CDU, SPD und Grüne lassen kein gutes Haar an Theurer-Kandidatur. Seifritz freut sich über Bekanntheitsgrad.

Horb - Es ist die Nachricht des Tages: Der Mann für Europa, Michael Theurer, will wieder aktiv in der Neckarstadt mitmischen.

Am Freitag tauchte sein Name auf der Nominierungsliste der Freien Wähler auf: Michael Theurer, Landesvorsitzender der FDP Baden-Württemberg und Vorsitzender des Haushaltskontrollausschusses im Europäischen Parlament will zurück in den Gemeinderat.

Der Fall Theurer-Kandidatur sorgt für ein eher ungewöhnliches Phänomen: Einen Konsens über alle Fraktionen, außer der FD/FW, hinweg: "Das geht gar nicht!". Und die Vertreter von CDU, SPD und Grünen halten nicht hinterm Berg: "Effekthascherei", "wird nie da sein", "Besuchs-Horber" – es hagelt Kritik von allen Seiten. Der Schwarzwälder Bote hat nachgefragt und stieß auf Emotionen, die von leichter Missbilligung bis Empörung reichten:

u Gerhard Munding, Fraktionsvorsitzender der CDU, ist sprachlos. "Woher der Mann die Zeit nehmen will, ist mir ein Rätsel". Theurer fehle schon im Kreistag die Hälfte der Zeit. Er hat Zweifel daran, dass er seine Aufgabe als Gemeinderat voll erfüllen könne. "Die freien Demokraten brauchen offensichtlich kräftig Hilfe."

u Kristina Sauter (Grüne) erfuhr die Nachricht im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Nach dem anfänglichen Schock – "ich krieg mich nicht mehr" – holte aber auch sie zum Rundumschlag aus: "Ich finde das nicht gut. Der Gemeinderat ist eine Bürgervertretung. Als ehemaliger Oberbürgermeister kann er das nicht unbelastet machen". Auch den Wechsel von Gerhard Munding vom Bürgermeister zum Gemeinderat vor einigen Jahren fand sie "grenzwertig". "Das kann gar nicht gutgehen. Das gibt Dauerzoff". Nach ihrer Meinung werden sich "kindische Auseinandersetzungen" – eine Anspielung auf die Diskussion zum Einkaufszentrum – noch weiter verschärfen.

u Alfred Seifriz, Fraktionsvorsitzender der FD/FW Gemeinderäte ist am Telefon merklich glücklich über die Kandidatur Theurers: "Das ist doch der Hammer". Für ihn ist es der "krönende Abschluss" der Liste, auf die der Fraktionsvorsitzende merklich stolz ist. Die Initiative für die Kandidatur kam aus der Fraktion selbst. "Wir suchten nach jemandem, der die Liste mit seinem Bekanntheitsgrad bereichert und zu einer Verbesserung der Wahlergebnisse führt". Nach kurzer Bedenkzeit kam dann von Theurer das "Ja, ok". Dass für den Europaparlamentarier der Aufwand zu hoch wird, sieht Seifritz nicht. "Das hat bei anderen auch funktioniert." Er hofft, dass Theurer im Rat die Argumentationsbasis der FW/FD Fraktion noch verstärkt.

u Viviana Weschenmoser, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins bezeichnet Theurers Kandidatur als "Effekthascherei". Man suche einfach jemanden mit Bekanntheitsgrad, der nicht die geringste Zeit für das Amt hat. "Letztendlich geht das zu Lasten der Wähler." Äußerst fragwürdig findet sie auch die Tatsache, dass mit Theurer nun der Vorgänger dem jetzigen Amtsträger Rosenberger Ratschläge geben wird. "Theurer ist kein typischer Horber mehr", erklärt Weschenmoser, "wir brauchen Leute von der Straße, die sich für soziale Themen einsetzen. Das funktioniert nicht mit Besuchs-Horbern". Ob sich Weschenmoser nicht ein wenig auf die Debatten im Gemeinderat freut? "Die wird es nicht geben, denn er wird nicht da sein."