Dompteur Alexander Lacy mit seinen Löwen und Tigern – die Organisation Peta kritisiert die "unnatürlichen Zirkusnummern". Foto: Zirkus Charles Knie Foto: Zirkus Charles Knie

Zirkus: Charles Knie-Direktor Sascha Melnjak wehrt sich gegen Kritik von Tierschützern / Wirbel um Dompteur Lacey

Wenn der Zirkus Charles Knie in Horb gastiert, sind die Tierschützer nicht weit. Erneut ist vor der ersten Vorstellung eine Mahnwache angekündigt. Der Zirkusdirektor wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Horb. Den Protest veranstaltet der Landesverband der Partei "Tierschutzallianz" am kommenden Dienstag ab 15 Uhr – um 16 Uhr beginnt die erste Vorstellung in Horb. Man wolle gegen die "Versklavung der Tiere mobil machen", erklärt der Landesvorsitzende Thomas Mosmann. "Aus ethischer Sicht gibt es keinerlei Rechtfertigung, Tiere zum Zweck des Gelderwebs gefangen zu halten, zu dressieren und zum Vergnügen in der Manege vorzuführen.  Der moderne Zirkus kommt auch ohne Tierqual aus." Mosmann kritisiert auch die Stadtverwaltung: "Etliche Kommunen in Deutschland machen es vor, in Horb ticken die Uhren wohl immer noch anders." In Städten wie Stuttgart, Ulm oder Konstanz gebe es mittlerweile ein Wildtierverbot.

Und was sagt die Stadt dazu? "Die Stadt Horb hält sich in diesem Zusammenhang an Recht und Gesetz", so Pressesprecher Christian Volk. Es wird auf ein Gerichtsurteil in Hannover verwiesen. "Dieses hat entschieden, dass es einer Kommune nicht gestattet ist, für Zirkusaufführungen ein ›Wildtierverbot‹ auszusprechen." Ein Verbot wild lebender Tiere in Zirkussen könne nur vom Bund gesetzlich geregelt werden.

Sascha Melnjak, Direktor des Zirkus Charles Knie, ärgert sich, "dass wir nur noch auf dieses Thema minimiert werden". Er berichtet, dass man im Zirkusverband gegen die Verbote in verschiedenen Städten vorgehe. "Und das immer mit Erfolg wie zuletzt in Krefeld oder Bielefeld." An ein generelles Tierverbot glaube er nicht: "Wir sind in Kontakt mit Bundesministerin Julia Klöckner, die uns versichert hat, dass es zu keinem Verbot kommen wird."

Die Kritik an der Tierhaltung, die neben der Tierschutzallianz auch von der Organisation Peta kurz vor der ersten Vorstellung am Dienstag geäußert wird, kontert der Direktor: "Unsere Tiere sind allesamt in menschlicher Obhut aufgewachsen. Wir fahren nicht nach Afrika und fangen sie mit dem Lasso ein." Die Tiere seien alle für die hiesigen Breitengrade akklimatisiert. "Unseren Tieren geht es besser als manchen Haustieren. Bei uns kümmern sich acht Tierpfleger um sie. Ich bin ein riesengroßer Tierfan. Ich möchte zu 100 Prozent, dass es unseren Tieren gut geht." Peta wirft dem Zirkus vor, "die Tiere einer regelrechten Stresstournee auszusetzen". Direktor Melnjak sagt dagegen: "Unsere Tiere sind nicht gestresst. Da sind wir Menschen eher gestresst, weil wir uns rund um die Uhr um unsere Tiere kümmern."

Der Zirkus hat in Horb unter anderem Pferde, Dromedare, Kamele, Strauße, Kängurus, Lamas und exotische Rinder dabei. Auch an Bord als Gast ist der Dompteur Alexander Lacey mit seinen Tigern und Löwen.

Und der tragische Fall in Italien zuletzt, als ein Dompteur zu Tode gebissen wurde? Beschäftigt das den Direktor? "Das ist natürlich dramatisch. Aber schlimm ist auch, dass Peta & Co diesen Vorfall für ihre Dinge ausschlachten und sich noch darüber freuen." Unfälle dieser Art habe es in Deutschland in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Allerdings: Auch Dompteur Lacey wurde im vergangenen Jahr in Stendal von einer Löwin angegriffen und verletzt, wie in örtlichen Medien zu erfahren war. Mehrere Tage soll er im Krankenhaus gelegen haben, ein Pressesprecher sprach aber damals von einer geringfügigen Verletzung an der Hand, wie "Schwerin lokal" berichtet.

Und der Tierlehrer Lacey war noch einmal in den Schlagzeilen: Bei einem Engagement in den USA 2017 büxte die Sibirische Tigerdame Suzy aus, weil ein Transportunternehmen offenbar den Käfig nicht richtig gesichert hatte, schrieb die Bild-Zeitung. Melnjak hatte aber damals den Verdacht geäußert, dass Lucy absichtlich freigelassen worden sei. Die Tigerin lief in einem Wohngebiet herum und wurde schließlich erschossen.