Die Grundhaltung: "Windkraft ja – aber nicht bei uns" sei keine Lösung, stellte Ortschaftsrat Dietmar Singer fest. Foto: dpa

Ja zu Flächennutzungsplan noch kein Bauentscheid. Strom aus Biomasse fast ausgereizt.

Horb-Grünmettstetten  - Der Grünmettstetter Ortschaftsrat steht dem Windpark-Plan aufgeschlossen gegenüber. In seiner Sitzung sprach er sich einstimmig für den Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat aus, den Flächennutzungsplan für das Gewann "Großer Hau" in Rexingen zu ändern.

"Wir haben bei uns im Flecken niemand getroffen, der total gegen die Windkraft wäre. Die meisten haben es kapiert, dass die Energiewende kommen muss", so Ortsvorsteher Karl Kocheise und Ortschaftsrat Peter Kreidler.

Es gab zudem weitere wichtige Gründe, die den Rat dazu bewegten, sich den Bittelbronner Räten, die ebenfalls dafür gestimmt haben, anzuschließen. Sie stimmten damit gegen das Votum ihrer Kollegen aus Rexingen.

Zum einen, so argumentierten die Räte, ist die Zustimmung zur Änderung des Flächennutzungsplanes keine Baugenehmigung zur Errichtung einer Windkraftanlage. Als weiteres Argument stand fest, dass man die Energiewende nicht realisieren kann, wenn man keine Alternativ-Energien zum Atomstrom zulässt. Die Grundhaltung: "Windkraft ja – aber nicht bei uns" sei keine Lösung, stellte Ortschaftsrat Dietmar Singer fest. "Ich habe meiner Lebtag nie geglaubt, dass ich der Kristina Sauter aus Bildechingen irgendwann mal zustimmen kann", so Singer weiter, "aber seit dem Info-Abend zu dem Thema Windkraftanlage in der Hohenberghalle gebe ich ihr recht."

Die grüne Umweltaktivistin sprach sich bei der Veranstaltung für den Standort der geplante Windkraftanlage in Rexingen aus und begründete dies damit, dass man in diesem Fall das Gute (Windenergie) mit dem Schlechten (Abholzung) aufwiegen müsse.

Allerdings: In der Diskussion machten es sich die Ortschaftsräte mit der Abwägung zwischen Ökostrom und Erhalt der Natur nicht leicht. Mit Peter Klein, dem neuen Chef-Stadtplaner, hatten sie einen kompetenten Ansprechpartner am Ratstisch, der einen Überblick über das bisherige Verfahren gab.

Strom aus Biomasse sei fast ausgereizt

Auf dem Weg zur klimaneutralen Kommune müsse man sich intensiv mit der alternativen Energiegewinnung in Horb auseinandersetzen. Bei der Wasserkraft sei man bereits am Anschlag und Strom aus Biomasse sei fast ausgereizt. Solarenergie werde man vorantreiben und für eine Windkraftanlage suche man einen Standort.

Vier mögliche Flächen habe man geprüft und letztendlich wäre nur das Gewann "Großer Hau" in Rexingen übrig geblieben. Man wolle die Bürger und alle beteiligten Stellen bereits in diesem recht frühzeitigen Planungsstadium einbinden, so Klein, der anfügte, dass die Gutachten über das Fledermausaufkommen sowie den Vogelflug bereits vorliegen, man aber noch das Gutachten zum Rotmilan – einer geschützten Greifvogelart – abwartet.

"Deshalb kann sich die Standortausweisung noch ändern." Im Herbst will man von Seiten der Stadt weitere Beratungen in den Ortschaftsräten ansetzen, erst dann soll eine definierte Gebietsabgrenzung erfolgen.

Fünf bis maximal acht Windkrafträder mit einer Höhe von 140 Metern wären im derzeit geplanten Gebiet technisch möglich. Pro Anlage müsste die MVV Energie AG aus Mannheim, die den Windpark errichten und betreiben will, rund fünf Millionen an Investitionskosten verplanen, so Klein. Ortschaftsrat Bruno Schäfer, wollte im Zuge der Diskussion wissen, warum man die Anlagen nicht auf die Freiflächen setzt, sondern an einigen Stellen den Wald rodet, um ihn als Ausgleichsfläche wieder woanders aufzuforsten. "Weil wir nur zwei schmale Freiflächenkorridore haben", so die Antwort von Peter Klein.

Fazit der Diskussion: Eine zentrale Stromerzeugung ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch wesentlich sinnvoller, als sich den Strom mit großen Energieverlusten aus Offshore-Anlagen von der Nordsee in den Schwarzwald schicken zu lassen.