Günter Ott kann an seinem 80. Geburtstag von einem ereignisreichen Leben erzählen. Foto: Hötzel Foto: Schwarzwälder Bote

Jubilar: Günter Ott feiert 80. Geburtstag / Gründer des Familienbetriebs, der 500 Mitarbeiter beschäftigt

Horb-Talheim. Ein spannendes Buch oder ein interessanter Film wäre das Ergebnis, wenn Günter Ott, welcher seinen 80. Geburtstag feiert, die vielen Geschehnisse und Geschichten aus seinem Leben aufzeichnen würde.

Der Jubilar wurde am 27. Februar 1938 in Ludwigsburg geboren. Als sein Zuhause 1944 nach immer wiederkehrenden Luftangriffen auf die Zündkerzenfabrik BERU zerstört war, kam der Sechsjährige mit seiner Mutter und seinen Geschwistern – der Vater war im Krieg in Russland – nach Obertalheim in das leer stehende Haus des Großvaters. Dieses hatte damals weder Heizung noch Fenster. Auf einem Handwagen transportierte die Familie ihr Hab und Gut bei großer Kälte vom Bahnhof Gündringen nach Obertalheim. Dank der großen Hilfe von Nachbarn konnte die Familie überleben. Der kleine Bub Günter musste, damals nötig, mit zum "Hamstern". Auch half er schon frühmorgens vor Schulbeginn bei einem Bauern im Stall und erhielt dafür Milch und Brot – überlebenswichtig für den heranwachsenden Jungen. An die Mithilfe im "Kloster" bei den Schwestern erinnert er sich gerne. Als ein besonderes Ereignis beschreibt er den Einmarsch der Franzosen und die  darauf folgende Besatzungszeit. "Wir saßen auf dem langen Brunnenbänkle, schwenkten weiße Tücher, aber die Straße war so staubig, dass man die anrückenden Panzer nicht sehen konnte." Die Besatzer zeigten sich den Kindern gegenüber freundlich. Günter Ott erlebte mancherlei  in dieser Zeit. Viele Male wurde er als "Spediteur" eingesetzt, brachte Koffer zum Bahnhof nach Horb, Nagold und sogar nach Calw, natürlich mit dem Handwagen.

Nach der Schule erlernte Günter Ott von 1952 bis 1955 das Flaschner- und Installationshandwerk in Schwenningen, denn Lehrstellen in der Umgebung waren Mangelware. Mit seinem Gesellenbrief in der Hand besuchte er dann seinen Lehrer, um ihm zu beweisen, dass aus dem Schüler Günter noch etwas geworden ist. 1955 gingen der Vater und sein Sohn Günter, beide bei einer Stuttgarter Firma im Glasdachbau beschäftigt, auf Montage. Zwei Jahre später wurde  der Junghandwerker bereits zum Bauleiter in der Firma ernannt.

Am 1. Januar 1968 begann Günter Ott kontinuierlich, zunächst einige Jahre alleine, seinen  eigenen Gebäudereinigungsbetrieb im Ort aufzubauen. Für die Grund- und Unterhaltsreinigung stellte der Firmeninhaber aber schon bald Frauen ein. Das Gebäudereinigungsunternehmen beschäftigt mittlerweile 500 Mitarbeiter. Im selben Jahr, 1968, heiratete er Maria, geb. Wehle, Dreh- und Angelpunkt der Familie. 1978 wurde der Betrieb in die Handwerkerrolle der Gebäudereiniger aufgenommen. 1993 übersiedelte der stetig wachsende Betrieb von der Oberen Waldstraße in den Neubau in der Bergäckerstraße. Mit Erreichen des 65. Lebensjahres übergab Günter Ott die Leitung des Betriebes an Sohn Thomas. Tochter Tanja stieg ebenfalls am 1. Januar 1997 in den Betrieb ein. Ihr obliegt die kaufmännische Leitung der Firma.

Günter Ott kennt keinen Ruhestand. Wenn der erfahrenen Seniorchef gebraucht wird, ist er zur Stelle. Vielen Generationen von älteren Schülern gab der sozial eingestellte Firmeninhaber die Möglichkeit, im Ort ihr erstes Geld zu verdienen.

Woher, so fragt man sich, nimmt der Achtzigjährige die Fitness und Energie? Beim Versuch, eine Antwort darauf zu finden, erkennt man mehrere Faktoren, die ineinander spielen. Da ist zunächst einmal die Familie. Günter Ott fuhr in früheren Jahren zusammen mit seiner Familie Ski im Salzburger Land, tankte Kraft in den Bergen, reiste mit der Familie mit dem Wohnwagen in den Süden Italiens. Und da durften die Kinder sogar Freunde mitnehmen, nicht selbstverständlich in jener Zeit.

Seit einigen Jahren unternimmt der Jubilar geführte Touren mit dem Wohnmobil, hält sich fit durch Rad fahren und Reisen mit dem Fahrrad. Fahrten auf dem Hausboot mit Freunden, auf Flüssen und Kanälen im europäischen Raum, gehören auch zu seinen Aktivitäten. Eine Auszeit zum Wandern am Hohhädrich nimmt er sich ab und zu am Wochenende. An den beiden Enkeln  Marie und Jonathan hat der Opa natürlich auch seine große Freude.

Eine Rolle spielt in seinem Leben auch die Musik. Selbstverständlich ist Günter Ott Mitglied im örtlichen Musikverein. Privat greift er ab und zu zu seinem "Örgele" und unterhält damit stimmungsvoll seine Gäste.

Dieser 80. Geburtstag ist eines der besonderen Ereignisse in diesem Jahr, gefolgt vom fünfzigjährigen Firmenjubiläum. Und im August steht die Goldene Hochzeit von Günter Ott und seiner Frau Maria an.