Der Unmut über das geplante KVT, wie hier vor der Abstimmung über das Gewerbegebiet Ahldorf, bleibt auch nach der Infoveranstaltung bei einigen bestehen.Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Kritische Fragen zum Güterverkehrsterminal kommen aus der Bürgerschaft bei der Info-Veranstaltung

Einige Bürger haben den Eindruck: Für das neue, geplante Güterverkehrsterminal (KVT) in Horb werden acht Hektar wertvolle Industriegebietsfläche verschenkt. Für ein Projekt ohne Zukunft. Einige der kritischen Fragen bei der Info-Veranstaltung.

Horb. Wolfgang Lohrer, Sprecher der BI Heiligenfeld, bringt seine Skepsis so auf den Punkt: "Das Güterverkehrsterminal Heilbronn hat es in das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes geschafft. Wenn so etwas in Horb passiert, was passiert dann mit der versiegelten Fläche?"

OB Rosenberger: "Wir bleiben Eigentümer der Gleisfläche. Wir wissen nicht, wie wirtschaftlich erfolgreich das Unternehmen wird. Wir werden die Gleisflächen verpachten und das Geld zur Schuldentilgung nehmen, da wir wissen, dass wir in den nächsten Jahren sehr defizitäre Haushalte haben. Stichwort Gewerbesteuer: Die Gesellschafter des KVT werden ihren Sitz nach Horb verlegen."

Steffen Nestler, Investorenvertreter: "Es gibt Förderprogramme vom Bund und vom Land. Der Bund fördert nur, wenn sichergestellt ist, dass das Güterverkehrsterminal 20 Jahre lang vorgehalten werden kann. Der Bund hat dazu eine eigene Prognose erstellt, in der festgestellt wird, wo mit wirklich ganz kleinteiligen Verkehrszellen bis 2030 Verkehrsströme und Verkehrsträger-Anteile ermittelt werden. Daraus macht der Bund ein Standortkonzept für KVT." Auch das Land habe das Gäuquadrat mit dem Standort Horb als aussichtsreich eingeschätzt.

Dazu fordert der Bund auch Absichtserklärungen von Nutzern und Spediteuren. Nestler: "Die haben offenbar überzeugt, sonst würde die Förderung nicht kommen. Es gibt einen ersten Kunden, der die Bereitschaft erklärt hat, in Horb mit Zügen einzufahren. Mit Containern für die Firmen in der Region."

Kurt Plathe: "Allein in den Landkreisen Calw, Freudenstadt und Reutlingen werden jährlich 4000 Container aus den Häfen angeliefert. Schon diese drei Landkreise geben das Potenzial her. Dazu kommt: Allein die CO2-Steuer auf Diesel verteuert die Kilometer-Kosten pro Lkw um 8 Cent. Ein kleines Terminal für potenzielle Verlader kann diese Mehrkosten zukunftsfähig umgehen!"

Warum gibt es kaum Container-Verkehr in den großen Firmen des Landkreises?

BI-Specherin Ursula Becht: "Was uns unsere Informanten in den großen Firmen sagen: Dort kommen kaum Container an. Wie kann es dann sein, dass die Firmen in der Zeitung so für das KVT werben?"

Steffen Nestler: "Kunden von Güterverkehrsterminals sind Operateure in Seehäfen. Die überlegen, wie sie ihre Container zum Kunden bringen." Das Argument der Investoren, was in verschiedenen Antworten durchklingt: Diese Operateure suchen das günstigste Angebot, um den Container aus dem Hamburger Hafen zu Fischer in Waldachtal zu bringen. Sie entscheiden, ob der Container per Bahn zum schon jetzt an der Kapazitätsgrenze arbeitenden Güterverkehrsterminal in Kornwestheim gebracht wird oder nach Horb. Der Sattelschlepper bringt den Container dann entweder direkt ins Werk oder in eine Packstation, in der umgeladen wird.

Horb soll deshalb über die Strecke in Kornwestheim oder vom Umschlagplatz Stuttgart Hafen angefahren werden. Der Weg umgekehrt – von Fischer über den Hafen – laufe genauso. Nestler: "Es gibt Verkehre aus dieser Region, die mit dem Lkw nach Kornwestheim gebracht werden, um von dort aus zum Hafen nach Hamburg gebracht zu werden."

OB Rosenberger sieht in dem neuen KVT eine Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen in der Region zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern.

