er sagt: "Die Politik hat leider mit den Ärzten, die die Arbeit machen müssen, keinerlei Gespräch gesucht."

Der Mediziner hatte immer wieder betont, dass es angesichts der Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte spätestens ab 2014 schwierig werde, diesen Notdienst in Horb personell darzustellen. Doch offenbar hat das Rathaus es versäumt, rechtzeitig auszuloten, welche Kapazitäten aus diesem Ärztekreis noch vorhanden sind. Rosenberger kontert: "Brems war schon immer gegen eine Lösung in Horb." Der OB hatte vor Kurzem auch noch gesagt: "Angesichts dieser Aussagen (Anm. d. Red. von Brems und seinen Mitstreitern) frage ich mich, ob die Versorgung der Patienten im Notfall den Vorrang hat oder die Dienste der Ärzte."

Am Ende steht die Spaltung in der Ärzteschaft im Raum Horb. Rainer Schach aus Altheim soll gut 15 Kollegen zusammen gehabt haben, die die hausärztliche Notfall-Praxis in Horb aufrecht erhalten wollten.

Zwölf Mediziner aus Horb machten klar, warum sie gegen diese Lösung sind. Auch Brems unterzeichnete diesen Brief: "Den Schwarzen Peter den ›arbeitsunwilligen‹ Horber Ärzten zuzuschieben, ist zu einfach. Wir mussten uns alle daran gewöhnen, dass zunächst die Geburtshilfe, dann die Gynäkologie, dann die Chirurgie und zuletzt die Internistische Abteilung und das gesamte Krankenhaus Horb geschlossen wurden. Ein Appell an die Duldsamkeit und Selbstausbeutung der Ärzte löst das von der Politik verursachte Problem nicht."

So hatte KV-Chef Fechner dann auch eine gute Begründung, um die endgültige Schließung des hausärztlichen Notfallpraxis in Horb zu verkünden, "weil die Stimmungslage in der Ärzteschaft vor Ort sehr zwiespältig sei".

Brems befürchtet, dass die medizinische Versorgung in Horb weiter austrocknet. Er sagt: "Noch in diesem Jahr könnte die Quote der hausärztlichen Versorgung unter 80 Prozent sinken."

OB Rosenberger sagt nun: "Wir warten zunächst die kreisweite Gesundheitskonferenz ab. Aus der Essenz dessen werden wir überlegen, ob wir als Kommune weitere Schritte unternehmen werden."

Der Vorwurf bleibt im Raum, dass die Lokalpolitik nicht genügend getan hat und auch aktuell nicht genügend unternimmt, um den Abstieg bei der Gesundheitsversorgung mit allen Mitteln zu verhindern.

Von Jürgen Lück

Horb/Nagold. Vielleicht hätte auch Horb ein hausärztlicher Notdienst gut gestanden...

Nach dem ersten Wochenende zieht Thomas Ruppert, Koordinator der Notfallpraxis im Klinikum Nagold, eine positive Bilanz: "Die neue Praxis wurde sehr gut angenommen. Wir hatten allein am Samstag 50 Patientenkontakte. Dabei gab es viele positive Rückmeldungen."

Und sein Kollege Albrecht Rieber hat den Fahrdienst erledigt und Hausbesuche gemacht. Er sagt: "Die meisten Patienten, die ich besucht habe, kamen aus der Horber Raumschaft." Er schätzt, dass der Anteil der Horber Patienten bei 70 Prozent lag. Dabei sei er bis Mühringen oder Rohrdorf gefahren.

Das ist ein guter Start für den hausärztlichen Notdienst. Auch Nagolds ärztlicher Direktor Hubert Mörk kann darauf hoffen, dass sich durch die neue Praxis die Notfälle entzerren. Laut Mörk waren vorher gut 80 Prozent der Patienten, die in der Notambulanz des Krankenhauses klingeln, Fälle für den hausärztlichen Notdienst.

So habe man mehr Zeit und weniger Wartezeit für die wirklich schweren Fälle, erklärt der ärztliche Direktor.