In Horb gescheitert – in Chemnitz unter Druck: Philipp Rochold. Foto: Hopp

Schwabo-Porträt sorgt für großen Wirbel im Osten. Bürgermeister gerät in Chemnitz mächtig unter Druck.

Horb/Chemnitz - Der eine (Zimmermann) kann sich auf Horb freuen. Der andere (Kreutzer) geht entspannt an seinen Arbeitsplatz in Köln zurück. Bürgermeisterkandidat Philipp Rochold ist an seinem Amtssitz heftig unter Beschuss geraten.

Am Dienstagabend bekam der selbstbewusste Sozialbürgermeister von Chemnitz in geheimer Wahl vier Stimmen von den Horber Gemeinderäten. Zimmermann 18.

Doch Rochold ist in Chemnitz nun heftig unter Druck (wir berichteten). Der Grund: Ein Kandidatenporträt des Schwarzwälder Boten. Erschienen am 20. April. Stein des Anstoßes – das Zitat von Rochold: "Ich habe mich mit Vereinen eher zurückgehalten. Da halte ich es eher wie die Hanseaten: Weil ich viel gefördert habe, wollte ich den Eindruck der Befangenheit strikt vermeiden. Und diese Haltung hat sich in meinem Lebensweg bisher bewährt. Zuletzt hat es in Chemnitz Riesen-Probleme mit Korruption gegeben. Gut, wenn man da wirklich unabhängig ist."

Durch die Korruptions-Aussage hat sich Rochold nun Riesen-Ärger eingehandelt. Die Bild titelt: "Fliegt Chemnitz’ Bürgermeister jetzt aus dem Amt?" Das Boulevard-Internet-Portal "Tag 24" hat die Überschrift: "Bürgermeister scheitert im Westen, nun droht ihm auch das Aus im Rathaus?" Chemnitzer Politiker reagieren mit Unverständnis und fragen, welche Korruption der Sozialbürgermeister meint. Die Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (56, SPD) hat angekündigt, Rochold zum Rapport zu bitten.

Hat Rochold gelogen? Alle drei Bürgermeisterkandidaten wurden in den vergangenen Woche in einem Porträt in unserer Zeitung vorgestellt. Rochold kam am Dienstag, 18. April, um 13 Uhr mit seiner Frau dabei. Sie an Krücken – Skiunfall.

Das Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten dauerte ungefähr eine Stunde. Im Vorfeld in Hintergrundrecherchen wurde signalisiert, dass man Zweifel habe, ob er der richtige Kandidat sei und sich in Horb wirklich integrieren will.

Er sagt die in unserem Porträt wiedergegebenen Sätze. Erzählt auf Nachfrage Details von einem Stadt-Mitarbeiter, der wegen einer Korruptionsaffäre vor gut zehn Jahren in Chemnitz von einer Brücke gesprungen ist. Er bittet darum, dass diese Informationen nicht erscheinen. Rochold gestern zur Bild-Zeitung: "Die Kollegen des Schwarzwälder Boten waren sehr gut vorbereitet. Korruptionsfälle in Chemnitz kamen zur Sprache, die lange her sind, zehn Jahre etwa."

Am 19. April um 11.58 Uhr wird das fertig geschriebene Porträt an die E-Mail-Adresse von Rochold geschickt. Er meldet sich dann telefonisch in der Redaktion und gibt Korrekturen durch.

Was sagt er jetzt? Rochold gibt zu, dass er sich zu wenig Zeit genommen habe, den ihm zugesendeten Text in Ruhe durchzulesen. Seine Erklärung: In der Eile habe er die Brisanz der Passage nicht erkannt und sie nicht präzisiert oder das Wort Korruption nicht gestrichen.

Der Sozialbürgermeister von Chemnitz zum Schwarzwälder Boten: "Was mir jetzt vorgeworfen wird, wird hier völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Klar ist: Der Begriff Korruption im Zitat bezieht sich auf den Fall der Baukorruption vor gut zehn Jahren." Rochold betont, dass er während dieser Korruptionsaffäre noch kein Bürgermeister von Chemnitz war.

Seine Niederlage in Horb hat er in Chemnitz übrigens ebenfalls auf ganz besondere Weise erklärt. "Der Landkreis Freudenstadt ist FDP-Hochburg", sagt er "Tag24". Was er verschwiegen hat: Der FDP-Mann Zimmermann konnte ohne die CDU-Stimmen gar nicht gewinnen, außerdem hatten es die Liberalen bei der Horber CDU eher nicht so leicht. Er selbst habe mit der Niederlage schon vor seiner Bewerbungsrede gerechnet, erzählt er unserer Zeitung. "Das habe ich schon im Feuerwehrhaus geahnt, als ich mit Matthias Kreutzer im Mannschaftsraum platziert wurde. Aber ich wollte in letzter Minute nicht zurückziehen."