Christina Hertweck zeigt den Kindern, wie die Floße aussahen, die bis 1899 auf dem Mühlkanal die Stadt Horb in Richtung Norden passierten. Foto: Schlotthauer Foto: Schwarzwälder Bote

Ferienprogramm: | Mit Stadtführerin Christina Hertweck geht es auf Entdeckungstour in die Geschichte Horbs

Horb. In der Horber Altstadt gibt es noch viele Spuren aus dem Mittelalter. Wie anders die Stadt damals trotzdem aussah, erkundeten fünf Kinder bei einer Stadtführung im Rahmen des Ferienprogramms. "Weiß jemand, warum Horb Horb heißt?" Die fünf Kinder, die sich auf dem Flößerwasen um Stadtführerin Christina Hertweck drängeln, schütteln die Köpfe. "Horb kommt von Horva und das heißt soviel wie Sumpf, weil hier einmal drei Neckararme nebeneinander flossen und alles ganz matschig war", erklärt Hertweck. Erstaunt linsen die Kinder über das Brückengeländer: Heute fließt nur noch ein Flussarm unter ihnen hinweg.

Bei der Kinderstadtführung im Rahmen des Horber Ferienprogramms müssen die beiden Jungen und drei Mädchen auch an anderer Stelle viel Vorstellungsvermögen beweisen. Auf dem Mühlkanal kamen zwischen 1500 und 1900 täglich viele Flöße an und brachten neben Holz aus dem Schwarzwald auch Getreide. Dieses wurde direkt in einer der damals zahlreichen Wassermühlen im Kanal abgeladen. Gut, dass die Stadtführerin Bilder dabei hat, die zeigen, wie es in Horb früher aussah.

Am Luziferturm – dem Inneren Ihlinger Tor – weiß Lukas: "Das war das Ende von Horb!" Der Neunjährige macht bereits im zweiten Jahr bei der Stadtführung mit und hat sich so einiges gemerkt. Dass das mittelalterliche Horb jedoch innerhalb der Stadtmauer nur fünf Fußballfelder groß war, das erstaunt ihn genauso wie die anderen vier, die zum ersten Mal mit dabei sind.

Vom alten Stadttor aus geht es die Treppen hoch – "Stäpfele!", wirft eines der Mädchen ein – und bringt Kinder wie Stadtführerin ordentlich ins Schwitzen. Bei einer kurzen Verschnaufpause mit Blick auf den Neckar ist trotzdem Zeit für eine wichtige Jahreszahl: 1381 verkauften die Grafen zu Hohenberg Horb und die umliegende Region an Österreich. Bis 1806 regierte deshalb ein österreichischer Vogt die Stadt.

Am Ende der Treppen angekommen ist dennoch nicht Schluss mit der Kletterei; Hoch hinauf auf den Schurkenturm heißt es nun. Seinen Namen verdankt der Turm den Gefängniszellen, in denen im 18. Jahrhundert Straftäter eingesperrt wurden, und in eine von denen konnten die Kinder nun klettern. Vor den Geistern der früheren Gefangenen haben sie keine Angst, dafür aber vor den heutigen Bewohnern: "Igitt, da sind Spinnen!", ekelt sich Lena. Im Burggarten wartet schließlich eine Überraschung auf die kleinen Historiker. Christina Hertwecks Mann ist auf seinem Motorrad aus Nordstetten nach Horb gedüst, um Eis zur Stärkung vorbeizubringen.

So erfrischt, haben alle wieder genug Kraft, um sich noch das Horber Bilderbuch auf dem Rathaus anzusehen, wenn auch nur die Nachbildung auf dem Bauzaun. Über das Porträt des Benediktinermönchs und Musikhistorikers Martin Gerbert freut sich Pascal besonders: "Meine Gymnasium heißt so!"

Nach zwei Stunden ist die Stadtführung dann auch schon vorbei. Damit sie ihr Wissen noch einmal testen können, bekommen die Kinder von Hertweck noch ein Rätselbuch über Horb geschenkt. "Jetzt könnt ihr euren Eltern eine Stadtführung geben!", sagt sie.