1500 der 5000 Horb-Tassen haben die Besucher des Horber Advents als Andenken mit nach Hause genommen. Foto: Kaspschyk

Besucher nehmen 1500 Tassen als Andenken mit. Konzept auch für andere Feste?

Horb - Mehrwegtassen und kein Plastikbesteck: Der Horber Advent war die erste plastikfreie Veranstaltung der Stadt. Die neuen Horb-Mehrwegtassen sind schon zur Premiere zum Kult-Objekt geworden: 1500 haben die Besucher mit nach Hause genommen.

Das ist der erste Coup der "Jugend-Fraktion" im neuen Horber Gemeinderat: Luis Schneiderhan (18, OGL), Simon Jung (24, BiM), Michael König (26, FD/FW) sowie die Mini-Rocker Benjamin Breitmaier (SPD), Jan Straub (FD/FW) und Viviana Weschenmoser (SPD) hatten am 13. Oktober den Antrag zur "Müllvermeidung bei Horber Veranstaltungen" gestellt. Forderung: kein Plastik mehr, kein Einweggeschirr.

Und das hat zum Horber Advent wunderbar geklappt. Das Stadtmarketing hatte 5000 Horb-Mehrwegtassen für Glühwein und Co. bestellt - Preis: 8500 Euro. Die roten Horb-Becher wurden gegen zwei Euro Pfand ausgegeben, und gleich zum Kult, wie Stadtmarketing-Chef Martin Scherer erzählt: "Gut 1500 Becher wurden von den Besuchern mit nach Hause genommen - ein erkennbarer Schwund. Es freut uns natürlich, dass die Becher so auch zu Hause weiter Marketing für unsere Stadt machen."

Werden andere Märkte auch plastikfrei?

Doch bleibt der plastikfreie Weihnachtsmarkt einmalig? OGL-Fraktionschef Luis Schneiderhan: "Wie wir schon bei Fridays for Future auf dem Flößerwasen gesagt haben: ›Das war nur der Anfang.‹ Es ist toll, dass es auch mit dem Spülmobil so gut geklappt hat."

Werden jetzt auch das große Stadtfest, der Krämermarkt und der Horber Frühling plastikfrei? Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP): "Die Frage ist jetzt: Wie weit wollen wir in Zukunft gehen? Wollen wir auf Veranstaltungen verzichten, die Pappteller haben. Wollen wir in Zukunft auf Glas oder Tonkrüge verzichten, obwohl von ihnen auch Verletzungsgefahr ausgeht?"

Thomas Bauer (BiM), selbst auf dem Horber Advent mit der Städtepartnerschaft: "Das mit den Horber Glühweinbechern war top. Eine tolle Werbung. Auch mit dem Spülen hat es geklappt. Ich bin der Meinung, wir sollten da so weit wie möglich gehen. Mit der Müllvermeidung bekommen wir auch einen tollen Werbeeffekt."

Stadtmarketing-Chef Martin Scherer: "Auf dem Horber Advent hat das wunderbar funktioniert. Wir haben die Marktbeschicker über die Aktion informiert, sie ist von allen umgesetzt worden. Da war keine große Überzeugungsarbeit nötig. Beim großen Stadtfest werden die Getränke in Gläsern gezapft, bei den Ritterspielen ebenso. Beim Krämermarkt wird es dagegen schwierig, das durchzusetzen."

Luis Schneiderhan: "Unser Antrag ging über den Weihnachtsmarkt hinaus. Es wäre gut, generell Mehrwegbecher zu haben. Auf die Weihnachtssprüche in den jetzigen Horber Glühweintassen hätte ich verzichtet." Scherer entgegnete darauf, dass nun ohnehin wieder Tassen nachbestellt werden müssten.

Schneiderhan schlug vor, die Vergaberichtlinien für die Marktbeschicker zu "verengen". Damit diese gar nicht erst kommen dürften, wenn sie Plastik verwenden. Joachim Patig, Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung: "Wir müssen erst prüfen, ob wir uns diese Regel geben dürfen. Und ob sie Bestand hat. Das wird vielleicht etwas schwierig werden. Bei unseren eigenen Veranstaltungen wäre plastikfrei wohl schon durchzusetzen. Wenn wir den Festplatz an Dritte vermieten, wird es schwierig."

Dieter Rominger-Seyrich (SPD) schlug vor, die Standgebühren zu erhöhen. Wer dann auf Mehrweg setzt, bekommt Rabatt. Luis Schneiderhan schlug vor, ein drittes Spülmobil zu beschaffen.

Horber Advent bleibt plastikfrei

Fachbereichsleiter Patig: "Ich denke, wegen einem Stadtfest noch ein Spülmobil anzuschaffen, das 70.000 Euro kostet, das ist schon eine Hausnummer. Wegen dieser einen Spitzenkapazität. Deshalb sollte man vielleicht erst einmal andere Ansätze prüfen."

CDU-Stadtrat Ulrich Beuter hat auch Bedenken. Er sagt: "Bei unserem Weihnachtsmarkt in Bildechingen haben wir die Besucher gebeten, eigene Becher mitzubringen. Das hat gut funktioniert. Bei uns hat man nur Stehtische. Dort die Rote auf dem Porzellanteller zu essen – das finde ich sehr schwierig. Bei deutlichen Minusgraden geht das mit dem Spülmobil gar nicht mehr. Was wäre dann? Dazu kommen die kleinen Feste mit 150 bis 200 Besuchern. Da lohnt sich das Spülmobil nicht."

CDU-Fraktionschef Michael Keßler: "Für die weitere Konzeption wäre kompostierbares Geschirr keine schlechte Alternative. Für ein Spülmobil braucht man auch eine Logistik. Der Krämermarkt wird nicht so toll angenommen. Wenn wir dort weitere Auflagen machen, könnte es sein, dass sich die Beschicker überlegen, gar nicht mehr zu kommen. Und ein zusätzliches Spülmobil kann man sich auch woanders mieten."

Wolf Hoffmann schlug noch vor, zu prüfen, welches Kompostgeschirr die Biogas-Anlage des Landkreises verarbeiten kann. Dann könnte mit den Resten von den Horber Festen das Krankenhaus in Freudenstadt gewärmt werden.

Klar ist nach dieser Diskussion des Kultur und Sozialausschusses im Plastics Inno Centre (Getränke nur in Plastikflaschen) bisher nur eins: Der Horber Advent wird wohl auch in Zukunft plastikfrei bleiben.