Christina Coskun, Mutter von Sami, und ihre Schwester Alexandra Gunne demonstrieren vor dem türkischen Konsulat in Stuttgart. Nun legt der Vater seinen Standpunkt dar. Foto: Lück

Mutter würde falsche Anschuldigungen machen. Kampf dafür, dass Sohn in Türkei bleiben darf. 

Stuttgart/Horb-Nordstetten/Horben - Das Schicksal von Christina Coskun, die vor dem türkischen Konsulat in Stuttgart demonstriert, rührt viele. Ihr Ex-Mann Yusuf hat ihren Sohn Sami aus seinem Türkei-Urlaub nicht wieder nach Deutschland zurückgebracht. Jetzt meldet sich der Vater beim Schwarzwälder Boten.

Mutter Christina kommen im Video des Schwarzwälder Boten die Tränen: "Weihnachten ist für mich ganz ganz schlimm. Der Kleine kann nicht bei mir sein." Sie steht vor dem türkischen Konsulat in Stuttgart. In der Hand hält sie ein Schild: "Mein Kind wurde entführt!" Sie sagt: Das Gericht hat ihr das alleinige Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht zugesprochen. Doch nach einem Türkei-Urlaub bringt ihr Ex-Mann Yusuf den kleinen Sami nicht zurück.

Vater: "Mein Telefon ist für Christina immer eingeschaltet"

Jetzt sagt der Vater: "Ich kämpfe dafür, dass mein Kind in der Türkei bleibt. Ich werde in meiner Heimat für Gerechtigkeit kämpfen!" Er erhebt schwere Vorwürfe gegen seine Ex-Frau. Viel Persönliches, aber auch das: "Nicht ich bin der Verbrecher, sondern Christina. Ich habe ihr mitgeteilt, dass sie Sami sehen kann, wann sie will. Ich arrangiere ein Treffen. Sie meldet sich seit dem 25. Oktober nicht mehr. Warum? Ich habe kein Kontaktverbot verhängt. Mein Telefon ist für Christina immer eingeschaltet."

Christina Coskun: "Ich habe keine Adresse in der Türkei, nichts. Telefonisch habe ich ihn bisher nicht erreicht. Und wenn ich ihm über Whats-App schreibe, kommt nichts mehr von ihm."

Der Ex-Mann behauptet, das Christina ihn unberechtigt angezeigt habe - unter anderem wegen Drogenmissbrauchs. Yusuf: "Ich konnte vor dem Amtsgericht Böblingen bei der Richterin Hugo meine Unschuld beweisen."

Diese und andere Anschuldigungen hätten nur das Ziel gehabt, so Yusuf: "Um mir einfach meinen Sohn zu entziehen. Ich musste lange einen Sorgerechtsstreit führen, um überhaupt meinen Sohn sehen zu dürfen."

Der Vater weiter: "Schon damals, als sie in Horb lebte, verweigerte sie mir meinen damals schon gerichtlich sowie jugendamtlich geregelten Urlaub."

Coskun: "Mein Sami hat den Anspruch darauf, seine Mutter zu sehen"

Die Mutter hatte gut zwei Jahre in Nordstetten gewohnt. Erst bei der Schwester Alexandra Gunne, dann allein. Sami ging in den Kindergarten Nordstetten. Im Sommer diesen Jahres zog Christina aus persönlichen Gründen nach Horben - bei Freiburg. Am 15. September, so erzählt die Mutter, ist Yusuf mit Sami in die Türkei geflogen. Zwei Tage, nachdem das OLG Stuttgart ihm das Recht auf Urlaub mit seinem Sohn zugesprochen hatte.

Seitdem hat die Mutter nur ein Foto von Sami mit seiner Großmutter an einer Strandpromenade - vermutlich in der Türkei. Der Kleine trägt ein Erdbeereis in der Hand.

Vater Yusuf rechtfertigt jetzt sein Handeln: "Manchmal ist ein Vater gezwungen, seinen Sohn in seine Obhut zu nehmen. Das ist nicht einfach aus Boshaftigkeit oder eine Art Rache. Ein Kind ist nicht immer bei der Mutter in richtiger Betreuung." Christina Coskun sagt dazu: "Es geht nicht um mich oder um ihn, sondern um das Kindeswohl. Mein Sami hat den Anspruch darauf, seine Mutter zu sehen."

Mit ihrem Protest vor dem türkischen Konsulat in Stuttgart will Mutter Christina erreichen, dass die türkischen Behörden schneller arbeiten, damit möglichst bald die Rückführung von Sami nach Deutschland eingeleitet wird. Laut der Mutter dauert das normalerweise drei bis fünf Jahre.

Mutter will weiter kämpfen

Es scheint allerdings ein richtig langer juristischer Streit zu werden. Vater Yusuf gibt sich jedenfalls entschlossen, für den Verbleib von Sami in der Türkei zu kämpfen. Er schreibt: "Meinem Sohn geht es super gut. Er hat sich ohne Probleme in seiner Umgebung und mit Freunden eingelebt. Ich werde mein Möglichstes tun, um die Wahrheit jedem hierzulande zu zeigen. Denn das, was meinem Sohn und mir in Deutschland widerfahren ist, ist Ungerechtigkeit auf höchstem Niveau. Warum die deutschen Behörden so handelten, ist mir ein Rätsel. Vielleicht über das Klischee-Denken, das ein Kind zu seiner Mutter gehört? Oder doch rassistische Motive?"

Mutter Christina sagt zu den Vorwürfen: "Die Vorwürfe habe ich auch auf Facebook mitbekommen. Aber unter einem falschen Namen. Das sich mein Ex so schnell meldet, damit habe ich nicht gerechnet. Für mich sind die Vorwürfe dafür eine Bestätigung, dass mein Ex weiß, dass er einen Fehler gemacht hat."

Sie will weiter dafür kämpfen, dass sie ihren Sohn Sami so bald wie möglich wieder zurück nach Deutschland bekommt: "Am Wochenende verteilen wir in Freiburg Flyer. Ich werde wieder in der Woche ab dem 20. Januar vor dem Konsulat demonstrieren. Ich habe ja eine feste Arbeit und muss dafür frei nehmen. Die Resonanz ist bisher jedenfalls total toll."

Jetzt hat sogar das Fernsehen angefragt, um über den Fall zu berichten. Eine Leserin des Schwabo wollte wissen, ob es ein Spendenkonto gibt. Christina Coskun: "Wozu? Ich trage meine Auslagen selber. Das passt schon."