Michael Jung (vorne) mit Jennifer Kaisner (von links), Sarah Schäfer, Evi Schüle und Mina Hartel. Foto: Lück

Die Gesichter von Jennifer, Evi, Sarah und Mina sind angespannt. Endlich mal wieder Training – und was für eins! Reiter-Ikone Michael Jung hatte die vier Nachwuchs-Reiterinnen zu einer Trainingseinheit eingeladen!

Horb - Mina Hartel (15) strahlt auf ihrem "Cleinen Donner". Michael Jung ist ihr großes Vorbild. Deshalb hatte die Reiterin vom Reit- und Fahrverein Horb erst vor zwei Wochen auf der Anlage von Rüdiger Rau in Altensteig ihr erstes Vielseitigkeits-Turnier geritten. Und hat gleich gewonnen.

Und jetzt hat sie eine Trainingsstunde bei Jung! Und der nimmt die Mädels gleich an die Kandarre – erst ein paar Sprünge und einfache Linien, dann wird es immer anspruchsvoller.

Der mehrfache Goldmedaillen-Gewinner und Weltmeister: "Man merkt gleich, dass alle noch nicht viel trainiert haben. Deshalb habe ich den Parcours nach und nach gesteigert und auch die Linienführung. Zum Schluss gab es ein dutzend Sprünge und eine anspruchsvolle Linienführung – um die Kondition, die Konzentrationsfähigkeit und das Balancegefühl zu trainieren. Das haben alle toll gemacht – und ich hoffe, jeder hat was mitgenommen!"

"Schöne Erfahrung"

Defintiv. Evi Schüle aus Altensteig (hatte sich schon für einen Trainerschein in Marbach angemeldet) genießt auch den tollen Platz. Mina vom Reit- und Fahrverein Horb sagt: "Das war eine sehr schöne Erfahrung!"

Auch für Jennifer Kaisner aus Rottenburg, die für Herrenberg startet, war das "echt ein Erlebnis!"

Und Minas Mutter Kristin fasst das zusammen, was all die stolzen Eltern empfinden: "Wir dachten im letzten Jahr, das gar nichts mehr ging. Und dann hat es der Reit- und Fahrverein Nordstetten doch noch geschafft, im Oktober das Qualifikationsturnier für den Jugendförderpreis Horb auf die Beine zu stellen. Schon das war für uns Reiter ein absolutes Highlight. Und der Hauptpreis für die Gewinnerinnen mit dem Training bei Michael Jung – diese Chance bekommst Du nur ein Mal!"

Und diese Chance haben alle vier sicherlich genossen: Mina, Evi, Sarah Schäfer aus Tübingen und Jennifer. Obwohl das angenehme Gefühl und die Begeisterung erst auf dem Heimweg durchbrechen dürften. Auf dem Platz bei Michael Jung sind die Blicke konzentriert, die Anspannung durch das anspruchsvolle Training steht ihnen auch beim Abschluss-Foto noch in den Gesichtern geschrieben.

Doch wie man an Mina und Evi sieht, wird das Training durch "Gold-Michi" sie sicher weiter beflügeln.

Der Publikums-Faktor ist noch die große Unbekannte

Und wie beflügelt ist unser Gold-Reiter Michael Jung? Wie ist sein Plan für die Olympiade in Tokio? Jung: "Ich bin hoch motiviert. Ich werde fischerChipmunk mitnehmen – bei diesem Pferd habe ich ein gutes Gefühl Er ist weiter besser geworden und top-fit."

Doch es gibt eine große Unbekannte für Michael Jung – der Publikums-Faktor. Durch den Lockdown gab es in den bisherigen Vorbereitungen kaum Turniere mit Publikum. Auch das German Masters in der Schleyerhalle ist ausgefallen.

Könnte das eine Rolle spielen? Jung: "Nach heutigem Stand sollen 80 Prozent der Olympia-Tickets in Japan verkauft werden. Das Stadion dürfte deshalb rappelvoll mit Publikum sein – wenn es die Corona-Lage in Japan erlaubt. Das ist eine Riesen-Umstellung für alle Teilnehmer. In der Schleyerhalle ist es beispielsweise so, dass Du schon auf dem Weg in die Halle mit mehreren Reitern und Pferden zusammen bist. Das Publikum ist zu hören. Man merkt, dass sowohl das Pferd als auch der Reiter mehr Adrenalin haben. Und in sofern könnte der Publikumsfaktor eine große Rolle spielen. Ich hoffe deshalb, dass es beim Turnier in Luhmühlen schon Publikum gibt, damit fischerChipmunk und ich dann noch besser vorbereitet sind für Tokio."

Wichtige Rolle in der Balance zwischen Reiter und Pferd

Der Publikumsfaktor. Er dürfte deshalb eine wichtige Rolle in der Balance zwischen Reiter und Pferd spielen. Nicht nur deshalb war Michael Jung immer bei den German Masters mit vielen seiner Potenzial-Pferde in der Schleyerhalle in Stuttgart dabei, um auch diese Herausforderung zu meistern. Und gegebenenfalls nachsteuern zu können.

Für Reiter aus Ländern wie Schweden ohne Lockdown vielleicht ein Wettbewerbs-Vorteil, weil sie schon mehr Turniere vor Publikum geritten haben?

Jung: "Fakt ist: Die besseren Turniere für Top-Reiter sind schon bei uns wie Marbach oder Luhmühlen. In Schweden gibt es Malmö – das bin ich auch schon geritten. Ich gehe mal davon aus, dass ein volles Stadion in Tokio für alle Reiter und die Pferde die gleiche Herausforderung sein werden!"