Kristina Sauter will die Stadt Horb ein bisschen grüner gestalten. Foto: Lück

Kristina Sauter kämpft im Gemeinderat für Verkehrswende. Nach 25 Jahren wieder dabei.

Horb - Sie ist warmherzig und konsequent. Fährt täglich mit ihrem E-Bike von Bildechingen nach Horb und zurück. Auch mal zum Bio-Laden nach Pfalzgrafenweiler. Konsequent grün also. Und jetzt feiert Kristina Sauter (77) das "Comeback des Jahres" – nach 15 Jahren zieht die "Ur-Grüne" wieder in den Gemeinderat ein.

Der Schwarzwälder Bote trifft Kristina Sauter im Café Reinhardt. Das Café gehört Elisabeth Schneiderhan – quasi der OGL-Vorgängerin von Sauter im Gemeinderat. Das passt. Sauter: "1973 bin ich mit meinem Mann in Bildechingen gelandet. Wir haben den Ort und die Landschaft sehr ins Herz geschlossen."

Als dann die Pläne kamen, das Ried als Trasse für die Autobahnanbindung zwischen der Anschlussstelle Rottenburg und Horb zu nehmen und das Naturschutzgebiet kaputt zu machen, begann der politische Kampf von Kristina Sauter: "Es war ein Kampf, das politisch durchzusetzen gegen die damals herrschende CDU."

Gespräch mit neuen "Kollegen" war familiär

Die Fronten sind mittlerweile offenbar weg. Inzwischen hat Sauter schon zwei Gemeinderatssitzungen absolviert, darunter die vergangene mit einer knapp zweistündigen, vertraulichen Sitzung. Sauter sagt: "Im Moment empfinde ich die Stimmung im Gemeinderat anders. Das Gespräch mit den neuen Kollegen habe ich fast als familiär erachtet." 1994 hörte die 77-Jährige auf mit dem Gemeinderat. Doch in den vergangenen 25 Jahren habe sich einiges getan.

Kein Wunder, dass Sauter hofft, jetzt ihre politischen Ziele für die Stadt durchzusetzen. Und die sind ambitioniert. Sauter: "Es kann sein, dass wir versuchen, die Mitbenutzungs-Trasse auf dem Hohenberg umzusetzen. Das wird aber schwer gegen CDU und FD/FW. Wir werden uns einen Termin beim Regierungspräsidium geben lassen, um fundierte Informationen zu bekommen".

"Das wird ein hartes Brot"

Das zweite Ziel: Nach dem Bau der Brücke müsse die Kernstadt verkehrlich entlastet werden. Genau deshalb hatte sich Sauter vor gut 30 Jahren auch dem Bürgerbündnis angeschlossen, um gemeinsam mit der FD/FW und SPD für die Hochbrücke zu kämpfen. "Die Stadt hätte mit dem Verkehrskonzept schon beginnen müssen. Es muss gelingen, weit mehr als 50 Prozent des Verkehrs aus der Unterstadt heraus zu bekommen. Der Lkw-Verkehr muss komplett aus der Kernstadt heraus. Die Brücke zu erkämpfen, hat soviel Mühe gemacht. Ich sehe es nicht ein, dass mehr als 50 Prozent des bisherigen Verkehrs in der Kernstadt nach der Fertigstellung verbleiben. Das wird ein hartes Brot", meint Sauter.

Dazu gehöre es auch, Autos und Busse grundsätzlich über die Brücke vom Hohenberg zum Bahnhof und den Schulen zu leiten. Die "Ur-Grüne": "Wenn wir keine drastische Verkehrs-Reduzierung für die Anwohner und den Handel hinbekommen, dann wäre das viele Geld für die Hochbrücke zum Fenster herausgeschmissen."

Durch Einkaufszentrum nur verloren?

Zu ihren Zielen gehört nicht nur die drastische Verkehrsberuhigung, sondern auch eine Weiterentwicklung der Kernstadt. Sauter: "Horb ist für mich etwas Besonderes. Da kann man viel mehr draus machen, als man heute sieht. Horb leidet seit Jahrzehnten darunter, dass es keine wirklich guten Ideen für die Kernstadt gibt. Durch das neue Einkaufszentrum hat die Altstadt nur verloren".

Kristina Sauter ist gelernte Diplom-Bibliothekarin. Dann hatte sie eine "längere Familienphase" in Bildechingen, ehe sie im Kulturamt Nagold eine Stelle übernahm.

Und das wäre auch etwas für Horb, findet die grüne Gemeinderätin: "Wenn ich die Zukunft des Projekt Zukunft und  der vielen Kulturschaffenden in Horb so betrachte, bin ich der Meinung, dass sich die Stadt dort langfristig mehr einsetzen sollte, um diese wichtigen kulturellen Bausteine von Horb zu erhalten. Dazu braucht es für Horb ein Kulturamt, welches steuert und neue Ziele entwickelt".

Einsatz für Freibad in Horb

Natürlich wird sich die OGL für ein Freibad in Horb einsetzen. "Das kostet natürlich Geld. Ein Naturfreibad ist von den Baukosten und dem Unterhalt allerdings nicht so teuer. Dazu kommt: Die Menschen wissen heute oft gar nicht mehr, wie die Natur funktioniert und wie sie sich anfühlt. Dazu gehört das Baden im See oder im Naturfreibad – nur dort kommen die Menschen in Verbindung mit Sand, Schlamm, Gräsern und allem, was dazu gehört", erklärt Sauter. Für Horb an sich sei ein Freibad ein grundsätzlicher Ort. "Meines Erachtens nach wurde das Freibad vom vorherigen Gemeinderat nur vorübergehend abgelehnt. Für eine bezahlbare Variante könnte ich mir eine Mehrheit vorstellen", so Sauter weiter.

Sauter hat auch die "Crictical Mass" nach Horb gebracht. Radfahrer fahren in der Kolonne durch die Stadt – Protest und Aufmerksam machen, dass Horb endlich vernünftige Radwege braucht. Sie sagt: "Ich bin gespannt, welche Vorschläge das Rathaus jetzt zum Radkonzept bringt. Es gehört zu einer normalen Kinderbiografie dazu, dass die Kleinen zu Fuß zur Schule gehen,  später mit dem Fahrrad dort hin fahren und in den Sommerferien ein Freibad vor Ort haben. Das muss in Horb möglich sein. In anderen Städten geht das doch auch".