Sorgt das Umladen der Waren in den Containern für jede Menge Kleintransporte auf unseren Straßen?

BI-Sprecher Wolfgang Lohrer: "Im Service-Center soll auch kommisioniert werden. Nach unseren Informationen sorgt so ein Container für einen Multiplikator-Faktor von 20 bis 40 Kleintransportern."

OB Rosenberger: "Die großen Unternehmer brauchen kaum Kommissionierung."

Nestler: "Auch die Container, die beim Kunden ausgeladen werden, verteilen sich auf andere Transporte. Das ist das, was schon heute besteht. Einen allgemeinen Multiplikator kann man dafür nicht nennen. Das zwischengelagerte Gut wird aber in große Lkw umgeladen. Das kann man schwer beziffern."

Fahren die KVT-Lkw auch Sonntags?

Mehrere wollen wissen: Für Lkw, die KVTs beliefern, gibt es Ausnahmen vom Sonntagsverbot. Dazu dürfen sie 44 Tonnen schwer sein. Leiden nicht nur die Anwohner, sondern auch die Straßen?

Nestler: "Das ist als Anreiz des Bundes geschaffen worden. Diese Regelungen werden in der Regel im Umfeld von Seehäfen genutzt. In Horb sehen wir das nicht. Wir sehen nicht, wer die Container an Sonn- und Feiertagen entgegen nehmen soll." OB Rosenberger und Verkehrsminister Hermann hatten auch Sonntags-Durchfahrtsverbote für Lkw angesprochen.

Später sagt er noch: "Beim Güterverkehrsterminal geht es um geplante Verkehre. Dort wird nicht pro Kilometer bezahlt, sondern pro Stunde. Jede Stunde, die ein Container herumsteht, macht die Transportkette unwirtschaftlicher."

Halten die Straßen das aus?

Nestler: "Die 44 Tonnen kommen daher, weil Container verstärkte Rahmen haben. Allerdings wird im Fahrzeugbau immer mehr auf Leichtbauweise gesetzt. So sind die Container-Nutzfahrzeuge maximal zwei Tonnen schwerer. An der Geräuschkulisse merkt man das Mehrgewicht nicht. Und die Straßen haben so eine bauliche Reserve, dass es egal ist, ob 38 oder 42 Tonnen rüberfahren!" Im Planfeststellungsverfahren wird das aber noch einmal genau überprüft.

36 000 Lkw pro Jahr – sorgt das für Stau?

BI-Sprecherin Becht: "36 000 Fahrten pro Jahr. Das heißt: 6,6 Minuten pro Lkw. Alle müssen durch die Ledermannstraße. Wurde das schon mal zu Ende gedacht?"

OB Rosenberger: "Ja. Deshalb ist am neuen KVT ein Kreisverkehr geplant."

Nestler: "Die Nachplanungen sehen Vorstauflächen vor. Die Lastwagen fahren im Auftrag von Speditionen aus der Region. Die Fahrten können so präzise gesteuert werden. Das ist anders als beispielsweise in Eutingen, wo Fernfahrer unterwegs sind. Die kommen aus Litauen. Da kann man nicht sagen, dass die um 8.30 Uhr vor Ort sein müssen. KVT-Betreiber und die Speditonsunternehmen sind daran interessiert, die Aufenthaltszeiten möglichst kurz zu halten!"

Wird Altheim jetzt eingezwängt mit dem KVT und neuen Gewerbeflächen?

OB Rosenberger: "Der Gemeinderat hat beschlossen, dass es für die Fläche nördlich vom Gleis keine gewerbliche Entwicklung geben wird."

Ist der Horber Bahnhof besser für Güterverkehr geeignet?

BiM-Gemeinderat Simon Jung: "Ich habe auf Eurotransport gelesen, dass die Reaktivierung des Güterbahnhofs Horb geplant ist."

OB Rosenberger: "Mir sagt das nichts. Niemand hat sich mit der Stadt in Verbindung gesetzt."

Steffen Nestler: "Der Rangierbahnhof ist damals für die Eisenbahnerlebniswelt halbiert worden. Die Gleise, die im Besitz der DB Netze sind, werden für Abstellungen genutzt. Mehr Platz ist da nicht – und das lohnt sich nicht richtig."

Stadtplaner Peter Klein fügt noch hinzu, dass auch die Zufahrtsituation für Lkw dort nicht optimal ist.