Ein großes Problemthema taucht in den Zahlen nicht auf. Pädophile, die immer mehr versuchen, die Kinder auf dem Smartphone zu verführen. (Symbolfoto) Foto: weedezign/ Shutterstock

Kriminalität steigt - dennoch "entspannte Lage". "Im Zehn-Jahres-Vergleich unter dem Durchschnitt." 

Horb - Wie sicher ist Horb? Diese Frage beantwortete Polizeichef Michael Schwab mit der Kriminalstatistik in seinem Sicherheitsbericht für die Große Kreisstadt. Die Zahl der Straftaten ist angestiegen, die Aufklärungsquote gesunken. Schwab spricht dennoch von einer "entspannten Lage im Vergleich zu den Großstädten".Im Kultur- und Sozialausschuss stellte Schwab Auswertung der Kriminalstatistik vor. Schwab: "Für Horb. verzeichnen wir für das Jahr 2019 einen Anstieg von 958 auf 1004 Straftaten. Insgesamt liegt diese Zahl unter dem Zehn-Jahres-Schnitt." Ein Plus von 4,8 Prozent. Die Aufklärungsquote sank von 67 auf 61,5 Prozent.

361 Deutsche und 158 Nichtdeutsche Tatverdächtige

Der Grund, so Polizeirevierleister Mast: "Es gibt immer mehr Internet-Kriminalität. Dort haben wir schlechtere Ermittlungsansätze." Fakt ist: Die Zahl der Computerkriminalität in Horb ging laut Schwabs Sicherheitsbericht von 17 auf 15 Fälle im Vergleich zum Vorjahr zurück. Der Warenkreditbetrug – oft im Zusammenhang mit Online-Shoppen angezeigt – stieg um drei Fälle auf 35 Anzeigen.

Die Zahl der Opfer von polizeilich ermittelten Straftaten stieg von 189 auf 232 im Bereich des Polizeireviers Horb.

Bei den Tatverdächtigen ermittelte die Polizei im letzten Jahr 361 Deutsche und 158 Nichtdeutsche. Hermann Walz (ULH) wollte wissen, ob es Verbrechens-Schwerpunkte von ausländischen Straftätern gibt. Schwab: "Nein. Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist über sämtliche Deliktbereiche verteilt. Dort ist keine spezifische Häufigkeit zu erkennen."

Die Zahl der Sexual-Straftaten blieb mit 19 Fällen konstant, die Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum stiegen leicht von 42 auf 47 Fälle. Auch ein leichtes Plus bei der Straßenkriminalität: Von 128 auf 135 Fälle im Vergleich zum Vorjahr. Bei der vorsätzlichen einfachen Körperletzung stieg die Zahl der ermittelten Fälle von 61 auf 74.

Ein Plus gibt es auch bei der Rauschgiftkriminalität – von 53 auf 61 Fälle. Revierleiter Schwab: "Erstmals seit 2015 ist die Zahl der Fälle wieder gestiegen. Für uns als Ermittler ist das eine Hol-Kriminalität. Je mehr wir ermitteln, desto mehr Täter bekommen wir auch."

63 Prozent aller Delikte in der Kernstadt

63 Prozent aller Delikte passieren in der Kernstadt – knapp jede fünfte Straftat passiert am Bahnhof, so der Horber Polizeichef: "Die Hälfte dieser Straftaten sind Diebstähle und einfach gelagerte Kriminalität. Es gibt dort kaum Körperverletzungen. Der Bahnhof ist weiterhin kein Angstbereich. Dort passieren 19 Prozent aller Straftaten, 17 Prozent aller Aggressionsdelikte." Dort sei "kein örtlicher Brennpunkt" zu erkennen, so Schwab.

Das liegt auch an der hohen Polizeipräsenz. Schwab: "Der Bahnhof steht tatsächlich bei uns klar im Fokus. Ein Schlüssel zum Erfolg ist dabei die sichtbare polizeiliche Präsenz, die wir versuchen, täglich hoch zu halten. Damit kann man viele Delikte im Keim ersticken."

Bei den Einbrüchen gab es einen Fall mehr als im Vorjahr. Schwab: "Für die Opfer sind die Folgen sehr extrem. Jeder Fall ist einer zu viel. Deshalb setzen wir unser Intensivkonzept mit hohem Kontrolldruck weiter durch – mit der Bestreifung in Wohngebieten und dem Einsatz ziviler Fahnder!"

Während der Corona-Kontrollen habe die Polizei und das Rathaus mit seinen Ordnungskräften einen "engen Schulterschluss" gehabt, so der Leiter des Polizeireviers: "Wir haben die polizeiliche Präsenz zu Hochzeiten verdoppelt. Unsere den Einsatz zum größten Teil getragen, sie haben sich verständig gezeigt. Es gab wenig Probleme, wenig Konfrontation – es war ein sehr vernünftiger Umgang."

Beim versuchten Bandanschlag mit Molotow-Cocktaisl aufs Polizeirevier Horb gibt es noch nichts Neues. Peter Nitsch, Leiter des Kriminalkommisariat Freudenstadt "Die Ermittlungen laufen beim Staatsschutz in Pforzehit. Nach meinen letzten Informationen ist es noch nicht im klar, ob der Brandanschlag eine politisch motivierte Tat war oder ob örtliche Täter dahinter stecken!".

Warnung vor Pädophilen 

Allerdings: Ein großes Problemthema taucht in den Zahlen nicht auf. Pädophile, die immer mehr versuchen, die Kinder auf dem Smartphone zu verführen. Kriminalkommisariats-Leiter Nitsch: "In Chatgruppen versuchen Täter, Kinder zum senden von Pornobildern oder -filmen von sich zu überreden. Wir ermitteln gerade in einem Fall, in dem sich ein sechsjähriges und ein achtjähriges Mädchen entsprechend im Internet dargestellt haben. Man muss sich vorstellen, das die Kinder offenbar ohne Überwachung mit ihrem Smartphone im Chat unterwegs sind. Solche Ermittlungen geben einen Blick auf die Dimension, was uns noch bevorsteht, weil Eltern oft nicht wissen, was ihr Kind tatsächlich macht."

Schulsozialarbeiterin Melanie Kaboth berichtet: "Wir hatten einen Fall. Dort wurde pornografisches Material einer Schülerin im Film weitergeleitet. Dazu noch Screenshots. Wir haben über die Schulen noch mal einen Infobrief verschicken lassen. Und darüber aufgeklärte, welche strafrechtlichen Folgen so etwas haben kann."

Götz Peter, Schulleiter der Gemeinschaftsschule und CDU-Stadtrat: "Gestern machte mich eine Schulsoziarbeiterin auf die ›Blue Whale Challenge‹ aufmerksam, die auf Instagram kursiert. Damit sollen Kinder zu selbstverletzendem Verhalten verleitet werden. Wir haben gleich einen Info-Brief verfasst!"

Ernste Themen. Und was ist mit dem geplanten Neubau des Polizeireviers in Horb an der Hornauer Steige?

Schwab: "Wir haben Anfang des Jahres die überarbeitete Bauunterlage eingereicht. Die Signale seitens des Innenministeriums sind, dass der Neubau Horb hohe Priorität genießt. Wir hoffen, dass das Projekt in die zukünftigen Hauhaltsberatungen einfließt."