An den Windpark-Plänen der Stadtverwaltung scheiden sich nach wie vor die Geister: Auf großes Interesse stieß die Podiumsdiskussion zu diesem Thema im Horber Kloster. Foto: Morlok

Diskussion im "Kloster": Befürworter und Gegner bewegen sich nicht aufeinander zu.

Horb - Kaum ein Thema hat die Horber in letzter Zeit so polarisiert wie die Überlegung, im Waldgebiet "Großer Hau" in Rexingen einen Windpark zu errichten.

u Alternative Energiegewinnung oder Naturschutz? Das ist die Frage, die nach vielen öffentlichen Sitzungen und einigen Info-Veranstaltungen noch immer offen ist. Am Freitagabend trafen sich rund 100 Bürger – rund die Hälfte davon aus Rexingen – auf Einladung des Projektes Zukunft (PZ), um in einer Podiumsdiskussion ihre Standpunkte zu erläutern. Der Klostersaal war voll, einige Besucher mussten sogar stehen.

u Helmut Loschko vom PZ saß als Moderator am Rednertisch, an dem Peter Rosenberger, Kristina Sauter, Birgit Sayer und Walter Trefz Platz genommen hatten. Er selbst stecke bei diesem Thema in einem Dilemma, gab er zu. "Früher konnten wir prima gegen Atomstrom demonstrieren – seit der Energiewende stecken wir in der Bredouille. In unserer Satzung steht nämlich, dass wir uns auch für den Naturschutz engagieren, und ich bin mir selbst nicht mehr klar, wohin die Reise nun geht."

u Für Oberbürgermeister Peter Rosenberger, der als erster Redner des Abends in die Podiumsdiskussion einstieg, ist dagegen ganz klar: "Unser Ziel heißt klimaneutrale Kommune und ein energieautarkes Horb." Er betonte, dass der Windpark im "Großen Hau" bisher immer noch im Planungsstadium steckt und er und seine Stabsstellen alles dafür tun, um die Bürger bei dieser Entscheidung mit ins Boot zu nehmen. "Wir legen alle Daten und Fakten offen, sorgen seit Beginn der Projektplanung für größtmögliche Transparenz und bestellen auch für die kleinsten Kleinigkeiten Gutachter, die jede Eventualität abprüfen – wir halten jede Vorschrift ein." Er werde sich an seine Aussage halten, das Projekt sofort einzustellen, wenn klar werde, dass in diesem Waldgebiet der Rote Milan fliege und brüte. "Ende September werden alle Gutachten vorliegen", so Rosenberger. "Dann werden wir das Projekt im Gemeinderat beraten und die Öffentlichkeit zu einer weiteren Info-Veranstaltung einladen. Den Flächenverbrauch im Wald bezeichnete der OB als überschaubar.

u Rexingens Ortsvorsteherin Birgit Sayer sah dies völlig anders. Sie sei generell nicht gegen Windkraft, aber "wir fühlen uns verpflichtet, diesen Wald zu schützen." Er sei keinen Aneinanderreihung von Bäumen, sondern ein komplexes Ökosystem, in dem allein 61 Brutvogelarten gezählt werden. Sie wies zudem auf die Gefahren hin, die aus rein mechanischer Sicht von den Windrädern ausgingen.

u Der ehemalige Freudenstädter Förster und Umweltaktivist Walter Trefz betrachtete diese komplexe Angelegenheit fast schon aus philosophischer Sicht. Biodiversitätsverlust, also der Verlust an biologischer Vielfalt, sieht er als die größte Gefahr an. "Mit jeder Pflanze, jedem Tier, das wir verlieren bricht eine Schraube aus dem Raumschiff Erde weg und es wird instabil."

u Umweltschutz-Aktivistin Kristina Sauter brachte in der ersten Runde die soziale Komponente in die Diskussion. Für sie sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen. Menschen, die immer mehr nach Alternativen und neuen Wegen zur alternativen Stromerzeugung suchen. Windkraft hält sie dabei für eine der effizientesten Lösungen. 25 Prozent der Horber Bürger hätten sich in Arbeitskreisen ebenfalls dafür ausgesprochen.

u Förster Peter Daiker relativierte in seiner Aussage die Feststellung von Rexingens Ortsvorsteherin Birgit Sayer, die in ihrem Statement behauptete, dass auch aus forstwirtschaftlicher Sicht keine Windkraftanlagen im Wald befürwortet werden. "Wenn wir Windkraft wollen, wird sich die Landschaft verändern", gab er zu bedenken. "Wenn wir jedoch diesen Strom von der Nordsee beziehen, müssen wir allein in unserer Gegend sieben große Versorgungs-Schneisen in den Wald schlagen. Deshalb ist der Forst nicht unbedingt gegen Windkraft im "Großen Hau".

u Grünmettstettens Ortsvorsteher Karl Kocheise zitierte dazu Franz Untersteller, den grünen Landesminister für Umwelt-, Klima- und Energiewirtschaft. Dieser sagte: "Wir müssen mit Windkraft in den Wald". Kristina Sauter ergänzte, dass auch der Bund für Naturschutz keine eindeutige Differenzierung mehr zwischen Wiesen und Wäldern als Aufstellungsort für Windkrafträder mehr macht.

u Werner Straub aus Ihlingen reklamierte das Vogelgutachten der Stadt. Seiner Ansicht habe man sich mit zu vielen Kleinigkeiten zu lange beschäftigt und das Wesentliche, die Milane, nicht genug beachtet. "Wenn der rote Milan fliegt, sollte man schnell nach Alternativen suchen", sein Resümee.

u  Der Horber Naturschützer Volkmar Rieber stellte die Behauptung Sauters, dass durch einen Windpark im "Großen Hau" keine Biodiversitätsverluste eintreten, in Frage. "Wie kommen Sie zu dieser Annahme?"

u Der Grünen Kreisrat Wolf Hoffmann zog für sich das Fazit, dass man alle Argumente anhören und prüfen müsse.