Der Biergarten mit Musik fand dieses Mal im Konzertsaal statt.Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Bei der Biergartenmusik des Klosters treten Dominik Faitsch und Moritz Grübel statt im Freien im großen Konzertsaal auf

Am Mittwochabend gab es im Horber Kloster Biergartenmusik der ganz anderen Art. Denn der Biergarten wurde – wegen eine paar Regentropfen, die in Horb gegen 18 Uhr fielen – vorsichtshalber in den großen Konzertsaal verlegt.

Horb. Dort wo normalerweise zwischen 80 bis 100 Personen Platz finden, hatte man mit Tischen und Sitznischen eine coronagerechte Umgebung geschaffen. So konnte man auch beim Indoor-Biergarten die Abstände untereinander einhalten und glücklicherweise auf den Nasen-Mundschutz verzichten. 25 Personen hätten Platz gehabt, schade wenn dann Leute, die sich einen Tisch und Plätze reserviert haben, einfach nicht kommen. Das ist nicht nur dem Veranstalter gegenüber respektlos, sondern auch den Mitmenschen gegenüber, die gerne gekommen wären. Und auch die Künstler freuen sich in der Regel über jeden Zuhörer.

Und zum Zuhören gab es bei diesem Konzert wirklich genug. Dominik Faitsch (Gitarre und Gesang) und Moritz Grübel (Saxofon) stellten sich in einer Art Premiere in Horb vor. Sie selbst bezeichnen sich als so etwas wie "Simon & Garfunkel, nur auf Deutsch, in jung und unzertrennlich, mit Jazz – und anders halt, aber eigentlich wie Simon & Garfunkel."

Und tatsächlich holten sie in allerbester Singer/Songwriter-Manier ihr Publikum mit ihren selbstgeschriebenen Liedern vom ersten Moment an ab. Gleich im ersten Song mit dem vielversprechenden Titel "Erwachsen" wagte Dominik Faitsch den Spagat zwischen Erwachsensein und dem Wunsch, noch gerne als behütetstes Kind weiter unterwegs sein zu dürfen.

"Was will ich, wenn ich groß bin, ich will sterben, wenn man nicht von Luft und Liebe leben kann. Dann gehen wir dort hin, wo man es kann", sang Faitsch mit der Inbrunst eines Songschreibers, der sein Lied liebt.

Aus der Traumwelt des Erwachsenseins ging es in den "Nachtclub für Anfänger." Die beiden Wolfacher verrieten die Tricks, die man unbedingt kennen muss, um dort Mädels aufzureißen. Unangebrachtes Selbstvertrauen und Alkohol sind eine gute Basis und wenn man dann noch Bass spielt und Zaubertricks kennt, ist das schon mal die halbe Miete. Dann ist es auch egal, wenn man nie gut darin war "Baby, du siehst gut aus" zu sagen.

Schon nach diesen beiden Liedern war klar, dass hier zwei ganz ausgezeichnete Musiker auf der nichtvorhandenen Bühne stehen. Die Saxofon-Solis und frei eingestreuten Improvisationen von Moritz Grübel waren schlichtweg genial, die Gitarrenarbeit seines Freundes Dominik Faitsch bemerkenswert und dessen Stimme verdient das Prädikat "man hört ihr gerne zu." Das Allerbeste jedoch waren die Texte. Sie kamen teilweise rotzfrech und im gleichen Moment voller Poesie über die Anlage. Es war ein Gig, der tatsächlich anders war als sonst. Kein Mainstream, sondern gegen den Strich gebürstete Lyrik und Lebensweisheiten waren angesagt.

Faitschs Songs regen zum Nach- und Weiterdenken an, oder zumindest zum Lachen. Er erzählt vom Weltschmerz und von zu männlichen Männern. Liebe und Humanismus sind bei ihm zwei Kernthemen, die mal in bitterböser Satire oder romantischem Folk zum Ausdruck kommen. Jedenfalls klingt das so, als könne er sich nie ganz entscheiden, ob er Komiker, Liebesdichter oder Weltverbesserer sein möchte. Am liebsten alles gleichzeitig. Doch wer solch schöne Verse wie: "Sie geht mal wieder mit dir durch, die Lust auf Revolution, doch wenn die ganze Welt schreit, wird es in dir lautstark stumm" oder "Ich möchte in deinen Swimmingpoolblauen Augen versinken, an deinen Kissenweichen Lippen kleben" zu Papier bringt, kann sein was er möchte, er sollte jedoch nicht aufhören Songs zu schreiben, zusammen mit seinem Kumpel "Simon & Garfunkel" Konkurrenz machen und vielleicht mal wieder in Horb vorbeischauen. Dann ohne Corona, ohne Beschränkungen und vor richtig viel Zuhörern, die als Chor die EU-erlaubten Silben der Erotik "Ulalla" so lange singen, bis sie sich die Klamotten vom Leib geträumt haben. Und vielleicht tanzt dann auch jemand zum Erstlingswerk der beiden, zu "Ex, Drugs and Rock ’n’ Roll." Am Mittwoch war’s den Leuten im großen Projekt-Zukunft-Saal wahrscheinlich zu warm. Frieren musste an diesem Abend niemand.