Ein Stadtteil mit Altstadt-Charme, wenn nur der Durchgangsverkehr nicht wäre: Der Altheimer Straße sieht man noch ihre historische Prägung an. Bauliche Veränderungen sollen die Verkehrsbelastung bald erträglicher machen. Foto: Hopp

Nach fünf Jahren Diskussion kann das Rathaus die Anwohner überzeugen. Geld ist da, Ratsbeschluss soll folgen.

Horb - Nach jahrelanger Diskussion zwischen den Anwohnern der Altheimer Straße und dem Rathaus ist jetzt endlich der Startschuss für die Umgestaltung gefallen.

Stadtplaner Peter Klein: "Jetzt können wir unsere Planungen verfeinern und hoffen, das Konzept noch vor der Sommerpause durch den Gemeinderat verabschieden zu können."

Die Anwohner fordern seit langem eine Verkehrsberuhigung, haben sich aber gegen die von der Stadt vorgeschlagene Verengung der Straßen gewehrt. Sie hatten auf den Umbau der Kegelhofkreuzung gehofft, sodass die Autos von Freudenstadt nicht mehr geradeaus in die Altheimer Straße fahren, sondern über den Kreisverkehr an der Käppeleshofkreuzung. Doch dieser Plan scheitert bisher an den Sicherheitsbedenken von Landkreis und Regierungspräsidium (wir berichteten).

Bei der Informationsveranstaltung zur Altheimer Straße waren gut 30 Anwohner im Sitzungssaal im Feuerwehrhaus.

Zunächst stellte der Stadtplaner Wolfgang Schwinge die Ergebnisse der Verkehrszählung vor. Inzwischen passieren täglich 5400 Fahrzeuge die oberste Zählstelle vor der Kegelhofkreuzung. Unten an der Bildechinger Steige sind es 4600. Bei der letzten Verkehrszählung im Jahr 2008 waren es noch 3800 Autos. In der Spitzenstunde, so Schwinge, sind es zwischen 440 und 540 Autos. Von diesen Kfz sind 28 Prozent stadtfremder Durchgangsverkehr, 23 Prozent sind Horber Binnenverkehr – also Fahrten von Horber Ortsteilen in andere Ortsteile wie zum Beispiel von Altheim nach Nordstetten.

Auch die von den Anwohnern empfundene Belastung durch Lkw ist "bei Weitem nicht so hoch wie gefühlt". Die Verkehrszähler haben in einer Woche insgesamt einen Brummi-Anteil von unter einem Prozent festgestellt.

Und wie ist es mit den Rasern? Laut der Verkehrszählung gibt es in der Tempo-70-Zone nur ein Prozent der Autofahrer, die schneller sind. In der 50er-Zone sind 83 Prozent unter dem Limit, in der 30er Zone halten sich 70 Prozent an die vorgeschriebene Geschwindigkeit.

Das Problem, welches sich aus den Daten ergibt, schildert Verkehrsexperte Schwinge so: "Selbst, wenn man auch diesen ›Binnenverkehr‹ aus der Altheimer Straße rausbekommen würde, bleiben immer noch zwischen 2100 und 2800 Autos täglich. Das ist viel zu viel, um hier eine verkehrsberuhigte Zone einzurichten, auf der sich Fußgänger und Autos eine Fläche teilen und maximal 7 km/h gefahren werden darf."

Die gesetzlichen Regelungen schreiben vor, dass solche Zonen nur bei maximal 1000 bis 1200 Autos täglich eingerichtet werden dürfen. Ansonsten müsste der Anordnende – in diesem Falle wohl Wolfgang Kronenbitter als Leiter Recht und Ordnung – persönlich haften, wenn es hier zu einem Unfall kommt. Schwinge weiter: "Sie glauben doch wohl nicht, dass da, wo sich Leute nicht genau an Tempo 30 halten, sie bei Schrittgeschwindigkeit bleiben. Dann ist solch eine Zone für Kinder viel gefährlicher als Tempo 30 mit abgetrenntem Gehweg!"

