Taucht nicht nur gern in die Welt der Bücher ein, sondern schreibt auch selbst: Jungautorin Michaela Werner hält ihren Erstling endlich in eigenen Händen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Die in Betra aufgewachsene Michaela Werner hat ihr erstes Buch veröffentlicht – mit nur 19 Jahren

Von Michael Stock

Horb-Betra. Es gibt Bücher, die berühren Leser weit über die gelesene Zeit hinaus. Man lebt in ihnen, fühlt und fiebert mit den Hauptpersonen. Um sich solch neue geistige Welten zu erschließen, bedarf es der Schriftsteller. Michaela Werner aus Betra zählt nun zu diesem Kreis – mit gerade einmal 19 Jahren.

Jugendliche sprühen nur so von Fantasie und Kreativität, haben Visionen und Träume. Die wenigsten aber halten sie auf Papier fest. Michaela Werner fing schon mit zwölf Jahren an, Kurzgeschichten zu schreiben: "Es war einfach ein Drang in mir, gesammelte Ideen in kreativen Phasen niederzuschreiben", erinnert sie sich. Dass diese einmal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich würden, "hätte ich im Leben nicht gedacht".

Nun hält sie ihren Erstling in der Hand, 220 Seiten ist es stark, im Taschenbuchformat, herausgegeben von einem hessischen Verlag. Was ist das wohl für ein Gefühl, wenn das eigene Werk erst einmal zum Verkauf bereit steht? Bei dem Gedanken daran beginnen Michaela Werners Augen zu leuchten. "Du denkst nur, ahh, das ist mein Werk, ich habe etwas geschafft!". Erledigt, abgeschlossen, finis operis sozusagen. Aber der Weg dahin war weit – und beileibe kein leichter.

"Man gibt ein ganzes Stück von sich preis, das kostet Überwindung"

Doch die Voraussetzungen waren perfekt. Im Fach Deutsch sei sie nie schlecht gewesen, untertreibt sie. "Man kann das ruhig sagen, sie war immer die Beste", korrigiert sie ihre Mutter Brigitte Werner. Eine "lyrische Ader" habe sie auch immer schon gehabt. Eine Art Gabe, die andere Kinder in anderen Hobbies an sich entdecken. "Dann schrieb ich einfach drauflos", erzählt die Jungautorin; die Erlebnisse von der Seele schreiben, die eigenen Gedanken mitteilen, vielleicht aus dem Nähkästchen plaudern, ihr Wissen preisgeben oder ihrer Fantasie einfach freien Lauf lassen, solche Dinge.

Letzteres wohl am ehesten. "Von Anfang an war ich Fantasy-Fan", verrät die 19-Jährige. Der Grund: "Man kann sich aus der normalen Welt in eine andere Welt losreißen, entfliehen", sagt sie. Die ersten kleinen Geschichten behielt sie für sich, nur selten durfte ihre Mutter einen Kommentar dazu abgeben. Wenn sie aber mal einen Text zu lesen bekam, "da wusste ich sofort, das muss veröffentlicht werden, auch wenn ich weiß, dass sie damit ein ganzes Stück, eigene Gedanken etwa, von sich preis gibt, das kostet Überwindung".

Werner begleitete die Tochter bei ihrem Hobby stets an ihrer Seite. Mit 13 Jahren wurde sie zur ersten großen Geschichte inspiriert, mit 16 schrieb sie dann das erste Buch einer mehrbändigen Reihe mit dem Titel "Duncarason". Das erste Buch heißt "Reise durch Pelleurgio".

Inhaltlich geht es um Zuna, eine einfache Menschenfrau, die in einer Welt lebt, in der Menschen, Wesen der Magie und Naturgeister noch einen stärkeren Bund zueinander haben, und eben Visionen und Träume noch von Bedeutung sind. Diese Welt wird nun von den mächtigsten dunklen Kreaturen bedroht, die jemals existierten: den Dämonen der Finsternis.

Als Figuren treten Sagengestalten wie Zauberer und Zwerge auf, genauso aber auch selbst erfundene Wesen und eigens kreierte Helden. "Das entsteht alles in meinem Kopf", erklärt Werner. Als einzige Quelle habe sie ein Kartenspiel, ähnlich dem Tarot, angezapft. Da habe sie sich ein Wesen herausgesucht und auch die Lizenz des Spieleherstellers erhalten. "Aber die Grundgedanken waren immer vorher schon da, selbst wenn sich die Handlungen während des Schreibens mal verändern können", ergänzt sie.

Auch habe sich der Stil über die Jahre merklich verändert. Das gehe mitunter so weit, "dass ich um einiges kritischer mit mir selbst bin. Wenn ich heute manche Passagen durchlese, denke ich, Mensch, was ist das für ein Stuss". Heute ist sie aber auch eine junge Frau, die Germanistik und Buchwissenschaft in Tübingen studiert.

Die größte Hürde bis zur Veröffentlichung war die Suche nach einem Verlag. "Junge Autoren werden nicht finanziert, sollen sogar die Druckkosten zahlen. Bei namhaften Verlagen habe ich es erst gar nicht probiert", so Werner.

Aber geschenkt, schließlich hat es doch noch geklappt, auch wenn sie in ihrer Welt wohl mehr aufgeht. Denn, so schreibt sie: "Wenn ich schreibe, bin ich die Geschichte. Ich führe die Handlungen aus. Ich empfinde alle Gefühle. Und das einzige, das mich von meinen Charakteren unterscheidet ist, dass ich weiß, wie es weitergeht." Das tut es gewiss, denn der erste Teil findet seine Fortsetzung in vier weiteren Bänden, sogar ein fünfter ist geplant, versichert die Nachwuchsschriftstellerin.