Die Turmstube des Horber Schütteturms war beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals stets gut gefüllt, und Türmer Heinrich Raible sorgte dafür, dass jeder Besucher reibungslos einen Blick durch das Spektiv auf die Burg Hohenzollern werfen konnte. Foto: Kultur- und Museumsverein Foto: Schwarzwälder Bote

Tag des offenen Denkmals: Stube des Schütteturms ist stets gut besucht

Horb. Der Tag des offenen Denkmals erwies sich für den Kultur- und Museumsverein am Sonntagnachmittag als voller Erfolg. Weit mehr als 200 Personen besuchten die Ottilienkapelle und den Schütteturm auf dem Horber Hausberg. Die Turmstube des Aussichtsturms war stets gut gefüllt.

Seit 18 Jahren beteiligt sich der Kultur- und Museumsverein am Tag des offenen Denkmals, und die angebotene Besichtigungsmöglichkeit der beiden Denkmale auf dem Schütteberg brach dieses Mal alle Besucherrekorde. Nur gut, dass man von Seiten des Vereins auf den Besucheransturm vorbereitet war. So hatte man aufgrund der beengten Räumlichkeiten im Schütteturm auf Führungen verzichtet, und insgesamt vier Informationstafeln vermittelten in großen Lettern die Geschichte des ehemaligen Wachtturms und der einstigen Wallfahrtskapelle.

Außerdem standen die beiden Vereinsvorsitzenden Joachim Lipp und Heinrich Raible für Fragen zur Verfügung. Sie erhielten dabei Unterstützung von Stadtrat Jochen Milles, der als profunder Kenner der Ottilienkapelle gilt. Als Dankeschön übergaben ihm deshalb die beiden Vorsitzenden einen kleinen Obolus für den Blumenschmuck in der Kapelle. Außerdem informierte Volkmar Rieber vom Nabu Horb im Schütteturm über die Vogelwelt, die in diesem alten Gemäuer Unterschlupf findet.

Die Stadt hatte eigens für den Tag des offenen Denkmals das Gras rund um Kapelle und Wachtturm mähen lassen und Heinrich Raible hatte die Latten an den beiden Sitzbänken erneuert, sodass fast alle Besucher zu der Einsicht kamen, dass es auf dieser Welt kein schöneres Plätzchen geben kann, als das zu Füßen des Schütteturms, von dem an diesem strahlend sonnigen Sonntag sogar die Stadtfahne wehte.

Wachtturm wird 1901 zum Aussichtsturm

In der Turmstube hatte Raible über der alten Orientierungsplatte das Spektiv montiert, das von dem Horber Optiker Axel Ostertag gesponsert worden ist. Um einen Blick durch das Beobachtungsfernrohr werfen zu können, musste man in der Turmstube Schlange stehen. In diese hatte sich mit Gattin auch Bürgermeister Ralph Zimmermann eingereiht, der nach seiner Kreuzbandoperation den 26 Meter hohen Turm mit Gehilfen bestieg. Für diese Heldentat wurde er vom Verein mit einer Flasche Freibier belohnt, die er angesichts der Temperaturen auf dem sonnenbeschienen Horber Hausberg nicht ausschlug.

Besonders beeindruckt zeigten sich sämtliche Besucher vom Blick auf die Schwäbische Alb, und mit Hilfe der 30-fachen Vergrößerung des Spektivs ließen sich sogar die Fenster der Burg Hohenzollern zählen. Diese Burg bildete einst den Anlass für die Errichtung des Wachtturms, der 1901 zum Aussichtsturm umfunktioniert worden ist. Auf dem der Schwäbischen Alb vorgelagerten Zeugenberg residierte zur Zeit der Städtekriege Friedrich XII. von Hohenzollern, der auch kurz nur "der Öttinger" genannt wurde, weil er seine Laufbahn zum Ritter bei den verwandten Grafen von Öttingen hinter sich gebracht hatte.

D ie schwäbische Linie der Hohenzollern war nach der vierten Teilung des Zweiges zu Beginn des 15. Jahrhunderts überschuldet und ihre Besitzungen teilweise verpfändet. Friedrich XII. und sein Bruder Eitelfriedrich kümmerten sich aber nicht um königlich eingeleitete Vergleichsverfahren oder um die Hofgerichtsurteile. Außerdem lebten die Brüder in ständigen Erbstreitigkeiten, weil die Burg Hohenzollern, die Stadt Hechingen und eine Mühle im gemeinsamen Besitz waren.

Der Öttinger war ein wüster Marodeur, der plündernd und brandschatzend so lange durch die Gegend zog, bis sich 1422 eine gewaltige Militärkoalition gegen ihn in Stellung brachte. Diese zog mehrere Belagerungsringe um die Burg Hohenzollern, da sie als unbezwingbar galt. Bei dieser Gelegenheit haben die Reichsstädte den Schütteturm und die Heuberger Warte bei Rottenburg zum Schutz gegen den Zollerngrafen erbaut. Die Burg Hohenzollern wurde am 15. Mai 1423 nach zehnmonatiger Belagerung durch den Bund der schwäbischen Reichsstädte erobert und vollständig zerstört. Der Übeltäter hatte sich allerdings bereits zu Jahresbeginn auf der Suche nach neuen Verbündeten aus dem Staube gemacht.