Hans-Jürgen Schlotter (Vierter von links) hat die Herausforderung gemeistert: Am Sechs-Tage-Lauf in Balatonfüred in Ungarn erkämpfte er sich einen Platz auf dem Podest. Das Bild zeigt Schlotter mit der Gratulantenschar beim Weltrekord. Foto: Schlotter

Hans-Jürgen Schlotter bewältigt beim 144-Stunden-Marathon in Ungarn eine Distanz von 876 Kilometern.

Horb-Bittelbronn - Weltrekord! Hans-Jürgen Schlotter aus Bittelbronn hat nicht nur den 144 Stunden-Ultramarathon Balatonfüred in Ungarn gut überstanden. Er hat eine gigantische Strecke zurückgelegt und landete damit auf dem Treppchen.

Jetzt erst einmal erholen. Hans-Jürgen Schlotter ist am vergangenen Mittwoch heimgekommen. Die Strapazen der vergangenen Tage spürt er noch. "Nächste Woche werde ich das erste Mal wieder ein bisschen joggen", erzählt er unserer Zeitung.

Die Distanz, die Schlotter beim Ultra-Marathon zurückgelegt hat, ist für "Normalsterbliche" kaum fassbar. 876 Kilometer und 111 Meter in sechs Tagen. Am Tag sind das im Schnitt 146 Kilometer. Und das in einem Alter von 51 Jahren! Ein Jahr hatte er zuvor sogar pausieren müssen, weil er starke Rückenprobleme hatte.

Sein Ziel war, die 800-Kilometer-Grenze zu knacken. "Das bedeutet, dass man zur Weltklasse gehört." Doch es wurden noch deutlich mehr und er lief damit auf Gesamtplatz drei – und in der Altersklasse 50 bis 54 schnappte er damit dem Deutschen Wolfgang Schwerk (der übrigens selbst mit am Start war) den Weltrekord weg. Der lag bis dahin bei 870 Meter.

Es ist die letzte Nacht des Ultramarathons.

Schlotter hat die 800 Kilometer geknackt. Aber ist eigentlich mit seinen Kräften am Ende. Jetzt schlafen. Das sind seine Gedanken. Doch sein Bruder Karl-Heinz, der ihn zum Balatonsee begleitet hat, motiviert ihn: "Komm, gib nicht auf. Der Weltrekord ist drin." In seinem Kopf macht es Klick, der Schalter ist umgelegt. Kein Schlaf, weiterlaufen, kämpfen. Schlotter macht das erste Mal auch Gehpausen, das heißt, er lässt das Laufen sein, aber legt trotzdem Distanz zurück, indem er nur geht. Bis er einen bestimmten Punkt überwindet. Dann fängt er wieder an, dauerhaft zu laufen. Fast jede 900-Meter-Runde in Sechs-Minuten-Zeiten. Auch die letzte Runde ist so schnell. Der Weltrekord ist geschafft. "Ich bin meinem Bruder so dankbar. Ohne ihn hätte ich diesen Punkt wohl nicht überschritten", berichtet er.

Dabei musste Schlotter nicht nur gegen Blasen und Druckstellen ankämpfen, sondern auch mit schlimmen Wetterbedingungen. Es stürmte, es regnete, es war bitterkalt. Und das drei Tage lang. "Ansonsten wären sogar mehr Kilometer drin gewesen", ist er sich sicher. Und dazu rettete er noch – so mal zwischendurch – einem Igel das Leben, der sich auf die Laufstrecke verirrt hatte. "Ich habe meine Handschuhe aus der Tasche gezogen".

In der Nacht schlief er maximal zwei bis drei Stunden. Die Dauerbelastung für den Körper war groß, die Erholungsphasen gering. Fünf Paar Schuhe hatte der Bittelbornner dabei. Hauptsächlich wechselte er zwischen zwei Paaren.

Am Ende musste er sich nur dem deutlich jüngeren Sieger Oliver Chaigne (Kategorie 30 bis 34 Jahre) aus Frankreich und Trond Sjåvik aus Norwegen, der den Weltrekord in der Kategorie 55 bis 59 Jahre aufstellte, geschlagen geben. Und auch in der Nationalitäten-Wertung kam er mit den anderen deutschen Startern auf den zweiten Platz (die besten drei Läufer jeder Nation wurden gewertet). "Die Siegerehrung war dann ganz toll", schwärmt Schlotter von diesem besonderen Moment.

Die Wettkampfsaison ist für Schlotter aber noch nicht beendet. "Ich muss ja meine gute Form ausnutzen", sagt er schmunzelnd. So weit weg wie Ungarn soll es aber nicht werden. "Irgendein 24-Stunden-Lauf. Dnna kommen noch die Deutschen Meisterschaften. Da melde ich mich vielleicht noch kurzfristig an."