"Mama" passt immer auf, ist aber scheu geworden: Einzelne der Katzen am Altheimer Schuppengebiet haben dort schon mehrere Winter zugebracht. Foto: Morlok

"Irgendjemand muss es tun": Claudia Kukacka kümmert sich um Tiere im Altheimer Schuppengebiet.

Horb-Altheim - Es ist bitterkalt an diesem frühen Dezembermorgen. Minus neun Grad zeigt das Thermometer und der Nebel, der über dem Land liegt, verzuckert Bäume, Sträucher, das Gras und die gesamte Landschaft mit frostigem Raureif. Claudia Kukacka zieht sich warm an – da draußen wird sie sehnsüchtig erwartet. Eigentlich ist es ein idyllischer Anblick – wenn man in der warmen Stube steht und zum Fenster hinaussieht. Wenn man jedoch raus muss, dann würde man auf diese Art von Idylle gerne verzichten. Und Claudia Kukacka muss raus! Nicht nur, weil ihre Arbeit bald losgeht, sondern weil sie von sieben Streunerkatzen sehnsüchtig erwartet wird. Jeden Tag, bei Wind und Wetter, bei brütender Hitze oder wie gestern bei eisigen Temperaturen, führt sie ihr Weg frühmorgens und nachmittags an ihre beiden Futterstellen im Altheimer Schuppengebiet.

Dort, in der Nähe des Festplatzes, am Scheunenweg, "wohnen" seit einigen Jahren ein paar Katzen, die sich in fünf der etwa 20 Schuppen einquartiert haben. Darunter auch Rübe, der rothaarige Schmuser, dem seine Streicheleinheiten genauso wichtig sind wie das Futter. Oder Tabsi, die der netten Frau Dosenöffner zwar immer ihre ganze Lebensgeschichte vormaunzt, aber sofort abhaut, wenn sie ihr zu nahe kommt.

Und da ist die ganz erfahrene alte Katze, die "Mama" gerufen wird. Sie hat schon viele Winter da draußen überlebt und schaut auch jetzt wieder nach dem Rechten, als Menschen zu ungewohnter Zeit an ihrem Fressplatz auftauchen.

Zwar hält sie sich versteckt, jedoch so, dass sie alles beobachten kann, denn als routinierte Katze weiß sie ganz genau, dass sie notfalls viel schneller verschwinden kann, als die Menschen ihr folgen können. Es sind sieben ganz besondere Charaktere, die im Altheimer Schuppengebiet ihr Katzenleben in freier Wildbahn verbringen. Immer auf der Suche nach Nahrung und Wasser.

Alle Sieben würden den Winter ohne die Fürsorge der tierlieben Frau, die ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellt, nicht überleben. "Gerade im Winter brauchen sie mehr Nahrung als im Sommer", erklärt Claudia Kukacka im Gespräch mit unserer Zeitung. "Pro Tier kann ich pro Tag mit einer 400-Gramm-Dose Futter rechnen", fasst sie den Tagesbedarf im Durchschnitt zusammen. Futter, das sie zum allergrößten Teil aus der eigenen Tasche bezahlt. "Irgendjemand muss es tun", sagt sie. "Ich kann da nicht wegsehen und denken, der Tierschutzverein wird sich schon drum kümmern – nein, das würde ich nicht übers Herz bringen."

Sie hat diese Futterstelle eigentlich ihrem Dackelmischling Bobby zu verdanken. Als sie mit ihm da draußen spazieren ging, bekam der Dackel immer mal wieder von Renate Fuchslocher, der früheren Katzen-Mutti, ein Leckerli. So kamen die beiden Frauen ins Gespräch, man war schnell auf einer Wellenlänge, und wenn Renate Fuchslocher mal keine Zeit hatte, half Claudia Kukacka von 2008 an ab und zu mal mit dem Füttern aus. Vor drei Jahren starb Renate Fuchslocher und hinterließ ihrer Freundin die Futterstellen.

Der Tierschutzverein Horb hat vor knapp fünf Jahren zwei Futterhäuschen gespendet, um den Katzen wenigstens ein wenig Schutz beim Fressen zu bieten. Aber auch diese Provisorien sind im Laufe der Zeit, in denen sie der Witterung ausgesetzt waren, stark in Mitleidenschaft geraten.

Außer an Tierliebe mangelt es deshalb eigentlich an allem. Kukacka weiß langsam nicht mehr, wie sie die ganze Geschichte finanzieren soll, zumal auch noch vier weitere Katzen um ihr Haus herumschleichen, denn irgendwie ist über den "Katzenfunk" durchsickert, dass es dort immer was zu fressen gibt. "Es ist für die Tiere einfach die einzige Möglichkeit, über den Winter zu kommen – mit einer mageren Maus alle paar Tage haben sie keine Chance", so ihr pragmatisches Fazit.

Um ihre Schützlinge über den Winter zu bringen, ist sie dringend auf Futterspenden angewiesen. "Geld möchte ich eigentlich nicht", betont sie. Alte Decken, Futternäpfe und vor allem Futter – Nass oder Trockenfutter – das ist es, was sie braucht. Wer ihr helfen möchte, darf sie gerne unter 0172/3816943 anrufen. Da sie einen Teilzeit-Job hat, kann es sein, dass sich nur ihre Mailbox meldet. Sie ruft dann schnellstmöglich zurück.