Zufriedene Gesichter bei der Eröffnung: das Morgenland-Team mit den beiden Inhabern Alaa Eddin Aljabara (links) und Abdul Rahim Khalaf (Zweiter von rechts) vor der Tafel mit den Namen der Leute, die das Projekt über Crowdfunding Realität werden ließen. Foto: Geideck

Lokalredaktion testet in Mittagspause Gaumenfreuden: Speisen kommen gut an.

Horb - Es ist ein Stück jüngerer Stadtgeschichte: Am Dienstag eröffnete das syrische Restaurant Morgenland in der ehemaligen Gaststätte Buß. Die Horber Lokalredaktion des Schwarzwälder Boten hat dort ihre Mittagspause verbracht – und ist begeistert.

Mittagspause im Morgenland? Die Idee stößt in der Lokalredaktion sofort auf breite Zustimmung. Es ist ja schließlich eine Küche, mit der man nicht so häuftig in Kontakt kommt. Das weckt den Entdeckergeist. Und der ist dann auch gleich beim Studieren der recht kompakten Speisekarte gefragt: Mashawi, Kobba, Mansaf, Ma’ccarona – das klingt exotisch, ist uns aber eben auch völlig unbekannt.

Was sofort auffällt: die syrische Herzlichkeit. Chef Alaa Eddin Aljabara begrüßt jeden Gast per Handschlag und lächelt: "Herzlich willkommen im Morgenland." Keine Spur mehr von der Nervosität, mit der das Team auf den gestrigen Eröffnungstag hingefiebert hat. 14 Stunden lang wurde am Vortag in der ehemaligen Gaststätte Buß alles vorbereitet, durchgespielt und noch einmal manch eine Variante getestet. Bei der Eröffnung merkt man davon nichts. "Am Anfang war es noch ein bisschen stressig, aber dann lief alles gut", strahlt Alaa Eddin Aljabara, für den zusammen mit seinem Geschäftspartner Abdul Rahim Khalaf ein echter Traum in Erfüllung geht. Denn: Die beiden Syrer kamen vor zweieinhalb Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland und haben ihre Restaurant-Idee über Crowdfunding realisiert. Viele Leute – vor allem aus Horb – haben den Neu-Horbern eine Chance gegeben, über eine Plattform Geld eingezahlt und so für das nötige Startkapital gesorgt. Ihre Namen hängen im Eingangsbereich des Horber Morgenlandes.

Dahinter trifft der Okzident auf den Orient. Der schwäbische Charme des Gasthauses Buß ist noch immer spürbar, gepaart jedoch mit arabischen Elementen wie etwa Hängelaternen und natürlich syrischer Musik. Ein Bild an der Wand schlägt die Brücke zwischen beiden Kulturen. Auf ihm steht: "Alle Menschen sind Fremde – fast überall." Es folgt ein Gruß aus der Küche mit Humus, Paprikapaste und Auberginen-Joghurt mit Granatapfel. Dann ist endlich die Experementierfreude der Horber Lokalredaktion gefragt.

Frittierte Kobba

Kobba – eine kurze Internetrecherche verrät: Ein Klassiker der syrischen Küche. Frittierte Bällchen aus Rind-, Kalbfleisch und Bulgur. Hört sich erst einmal nach einer sehr schweren Mahlzeit an. Dazu gibt es aber den inzwischen allseits bekannten Tabouleh. Der frische Petersilien-Bulgur-Salat wird mit Minze und Tomate verfeinert. Das Dressing aus reichlich Zitrone hat eine starke, aber angenehme Säure und passt sehr gut zu den doch mächtigen Fleischbällchen. Höhepunkt des Mittagessens war das Dessert: Fatayer bel gos. Wunderbar warm servierte Teigtaschen mit einer leckeren, aber nicht zu süßen Walnussfüllung. Dazu einen kräftigen, syrischen Kaffee mit Kardamom aromatisiert. Da kommt richtig Morgenland-Stimmung auf.

Mansaf

Mansaf – ein Reisgericht mit Gemüse und Hühnchen. Das Gericht hört sich einfach an, übertrifft aber meine Erwartungen. Der Reis überrascht mit einem angenehmen Zimtaroma. Beigemischt sind kleine, zarte Gemüsestreifen. Das Hähnchen ist angenehm saftig. Ein Highlight ist der Salatteller: Hauchdünnes frittiertes Fladenbrot macht die Beilage aus Tomaten, Gurken, Blattsalat und Granatäpfeln zu einer Köstlichkeit. Interessant schmeckt das Dressing: Trotz des säuerlichen Geschmacks ist zum Ende ein Hauch von Süße zu erkennen. Nach der reichlichen Portion ist ein syrischer Kaffee fast schon Pflicht. Er ist geschmacklich genau

Falafelteller

Das Fladenbrot war gefüllt mit frittierten Kirchererbsenbällchen, Gurke, Tomate, Essiggurke und einer Joghurtsoße. Den Crunch gaben die knusprigen Kichererbsenbällchen, ebenso verliehen die Minzblätter dem Gericht eine ganz eigene Note. Hierzu wurden drei lauwarme Bällchen, Tomaten, Minzblätter und Essiggurken mit einer Joghurtsoße gereicht. Gewöhnungsbedürftigt für mich waren die Essiggurken im Fladenbrot.

Toschka

Kalbfleisch mit Käse im Fladenbrot – wirklich experimentierfreudig ist das nicht, aber es klingt halt einfach lecker. Optisch wie geschmacklich erinnern die Toschka sehr an lateinamerikanische Quesadillas. Dank dem Käse fordert auch das syrische Pendant bereits ab der Mitte des Tellers seinen Tribut, man muss am Ende wirklich kämpfen. Und trotzdem: Genau wie bei den Tischnachbarn wird auf den Nachtisch nicht verzichtet. Baklawa und syrischer Kaffee – zwar auch hierzulande bekannte Vertreter der wunderbaren orientalischen Dessert-Küche, die im Horber Morgenland aber mit ganz eigener, passender Note serviert werden. Schön, dass dazu auch immer ein Lächeln gehört.