Unterschriftenaktion für Chirurgen stößt auf große Resonanz. Zwist mit KLF wirft Fragen auf.
Horb - Die Unterschriften-Aktion für den Chirurgen Heiner Welter findet eine beachtliche Resonanz. Die Listen, die in rund 30 Geschäften und Arztpraxen ausliegen, füllen sich gut.
Dies zeigt die Stichprobe in einigen Geschäften. Die Listen wurden von Gerlinde Slink aus der Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Horb verteilt. Sie setzt sich dafür ein, dass Welters Vertrag am Horber Krankenhaus verlängert wird und die Kurzzeitchirurgie vor Ort erhalten bleibt. Welters Vertrag wird nach Aussage der Krankenhaus-Geschäftsführung nicht verlängert. "Der Vertrag endet planmäßig", hatte Landrat Rückert auf Anfrage erklärt.
"Ich freue mich natürlich über die Unterstützung der Horber Bürger", erklärt Welter im Gespräch mit unserer Zeitung. "Das zeigt, dass meine Arbeit vor Ort wirklich geschätzt wird." Und wie ist die Gefühlslage beim Chirurgen? "Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Aber ich habe gute Nerven", so Welter. "Die Enttäuschung ist vor allem deshalb so groß, weil mir KLF-Geschäftsführer Rainer Schmidhuber zunächst angedeutet hatte, dass man sich eine Zusammenarbeit mit mir über das bisherige Vertragsende hinaus vorstellen kann." Auch die Vorgehensweise ist für Welter nicht akzeptabel. "Da macht mich auch das Verhalten von Landrat Rückert betroffen."
Monate ohne Klarheit
Dieser habe ihm zugesichert, sich frühzeitig mit ihm in Verbindung zu setzen, um über die Zukunft zu sprechen. "Doch es waren Wochen, sogar Monate ohne Klarheit für mich." Welter hatte von der Entscheidung der KLF-Geschäftsführung zunächst nur von der Presse erfahren. Auch dieser Umstand entrüstet viele Horber Bürger.
Welter berichtet, dass er schriftlich auf die Vorgänge reagieren will: "Das kann ich nicht auf mich sitzen lassen, dass mir schuldhafte Versäumnisse vorgehalten werden." In der offiziellen Erklärung der Klinik-Geschäftsführung und des Landrats wurde erklärt, dass es Differenzen gegeben hatte. "Die ärztliche Leitung der KLF und Professor Welter vertreten unterschiedliche Auffassungen darüber, welche Operationen in Horb fachlich vertretbar durchgeführt werden können.
Dieses Thema wird derzeit in Gesprächen zwischen den Leitenden Ärzten erörtert und geklärt." Konkret hat es sich laut Welter um eine Gallenblasen-Operation und eine Verwachsungslösung im Bauchraum gehandelt. Beides hätte man sogar ambulant operieren können, so der Chirurg, der zusammen mit anderen Medizinern bereits im Jahr 1994 ein anerkanntes Werk mit dem Titel "Ambulantes Operieren: Medizinrechtliche Aspekte" schrieb.
Keine OP-Bereitschaft in der Nacht
Um ambulante Eingriffe habe es sich aber gar nicht gehandelt, so Welter weiter. Er habe die Patienten stationär aufgenommen. Der Streitpunkt: Zwar gibt es derzeit noch einen chirurgischen Hausdienst rund um die Uhr. Eine OP-Bereitschaft in der Nacht ist aber wegen eines fehlenden Narkosearztes nicht möglich. Bei Komplikationen, zum Beispiel innere Blutungen, hätten die Patienten also nach Freudenstadt gebracht werden müssen. Er selbst habe aber Nachtdienst gehabt beziehungsweise sei er abrufbereit gewesen. Darauf weist Welter hin.
"Wie weit das ambulante Operieren geht, ist eine Frage der Philosophie des jeweiligen Hauses", sagt Professor Christian Deindl, Vorsitzender des Arbeitskreises Ambulantes Operieren der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch wie sieht die Philosophie der KLF aus? In der Gemeinderatssitzung am 28. September hatte Geschäftsführer Schmidhuber erklärt, dass der Trend immer mehr zum ambulanten Operieren gehe, und man in Deutschland nur halb so weit fortgeschritten sei wie in den USA.
Doch wenn diese Entwicklung tatsächlich der Fall ist, dann wird vielleicht auch in Freudenstadt eine Gallenblasen-Operation irgendwann einmal ambulant ausgeführt werden. Denn dies wird in Deutschland in bisher noch wenigen Krankenhäusern bei geeigneten Fällen bereits getan, wie allein eine Internetrecherche zeigt. Die Konsequenzen wären für den Horber Patienten klar: Wenn er nach Hause geschickt wird und es treten Komplikationen auf, so muss er ebenfalls den Weg nach Freudenstadt auf sich nehmen. Ein Horrorszenario? Oder ist Chirurg Heiner Welter nur viel weiter und es ist doch ein ganz normales Zukunftszenario? Müssen die Krankenhäuser diesen Trend mitgehen, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Die Frage, warum Welter keine Zukunft in der KLF hat, in Zeiten, in der händeringend Chirurgen gesucht werden, die ambulante Chirurgie zunimmt und sich auf andere Gebiete ausweitet, ist für viele Horber Bürger noch immer nicht ausreichend beantwortet.