Wie genau es mit der Planung des Swingerclubs weitergeht bleibt unklar. (Symbolfoto) Foto: ©pixs:sell_stock.adobe.com

Sollte wirklich eine große "Spielwiese" in der Nähe von Eutingen entstehen? Betreiber hüllt sich in Schweigen.

Horb - War nicht Mitte Oktober die Eröffnung eines Swingerclub in der Nähe von Horb geplant? Aus diesen Plänen wird anscheinend nichts. Und die Frage ist: Was ist an der Geschichte überhaupt dran?

Die Ankündigung klang großspurig: 1600 Quadratmeter groß, 18 Räume und eine "Spielwiese" für 200 Personen, Übernachtungsmöglichkeiten, großer Wellnessbereich und vieles mehr. Markus H. (Name von der Redaktion geändert) hatte auf der einschlägigen Internet-Plattform Joyclub die Eröffnung des Swingerclubs "Pleasure" (englisch für Vergnügen) für den 11. und 12. Oktober angekündigt. Doch mittlerweile ist die Joyclub-Seite des Clubs auf Eis gelegt und die "Swinger-Gemeinde" regt sich auf. Von Betrug ist die Rede, Einzelne berichten, dass sie ihr bereits überwiesenes Geld noch nicht zurückerstattet bekommen hätten. Der Schwarzwälder Bote ist auf Spurensuche gegangen.

Der Betreiber

Markus H. gibt es wirklich. Davon konnte sich der Schwarzwälder Bote in mehreren Telefonaten überzeugen. Ganz am Anfang tauchte sein Name im Impressum der "Pleasure"-Seite auf Joyclub auf – mit Adresse und Telefonnummer. Über diese Nummer war H. dann auch für uns zu erreichen. Später verschwanden die Kontaktdaten auf der Seite allerdings. H. wohnt in einer Nachbargemeinde von Horb, war bis vor Kurzem Fußballtrainer eines Vereins in der Region. Und er spielt für die zweite Mannschaft des Vereins, was später noch eine besondere Rolle spielen wird.

Der Standort

Über den möglichen Standort des Swingerclubs gab es bisher wilde Spekulationen. Zunächst kam das Gerücht auf, dass er möglicherweise ins ehemalige Offizierskasino von Horb einziehen könnte. Allerdings war das von Anfang unrealistisch, da so etwas mitten in einem Mischgebiet von Wohnen und Arbeiten rein rechtlich nicht möglich ist. Das erklärte auch Markus H. Auf Joyclub war zwar Horb als Standort angegeben. Doch die Seite "verschlüsselt" den wahren Ort und nimmt den nächstgrößeren. Der angebliche Betreiber gab uns dann folgende Informationen: ein ehemaliges Wellnesshotel, das sich mitten im Wald und nicht im Landkreis Freudenstadt befindet. "Allerdings befindet man sich fast mit einem Fuß in diesem Landkreis", erklärte er. Die Landkreise Zollernalb, Rottweil und Tübingen schloss er selbst aus. Fast alle anderen Landkreise winkten ab. Nur vom Landkreis Calw gab es bisher keine abschließende Antwort. In einem späteren Telefonat konkretisierte H.: "Der Standort befindet sich in der Nähe von Eutingen." Doch eine intensive Recherche kam nicht zu einem erfolgreichen Ergebnis. Auch berichtete unserer Zeitung bisher niemand, dass er einen Umbau eines entsprechenden Gebäudes mitbekommen habe. Dabei hätte das auffallen müssen, wenn man H. Glauben schenkt. Dieser hatte berichtet, dass im Außenbereich Anfang Oktober Sichtschutz angebracht worden sei. Ist dieser Standort wirklich so gut versteckt? Oder die Umgebung tatsächlich so verschwiegen?