Anwohner Eduard Engeln: "Mir fällt auf, dass die eventuelle Möglichkeit der Verkehrsentlastung durch den Umbau der Kegelhofkreuzung nicht genannt wird."

Bürgermeister Jan Zeitler: "Wir haben für den von uns geplanten Umbau keine positive Rückmeldung erhalten." Laut der Verkehrszählung läuft ohnehin der meiste weiträumige Durchgangsverkehr nicht aus Richtung Freudenstadt, sondern umgekehrt von der Bildechinger Steige. Richtung Freudenstadt fahren gut 30 Prozent mehr Autos durch die Altheimer Straße als umgekehrt.

Anwohnerin Karin Kinsler: "Für uns ist jedes Auto zu viel. Den Verkehr zu bremsen, hat bisher nicht geklappt. Es sind sogar mehr Autos geworden. Tempo 30 durchgehend und der Versuch, auch die Binnenverkehre aus der Straße zu bekommen, sind das Mindeste!"

Bürgermeister Zeitler: "Wir wollen den Druck auf die Verkehrsteilnehmer erhöhen durch schmalere Straßen"

Architekt Bernhard Eberhard, auch Anwohner: "Die Straße gehört doch der Stadt. Damit können Sie machen, was sie wollen. Auch dichtmachen. An sich hat die Straße ein tolles Entwicklungspotenzial für den Wohnungsbau, doch der Verkehr schreckt ab. Mit einer provisorischen Ampel kann man da auch Autos verhindern. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."

Bürgermeister Zeitler musste zugeben, das die Stadt "rein vekehrsrechtlich diese Punkte in Erwägung ziehen könnten." Rechtsamtssleiter Wolfgang Kronenbitter: "Ohne bauliche Veränderungen der Altheimer Straße wird es keine Änderungen geben. Der Innenstadtbereich, zu dem auch die Altheimer Straße gehört, wird allerdings durch die Geschäfte, die Verkehr verursachen, nie so ruhig wie ein Neubaugebiet sein. Deshalb können wir nur versuchen, durch eine andere Gestaltung der Altheimer Straße den Verkehr möglichst zu reduzieren."

Stadtplaner Schwinge erläuterte dann, dass die Straßenbreite teilweise auf 4,75 Meter reduziert wird: "Das ist so eng, dass man schon das Problem bekommen könnte, dass die Spiegel am Auto aneinanderstoßen könnten." Dazu soll es vor der Hausnummer 88 eine weitere Verengung geben, an der nur ein Auto vorbeikommt. Durch Bäume an den Seiten soll dem Autofahrer auch optisch gezeigt werden, dass er nicht einfach durchfahren kann. Schwinge: "Aus unserer 30-jährigen Erfahrung wissen wir, dass man mit solchen Maßnahmen eine Verkehrsreduzierung hinbekommt."

Dann forderten die Anwohner noch regelmäßige Tempokontrollen und Überwachung des Sonntags-Durchfahrtverbotes. Bürgermeister Zeitler: "Wir dürfen ohne Polizei den fließenden Verkehr nicht stoppen. Dazu haben wir nur wenige Kräfte im Vollzugsdienst. Wer soll da mehr bezahlen?"

Zum Schluss der Diskussion lenkten die Anwohner ein. Katrin Kinsler: "Wir wollten alles versuchen, um so viel Verkehr wie möglich aus der Altheimer Straße rauszubekommen."

Seit 2008 hat die Stadt Sanierungsmittel für den Umbau der Altheimer Straße zugesagt bekommen. 2010 waren die jetzigen Planungen fertig. Die Anwohner hatten um eine Pause gebeten, damit der Umbau der Kegelhofkreuzung geprüft werden kann. Der Stadt war es – wegen des Neckarblühens – auch nicht unrecht. Im Sommer 2012 machte die Stadt einen erneuten Versuch, doch die Anwohner forderten noch eine Verkehrszählung ein. Mit der Anhörung ist es jetzt soweit: Die Stadt startet den Umbau der Altheimer Straße. Und wenigstens während der Bauarbeiten für den Umbau haben die Anwohner dann eine (fast) autofreie Straße.