Den Auftakt machte Ann-Miriam Trick, für die Literatur, Musik und Lyrik eine Herzensangelegeheit sind und die passende Gedichte vortrug. Zum Beispiel eines von Mascha Kaléko, das die Frage stellt, wer dieser "Irgendwer" sein könne, "der uns denkt, atmet, lenkt und hält".
Darauf folgte eine Textpassage aus der Bibelübersetzung von William Tyndale aus dem Jahr 1539, "If ye love me", vertont von Thomas Tallis im Jahr 1565. In diesem Jahr stand die Liebfrauenkapelle schon lange Zeit an dem jetzigen Ort, wenn auch nicht in der selben Form. 1280 als Kapelle des damaligen Klosters errichtet, erfuhr die Kirche viele Umbauten, bis sogar 1521 das Gewölbe einstürzte.
Danach erklangen die Töne des "Ubi caritas" aus der Liturgie des Gründonnerstags. Ein Sonett von William Shakespeare zum ewigen Thema Liebe durfte nicht fehlen, "Shall I compare thee to a summer’s day" wurde schon von sehr vielen Musikern interpretiert, unter anderem von David Gilmour von der Rockband Pink Floyd.
Das Minnelied eines unbekannten Autors "All meine Gedanken die ich hab" in einer Vertonung von Johannes Brahms trug das Ensemble sehr gefühlvoll vor. Ebenso "Ich fahr dahin", auch von Brahms vertont.
Beatriz Pico de Carvalho Magalhaes führte das Publikum in die Welt des Fado ein. Sie erklärte, dass dieser Musikstil, der vor allem in Lissabon und Coimbra beheimatet ist, von Liebe und Weltschmerz, dem "saudade", erzählt. Einen Menschen so sehr zu vermissen, dass man ohne ihn nicht leben kann, davon sang die junge Musikerin, und die Zuhörer spürten den Inhalt, ohne die Wort zu verstehen. Eine wirklich ergreifende Stimme kam da in der Liebfrauenkirche zur Geltung, und die spätgotische Piéta neben dem Chor schien dazu noch einmal Tränen zu vergießen.
Die musikalische Begleitung der portugiesischen Sängerin, Silvia Schöller, ist eine gefragte Kammermusikpartnerin.
In mannigfaltiger Weise wurde an diesem regnerischen Sonntag in der altehrwürdigen Horber Kirche der Liebe gedacht, es ging um Küsse, in Gedichtform von Erich Fried, auf Italienisch und auf Englisch.
Bertolt Brecht, der außer den bekannten sozialkritischen Theaterstücken auch sehr poetische Texte verfasst hat, kam zu Ehren, auch ganz moderne Musik von John Legend trug der Chor Ton-Art vor.
Mit "April Is in My Mistress Face" aus dem 16. Jahrhundert kam ein Madrigal des Renaissance-Komponisten Thomas Morley zur Aufführung. Das schwedische Volkslied "Uti var hage" besingt viele Wildblumen, unter anderem die "krusmynta" – einer der Vornamen von Pippi Langstrumpf.
Als Zugabe hatte Ann-Miriam Trick das Gedicht "Wie soll ich meine Seele halten" vorbereitet, und der Chor verabschiedete sich mit "La Vie en rose" von der Ausnahmesängerin Edith Piaf.
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