Knobloch unterrichtet die Bildbearbeitungs-Software Photoshop an einer Schule in Südkorea. Foto: Schwarzwälder Bote

Kulturen: Lehrer aus Talheim erfährt Faszination Südkorea / Photoshop-Unterricht an der Daegu Software High School

Wie wichtig internationale Beziehungen sind, steht bei dem aktuellen Tagesgeschehen rund um den Globus sicherlich außer Frage. Im Falle der beiden Lehrer Seokmin Han aus Daegu in Südkorea und Steffen Knobloch aus Talheim reichten hierbei schon drei Monate aus, um aus Fremden Freude zu machen.

Horb. Unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, der Unesco und der APCEIU (Asia-Pacific Centre of Education for International Understanding) erlebte Han im Januar drei Wochen lang den für ihn sehr ungewöhnlichen, deutschen Alltag, heißt es in einer Mitteilung. Untergebracht in einem Hotel in Horb war er schon nach zwei Tagen total davon begeistert, dass innerhalb von zehn Minuten alles zu Fuß erreichbar ist – Einkaufsmöglichkeiten, den Bahnhof und natürlich die Gewerbliche und Hauswirtschaftliche Schule Horb.

An der Schule wurde er sofort in den Unterricht des Technischen Gymnasiums integriert. In den Jahrgangsstufen mit dem Profilfach Gestaltung- und Medientechnik erläuterte er den Schülerinnen und Schülern das koreanische Bildungssystem und die fernöstliche Kultur. In weiteren Stunden lehrte er den sehr interessierten Jugendlichen Hangul – das koreanische Alphabet. Schon nach nur zwei Stunden konnten fast alle ihren Namen in den zuvor unverständlichen Schriftzeichen schreiben. Innerhalb der Fachschule Automatisierungstechnik unterrichtete Han sein Fachgebiet Informatik. Er führte die angehenden Techniker in der Welt der Programmiersprache Python ein. Nachdem die anfängliche Sprachbarriere überwunden war, war die Motivation groß, den unbekannten Code in Gruppenarbeit zu knacken.

Sehr angetan von der offenen und freundlichen Atmosphäre an der Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schule Horb wollte Han natürlich auch die Region Süddeutschland kennenlernen – und dabei kam er voll auf seine Kosten. Durch Tagesausflügen nach Ulm, Heidelberg, Konstanz, Tübingen und Rottweil verliebte er sich in Land und Leute sowie Spätzle und konnte es kaum erwarten, Steffen Knobloch sein Land und seine Schule zu zeigen. Dieser besuchte dann für 20 Tage Südkorea. Von Tag eins an befand sich Knobloch in einer völlig anderen Welt – einer ungewöhnlichen und inspirierenden zugleich, befand er.

Der Schultag an der Daegu Software High School startet für 180 Schülerinnen und Schüler um 7.20 Uhr mit einer gemeinsamen Taekwondo-Stunde. Danach beginnen die vier Vormittagsstunden in einer der drei Jahrgangsstufen – 20 Lernende werden hier jeweils von zwei Lehrern beschult. Nach dem gemeinsamen Mittagessen finden nochmals zwei Unterrichtsstunden statt, bevor um 16 Uhr die Aktivitäten in den Schulclubs losgehen. In mehr als 20 verschiedenen Clubs können Musikinstrumente, Badminton oder auch Kalligrafie erlernt werden.

"Wer nun denkt, dass der Schultag im Anschluss an die Clubzeit endet, irrt gewaltig", beschreibt der Lehrer aus Talheim. Zu acht wird in hoch technisierten Gruppenarbeitsräumen ab 18 Uhr der Unterrichtsstoff vom Vormittag wiederholt oder vertieft. Um 22.30 Uhr muss dann tatsächlich das Licht in den Schulgebäuden ausgeschaltet werden, damit sich die Lernenden in ihre Schlafsäle begeben.

Bei diesem Tagesablauf sei unschwer zu erkennen, welchen hohen Stellenwert Bildung in Südkorea hat, so Knobloch. Ohne einen Abschluss an einer High School sei es nahezu unmöglich, sich beruflich selbst zu verwirklichen. Trotz des aus dieser Tatsache resultierenden Drucks, hat es Knobloch unglaublich Spaß gemacht in mehreren Klassen die Bildbearbeitungs-Software Photoshop zu unterrichten, berichtet er. Es herrschte eine für ihn zuvor unbekannte Gier nach neuem Wissen und eine sehr große Motivation, dieses Wissen auch anzuwenden. Am meisten war er jedoch von dem respektvollen Miteinander angetan. "Das miteinander Reden und das einander Zuhören ist das Wichtigste im Umgang untereinander – und das nicht nur in der Schule", so Knobloch.