Sie eröffneten zusammen mit Peter Rosenberger die 20 Horber Friedenstage: die Aktiven des Projekts Zukunft Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: 20. Horber Friedenstage sind eröffnet / Ausstellung führt in Geschichte der Veranstaltungsreihe ein

Mit einer Art Bilanz, bei der man dem Gedanken nachging, ob Frieden überhaupt "machbar" sei, wurden die 20. Horber Friedenstage eröffnet.

Horb. "Frieden und zumindest darüber reden und ihn zu fordern, das ist elementar wichtig", stellte Susanne Hennig in ihrer Begrüßung fest. Das Wort "Friede" käme aus dem Althochdeutschen (fridu) und bedeutete Schonung oder Freundschaft. Heute ist es viel mehr. Es ist die Sehnsucht, die Abermillionen von Menschen haben. Menschen, die durch Krieg, Hass, Verblendung, Geld- und Machtgier oder sonstigen Gründen nicht in Frieden leben können. Ein Wunsch, der vielfältig besungen und in Worte gekleidet wurde und doch tagtäglich überall auf der Welt mit Füßen getreten wird.

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger, der in seiner Amtszeit bislang nur eine Eröffnungsveranstaltung der Friedenstage verpasst hat, sieht die Horber Initiative für den Frieden als unermüdlichen Mahner für eine friedliche Welt an. Mahner, die immer wieder die Finger in offene Wunden legen.

Er, der selbst aus einer Generation stammt, die im persönlichen Umfeld eigentlich nur Frieden kennt, die nie in Luftschutzbunker rennen musste, die Kriege nur im Fernsehen erleben, betonte wie wichtig es sei, dass er und die jüngeren Generation immer wieder aus dieser Selbstverständlichkeit abgeholt werden müssten. So beispielsweise am Freitag, 9. November, wenn vor dem Jüdischen Betsaal eine Kundgebung an die Schrecken der Reichspogromnacht, die sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt, erinnert. Auch er beschäftigte sich mit der Frage, ob Frieden machbar sei und landete bei seinen Betrachtungen in der ehemaligen Horber Kaserne. Früher war die Kaserne der erklärte Lieblingsfeind der Friedensinitiative, heute ist sie Heimat für viele Start-Ups. Horbs "Mister Friedenstage" Helmut Loschko, der früher von Feldjägern vom Kasernenhof gejagt wurde, trinkt heute genüsslich seinen Kaffee im "Quartier 77". "Hier wurde Frieden zwar nicht gemacht, doch er entwickelte sich im Laufe der Zeit", so Rosenberger sinngemäß. "Es ist einfach ganz wichtig, dass man über Frieden redet, dass man mit Engagement dranbleibt und dass man weitermacht. Auch wenn das Projekt Zukunft sich verändern wird", unterstrich Rosenberger die Bemühungen der Initiative, für die er recht herzlich im Namen aller Horber dankte.

Helmut Loschko selbst, mit Pablo Picassos Friedenstaube auf dem T-Shirt, war es dann, der in die von ihm zusammengestellte Ausstellung, die auf 20 Jahre Friedenstage zurückblickt, einführte. Er gab an, er würde ein paar Schwerpunkte herausgreifen und kritisch hinterfragen. Das stimmte jedoch nicht ganz. Es waren mehr seine persönlichen Statements, seine Erinnerungen, die er bei diesem verbalen Rundgang durch 20 Jahre konzentriert vortrug. Darunter auch der bemerkenswerte Satz zur Atomenergie: "Wir hätten Fukushima nicht mehr gebraucht, Frau Merkel, uns hätte Tschernobyl gereicht."

Zur Bundeswehr in der Horber Kaserne fiel ihm ein, dass er es nie verstanden hat, warum sein Duzfreund Michael Theurer als damaliger Oberbürgermeister immer viel Freude daran fand, wenn er irgendwelche Ehrenformationen der Wehr abschreiten konnte. Die Feststellung: "Der Rechtsruck begleitet uns immer, wenn Fremde in unser Land kommen" war für ihn ebenso prägend wie eine Politik, die klar machte, dass Menschen bei uns willkommen sind, die Asyl suchen. "Und jetzt schicken wir sie wieder weg?", wundert sich Loschko nicht wirklich.

20 Jahre Friedensbewegung in Horb, 20 Jahre Friedenstage, das ist mehr als eine Initiative einiger Weniger – es ist eine moralische Grundhaltung. Und die Friedensinitiative gab es schon vor Helmut Loschko. Doch er ist das Gesicht, das Sprachrohr und so aktiv wie ehe und je. Für ihn und seine Mitstreiter steht fest: Frieden ist machbar.