Die Verzögerung

Nachdem Ende August die Pläne bekannt wurden, versprach Markus H. unserer Zeitung für Mitte September die Bekanntgabe des Standorts und Fotos des Swingerclubs. Es seien noch viele Arbeiten zu erledigen und "die Arbeiter sollen ihre Ruhe dabei haben". Doch Mitte September vertröstete er unsere Zeitung erneut – und erneut und erneut. Später nannte H. gesundheitliche Gründe, die auch die Eröffnung verzögern wurden. Dann verschwanden die Eröffnungstermine auf dem Internet-Portal: eine private Party für geladene Gäste und eine offizielle. Für letztere hatten sich fast 400 Personen angemeldet.

Die Swinger-Gemeinde

Das Vorgehen von Markus H. sorgte für großen Unmut in der Swinger-Community. H. hatte um Vorkasse auf Joyclub gebeten – entweder per Überweisung auf ein Konto (aus dem der Betreibername nicht erkenntlich wurde) oder über Paypal. Erst dann sei eine verbindliche Anmeldung abgeschlossen. Doch dann gab es wohl keine Kommunikation mehr. Fragen der Interessenten blieben auf der Seite unbeantwortet. "Heut ist der 30. September. Und noch immer keine Fotos online. Kann man ja verstehen, dass sich auf einer Baustelle manches dahinzieht, aber es gibt ja nicht mal eine Stellungnahme von Euch dazu... Ein wenig seltsam ist das ja schon...", schreibt ein Joyclub-Nutzer. Ein anderes Pärchen behauptet: "Es gibt wohl noch einige, die ihrem Geld hinterher laufen und das ist mal nicht ok." Joyclub bestätigte auf Anfrage in der vergangenen Woche, dass sich allerdings erst ein Pärchen an das Internet-Portal gewandt habe, weil das Geld bisher nicht zurückerstattet worden sei. Und bei der Staatsanwaltschaft Rottweil liegen noch keine Fälle vor, wie Pressesprecher Frank Grundke auf Anfrage mitteilt.

Das Internet-Portal

Doch was sagt eigentlich Joyclub zu den Vorgängen? Zunächst einmal bestätigt Manuel Binternagel, dass der Inhaber des Profils "Swingerclub-Pleasure" ein offizielles Dokument vorgelegt habe. Das hatte auch Markus H. unserer Zeitung erklärt. Um was für ein Dokument es sich handelt, sagt der Joyclub-Sprecher nicht – "aus datenschutzrechtlichen Gründen". Das Internetportal schiebt jegliche Verantwortung von sich. Für die Inhalte der Profil-Seite sei allein der Profilinhaber verantwortlich. Zur Frage, ob sich schon Nutzer der Seite wegen der Vorgänge um das "Pleasure" beschwert haben, schreibt Binternagel vor gut einer Woche: "Derzeit liegt uns lediglich eine einzelne Meldung über eine nicht erfolgte Rückerstattung vor."

Das Fazit

Lange gaben wir dem angeblichen Betreiber des "Pleasure" Zeit, seine Pläne zu präsentieren. Mehrmals versprach er uns "exklusive Einblicke" – zuletzt am vorletzten Wochenende. Doch als wir erneut anfragten, erhielten wir eine Whatsapp-Nachricht – angeblich von seiner Frau –, dass ihr Mann einen Zusammenbruch gehabt habe und an dem Wochenende ins Krankenhaus gekommen sei. Gleichzeitig erfuhr unsere Zeitung allerdings, dass Markus H. am Sonntag sogar im Ligabetrieb Fußball für seinen Verein spielte. Ein Mitglied des Vereinsvorstands sagt: "Ich war live dabei, ich kann das bestätigen. Er machte einen sehr guten Eindruck." Damit konfrontiert, reagierte die andere Seite gereizt und drohte mit der Einschaltung eines Rechtsanwalts. Seither ist es still um den Betreiber geworden. Ob es wirklich konkrete Pläne für einen Swingerclub gibt? Wie weit H. mit dem Projekt ist oder ob er nun die Immobilie wirklich wieder verkauft, wie im Whatsapp-Gespräch angekündigt wurde? Das bleibt vorerst oder für immer sein Geheimnis.