Der Bahnübergang bei Talheim wird in den nächsten Jahren wohl eine Gefahrenstelle bleiben. Foto: Hopp

1997 tötete ein Zug hier einen Autofahrer. Bürgermeister Zeitler: "Neuer Zeithorizont ist völlig unakzeptabel".

Horb - Der Bahnübergang bei Talheim. Am 31. Mai 1997 wurde hier ein Akademiker in seiner roten Mercedes G-Klasse vom Zug erfasst und getötet. Doch das Land schiebt den dringend notwendigen Umbau des Unfallschwerpunktes immer weiter nach hinten.

Bürgermeister Jan Zeitler machte sich gestern in einer Pressekonferenz Luft: "Seit mehr als 15 Jahren bemühen wir uns, diesen Unfallschwerpunkt zu entschärfen. Jetzt schiebt das Land das Projekt in ein anderes Programm. Dadurch entsteht ein aus meiner Sicht völlig unakzeptabler Zeitpunkt von vielleicht noch einmal 15 Jahren, bis die Gefahrenstelle abgebaut ist. Und so lange werden Verkehrsteilnehmer gefährdet." Was war passiert? Es geht um die Strecke zwischen dem Industriegebiet Heiligenfeld und dem Kreisel vor Talheim. Hier fahren 5000 Autos täglich, davon 400 Lastwagen, so die Verkehrszählung. Eine enge Strecke mit notdürftig geflickten Schlaglöchern, kurvig, hügelig. Zwischen zwei Kurven liegt der Bahnübergang.

1995 – vor 17 Jahren! – kommt der Umbau der L 355 in den General-Verkehrsplan des Landes. Wolfgang Kronenbitter zeigt einen Plan aus dem Jahr 2001: "Eine Begradigung auf 1,1 Kilometern, die den Bahnübergang ohne Schranken überbrückt."

Dann wird es langsam konkret: Zunächst streiten sich Wasserwirtschaft und Naturschutzbehörde, ob es eine Brücke oder eine Unterführung beim Bahnübergang gegeben soll. 2006 einigt man sich auf die Brücke, die Planung wird vorgestellt. Kosten damals: 1,6 Millionen Euro. 2007 wird die Straße im Rahmen von Gleisbauarbeiten etwas saniert. Kronenbitter: "Dabei wurden die Kurven auf 7,50 Meter Breite ausgeweitet – als Übergangslösung. Damit sich hier Lastwagen begegnen können, ohne zusammen zustoßen." Im Jahr 2010 fliegt die Bahnbrücke aus dem Verkehrswegeplan des Landes.

Die Unfälle hören nicht auf: Zwischen den Jahren 2009 und 2011 hat es dort fünf Unfälle gegeben. Kronenbitter: "Bei der Bahnübergangs-Verkehrsschau wurde jedes Mal und auch zuletzt im Jahr 2012 festgestellt, dass ein Umbau aus Gründen der Verkehrssicherheit notwendig ist."

Nichts passiert. Bis Ende Oktober ein Brief des Regierungspräsidiums bei der Stadt Horb landet. Der Inhalt: "Das Projekt gehört in die Eisenbahnkreuzungsmaßnahmen." Dort zahlen, so Horbs Bürgermeiser Jan Zeitler, Land, Bund und die Deutsche Bahn AG je ein Drittel der Kosten.

Doch das kann wieder dauern, ehe das umgesetzt wird. Zeitler: "Es stört uns, dass wir wieder mal von anderen abhängig sind. Und das der Zeithorizont zur Umsetzung völlig unklar ist."

Übrigens: Beim Vortrag von Landesverkehrsminister Winfried Hermann bei der ahg am Dienstagabend in Horb waren Zeitler und Kronenbitter zwar da. Mussten hören, dass Hermann von einer dramatischen Unterdeckung der Verkehrshaushalte sprach. Und davon, dass Sanierung vor Neubau geht.