Kommunales: Berufliche Laufbahn führt den Ortsvorsteher hinaus aus dem Bildechinger Rathaus

Ulrich Beuter, der das Amt des Ortsvorstehers von Bildechingen am 1. April 2017 als Nachfolger von Peter Zimmermann antrat, übergibt sein Amt genau vier Jahre später an seinen ersten Stellvertreter Edwin Zimmermann.

Horb-Bildechingen. Im Grunde genommen bleibt das Amt in der Familie, denn Beuter und Zimmermann sind Cousins. Ihre Mütter sind Schwestern. Doch damit nicht genug. Edwin Zimmermann, der seit mehr als 33 Jahren im Ortschaftsrat aktiv ist und auch Erfahrungen als Gemeinderat mitbringt, ist mit allen Belangen, die die Ortschaft betreffen, bestens vertraut.

Aus diesem Grund macht sich Beuter auch keine großen Sorgen um die kommunalpolitische Entwicklung seiner Heimatstadt. "Inzwischen bin ich sehr entspannt", so Beuter im Gespräch mit unserer Zeitung. Und sein Vetter Edwin wird während seiner kommissarischen Amtszeit als Rathauschef auch Mut zu Lücken haben, wie er gleich zu Beginn des gemeinsamen Pressegesprächs zugab.

Auch für ihn kam die Entscheidung Beuters völlig überraschend. "Ich war letzten Samstag hier im Ratssaal, um Getränke abzuholen. Da traf ich den Uli und fragte: Alles klar? Die Antwort ›nö‹ überrascht mich dann doch, und als Uli mir sagte, dass er seine ganzen kommunalpolitischen Ämter, dazu zählt auch sein Sitz im Gemeinderat, aufgeben wird, war ich echt überrascht."

So erging es auch den Ratskollegen, von denen keiner etwas von den Absichten Beuters wusste. Im Dorf kannte man Ulrich Beuter als "Maler Beuter", der den Betrieb, den seine Eltern gegründet hatten, in zweiter Generation weiterführte. Nach einem Bandscheibenvorfall 2019 und dem ständigen Problem, Mitarbeiter für seinen Familienbetrieb zu finden, reifte in dem heute 52-Jährigen der Entschluss, sich nach einer anderen Aufgabe umzusehen. "Vor drei Jahren hatte ich noch fünf Mitarbeiter, Anfang 2021 war es nur noch ein Mann, und der geht jetzt auf die Technikerschule. Ich wäre nach den Sommerferien allein dagestanden", so die ernüchternde Bilanz nach 35 Jahren Berufserfahrung im Malerhandwerk. Doch gerade diese Berufserfahrung, verbunden mit den Erkenntnissen aus seinem kommunalpolitischen Ehrenamt, öffneten ihm jetzt recht überraschend das Tor zu einer neuen beruflichen Ausrichtung. Er übernimmt die Stelle als Bautechniker des gemeinsamen Gutachterausschusses der Stadt Horb und der Gemeinden Empfingen und Eutingen.

Georg Hund, der Chef des Gutachterausschusses, und eine Sekretärin werden Beuters neue Kollegen sein, und sein Dienstsitz ist im Nordstetter Schloss. "Ich freue mich riesig auf diese neue Aufgabe, in die ich all meine Kenntnisse und Fähigkeiten, die ich auch schon als Bauleiter bei unterschiedlichen Projekten erworben habe, einbringen kann", so Beuter.

Anfang März wurde die Stelle ausgeschrieben, am 12. März hatte er sein Vorstellungsgespräch, und bereits am 22. März wurde der Arbeitsvertrag unterschrieben. Vor Weihnachten liebäugelte er noch mit einem Job im Farbengroßhandel, doch nun hat er für sich die Aufgabe schlechthin gefunden, so seine persönliche Einschätzung.

Im Rückblick auf seine vierjährige, recht erfolgreiche Amtszeit – deren Bilanz ihm einige Bildechinger nie und nimmer zugetraut haben und anfangs glaubten "jetzt spinnt er" – war die 1250-Jahr-Feier das absolute Highlight. Hier haben die Bildechinger zusammengehalten, gezeigt was sie alles draufhaben und gemeinsam ein Fest gestemmt, das in die Annalen der Gemeinde eingeht. Das erste Adventsmärktle, bei dem der Flecken fast überrollt wurde, oder die Sanierung des Spielplatzes am Weißdornweg fallen ebenfalls in die Erfolgsgeschichte des scheidenden Ortsvorstehers.

Überhaupt keinen Erfolg hatte er bei den Verhandlungen mit dem "Gehsteigblockierer" in der Lindenbrunnenstraße, der nach wie vor eine Art Müllhalde vor seinem Haus hat. Mit gemischten Gefühlen schaut Beuter auf das geplante, neue Baugebiet zurück. Anstatt dass dort irgendwann Mitte kommenden Jahres die Bagger anrollen können, weiß man derzeit nicht, wie es auf dieser Streuobstwiese weitergehen soll.

Darum darf sich jetzt aber der neue Ortsvorsteher kümmern, der mit Sicherheit nicht Edwin Zimmermann heißen wird. Dies lehnte der kommissarische Stelleninhaber kategorisch ab. "Ich bin nicht derMann für die erste Reihe", sagte Zimmermann in der für ihn typischen bescheidenen Art. Zimmermann, der seit letztem Sommer in Rente ist, kann und möchte den immensen Zeitaufwand, den dieses Amt mit sich bringt, nicht schultern. "Ich bin im Vorstand des ASV ebenso in der Kirche und im Obst- und Gartenbauverein aktiv, betreue ein Grünflächenprojekt, bin zweimal die Woche mit der Radgruppe unterwegs, und ganz wichtig, ich bin seit letzten Sommer Opa. Einmal die Woche ist seither Opa-Oma-Tag bei uns. Da passt das Amt des Ortsvorstehers nicht mehr in den Terminplan."

Deshalb wird sich der Ortschaftsrat sehr zeitnah zu Sondierungsgesprächen treffen und versuchen, so schnell als möglich einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Ulrich Beuter zu finden. Im Ortschaftsrat wird Markus Schleh Beuters Platz einnehmen, und im Gemeinderat rückt die Talheimerin Marianne Hötzel nach.

Er selbst freut sich auf etwas mehr Freizeit als bisher und hofft, dass er sich dem Hundesport und den Reisen mit seiner Frau Beate im Wohnmobil mehr Zeit widmen kann als bisher.

Ansonsten wünscht er dem Ortschaftsrat, dass man weiterhin so kollegial und produktiv zusammenarbeitet wie bisher. "Wir sind auf dem richtigen Weg, und den sollte man so weitergehen", lautet seine Botschaft an die ehemaligen Ratskollegen.