Fühlt sich offenbar als Opfer: Der polizeibekannte Mann macht wieder Ärger am Bahnhof. Foto: Lück

Schlägerei vor dem Bahnhof eine Woche vor der Eröffnung des Einkaufszentrums.

Horb - Der Dauer-Platzverweis ist seit Kurzem vorbei. Jetzt macht der Bahnhofs-Pöbler wieder Ärger.

Mittwochabend, 18 Uhr. Schon seit gut einer Stunde ist der Bahnhofs-Pöbler wieder da. Macht Leute an und schreit rum. Dann eskaliert plötzlich die Situation vor dem Bahnhofseingang: Menschen kommen angelaufen. Bier ist auf den Stufen verspritzt. Ein Mann hält den Bahnhofs-Pöbler am Boden. Hält seinen Hals und die Hände fest. Sagt: "Jetzt ist gut." Die Zeugen rufen die Polizei. Sie fragen nach Taschentüchern, um beide zu versorgen. Eine Brille ist zerbrochen. Dann kommt die Polizei gleich mit zwei Autos angefahren, vier Beamte steigen aus dem Auto. Sie ziehen beide auseinander. Der Problemfall sitzt am Boden. Er lallt: "Ihr müsst den kontrollieren."

Was ist passiert? Ein Augenzeuge: "Der Problemfall hat dem anderen die volle Bierdose auf den Kopf geschlagen. Deshalb sind hier überall die Bier-Flecken." Der am Boden sitzende Mann lallt: "Ich muss zum Bus. Lasst mich gehen." Dann schwankt er Richtung Kaufland, kommt noch einmal zurück. Die beiden Beamten blocken ihn. Der Störenfried: Genau eine Woche, ehe am Mittwochabend das Einkaufszentrum mit einem Empfang eröffnet werden soll, macht er wieder Ärger.

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger zum Schwarzwälder Boten: "Wir werden diese Szene mit der Polizei besprechen und gemeinsam beurteilen. Wir sind bereit, sofort wieder einen Antrag auf ein Aufenthaltsverbot zu stellen!" Anfang Mai hatte der Problemfall als "Gewalt-Pöbler" für Schlagzeilen gesorgt. Immer wieder gab es Prügeleien. Wirte und Angestellte wurden bedroht. Das Kaufland hatte auch eine Security am Bahnhofsvorplatz installiert. Das Rathaus hatte dann ein Aufenthaltsverbot für diese Mann verhängt. Laut OB Rosenberger damals auch, um auszuprobieren, ob sich durch diesen "Dauer-Platzverweis" des mutmaßlichen Störenfrieds die Szene beruhigt. Parallel dazu waren die Sozialarbeiter Rüdiger Holderried und Manuel Trick in intensive Gespräche mit der Szene gekommen (wir berichteten).

Der "Dauer-Platzverweis" für den Mann endete am 27. August. Lange Zeit blieb es ruhig, wie Carsten Müller, Wirt des "Gleis Süd" bestätigt: "Es war wirklich viel entspannter." Bis jetzt. Dreht der Problemfall wieder durch? Stört er vielleicht sogar bei der Eröffnung des Einkaufszentrums? Ein Gewerbetreibender mit Sitz am Bahnhofsplatz: "Jeden Tag dieser Terror. Ich bin froh, wenn ich auswärts bin, da ist es ruhiger als hier. Ich will nicht wissen, was mit diesem Typ noch passiert, wenn das Einkaufszentrum eröffnet."

Sozialarbeiter Holderried: "Das ist schade. Ich hoffe, dass bald etwas passiert. Wenn die Person nüchtern ist, kann man sich normal mit ihm unterhalten. Doch unter viel Alkohol wird es schwierig." Doch wie geht es jetzt weiter mit dem Problemfall? Eine Stadtsprecherin: "Aufgrund des Umstands, dass das angeordnete Aufenthaltsverbot dazu beigetragen hat, dass sich die Situation im Bahnhofsbereich zwischenzeitlich deutlich beruhigt hat, wird überlegt, erneut ein befristetes Aufenthaltsverbot anzuordnen."

Eine Zeit lang war der Mann offenbar ruhig. Die Stadtsprecherin: "Nachdem das von der Person seit dem 27. August gezeigte Verhalten derzeit noch nicht so gewichtig ist, um ein neues Aufenthaltsverbot zu rechtfertigen, ist mit dem Polizeirevier Horb abgestimmt worden, dass zunächst die weitere Entwicklung abgewartet wird und das Polizeirevier Horb über weitere Auffälligkeiten fortlaufend berichtet. Sobald die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen, wird seitens des Fachbereich Vier erneut ein befristetes Aufenthaltsverbot angeordnet."

Muss der Bahnhofs-Pöbler vielleicht in die Psychiatrie? Die Stadtsprecherin: "Ungeachtet der polizeirechtlichen Sanktionen ist seitens des Rathauses das Landratsamt Freudenstadt mit Schreiben vom 12. Oktober um dringende Hilfestellung im Rahmen der Sozial- und Gesundheitsfürsorge gebeten worden. Im Einzelnen ist unter Hinweis auf die fortgeschrittene Eigen- und Fremdgefährdung infolge des gegebenen Alkoholismus ein dringender Handlungsbedarf gesehen worden."

Jetzt hat es also das Landratsamt in der Hand. Man kann gespannt sein, wie es reagiert. Die Stadtsprecherin: "Neben der Mitwirkung des Gesundheitsamts in einem (öffentlich-rechtlichen) Unterbringungsverfahren nach dem PsychKHG ist insbesondere auch ein Betreuungsverfahren angeregt worden mit dem Ziel, dass für die Person ein Betreuer bestellt wird und der Betreuer dann ein zivilrechtliches Unterbringungsverfahren in die Wege leitet. Außerdem ist eine Überprüfung der Frage angeregt worden, ob der Person sonst im Rahmen der Sozialfürsorge mit Maßnahmen des Sozialen Dienstes oder sozialpsychiatrischen Dienstes geholfen werden kann."