Energie: Simon Hänel berichtete über die Praxis der Photovoltaik-Branche in der Region
Gleich zu Anfang der Veranstaltung stellt Winfried Asprion eine sehr konkrete Forderung. "Die erneuerbaren Energien müssen weiter ausgebaut werden", sagt der Vorsitzende der Grünen im Kreisverband Freudenstadt. "Photovoltaik-Anlagen müssen zur Pflicht auf allen privaten und gewerblichen Gebäuden werden."
Horb. Rund 1,6 Millionen Photovoltaik-Anlagen seien derzeit in Deutschland in Betrieb – und die Zahl wachse ständig. Doch das sei noch längst nicht genug. Immerhin 24 Millionen Tonnen CO2 sei dadurch etwa vor vier Jahren eingespart worden.
Auch der ständig wiederholte Vorwurf der Solar-Kritiker, dass Photovoltaik-Anlagen vor allem wegen staatlicher Subventionen noch auf dem Markt seien, treffe schlichtweg nicht zu, betont Asprion. "Die Wahrheit ist eine andere." Schließlich würden auch Kohle mit Milliarden Euro an staatlichen Hilfen unterstützt. Auch die gesamtgesellschaftlichen Kosten müssten schließlich berücksichtigt werden – etwa auch bei Atomstrom, meinte der Grünenpolitiker. Und was er unter gesamtgesellschaftlichen Kosten bei Nuklearstrom versteht, macht er mit einem Blick auf eine aktuelle Debatte klar: "Ich persönlich möchte kein Atomendlager vor meiner Haustür haben." Und generell gelte: Die Energiereserven an Erdöl und Gas, die sich in rund 300 Millionen Jahren gebildet hätten, seien in absehbarer Zeit verbraucht. "Was wir brauchen sind alternative Energien."
"Photovoltaik, der Strom vom Dach und Geld gespart", heißt die Veranstaltung, zu der die Freudenstädter Grünen im Klostersaal in Horb geladen haben. Gastredner ist Simon Hänel. Hänel ist Gründer und Geschäftsführer der Firma Lizergy – ein auf Photovoltaik-Anlagen spezialisiertes Unternehmen in Feudenstadt. Eine "praxisorientierte Informationsveranstaltung", heißt denn die Veranstaltung in Horb – ein bisschen Werbung für die eigene Firma ist wohl auch dabei.
Auch Hänel setzte gleich den Ton. "Wir bauen viel zu wenig Photovoltaik-Anlagen", beginnt er seinen Vortrag. Immer wieder würden von Staat und Politik "Steine in den Weg gelegt". Obwohl Photovoltaik bereits seit Jahrzehnten zur Verfügung stehe, entfielen derzeit lediglich magere 7,4 Prozent der erzeugten Gesamtenergie auf die Solarmodule auf Deutschlands Dächer – viel zu wenig, wie der Unternehmer meint. "Da müssen wir dringend etwas tun."
Natürlich seien die individuellen Kosten und die individuelle "Ausbeute" einer Anlage auf dem Dach je nach Beschaffenheit der Gebäude, der regionalen Sonneneinstrahlung und anderer konkreter Faktoren recht unterschiedlich, so Hänel. In jedem einzelnen Fall müssten diverse ganz konkrete Aspekte berücksichtigt werden, rät er. Er bezifferte die Kosten bei einer Anlage pro Kilowattstunde daher in einer durchschnittlichen Bandbreite von 4,5 bis elf Cent. Die Differenz sei also ganz erheblich, so Hänel weiter. Allerdings, so fügte er hinzu: Selbst bei einem Höchstpreis von elf Cent sei das noch "erheblich besser als 30 Cent bei einem Einkauf von Strom".
Das Urteil des Unternehmers: Photovoltaik sei "die günstigste Form, in Süddeutschland Strom herzustellen." Es könne derzeit sogar günstiger produziert werden als Strom durch große Windkraftanlagen. Und, so fügte er hinzu, in Süddeutschland scheine die Sonne nun einmal mehr als anderswo.
"Die Energiewende beginnt von unten: In Bürgerhand!", hieß es in der Einladung der Grünen zum Infoabend. Es geht denn vor allem um sehr praktische Fragen, etwa um bauliche Voraussetzungen, Verwaltungs- und Wartungsaufwand. Wie ist der aktuelle Stand der Technik? Im Mittelpunkt stehen auch Aspekte wie: Kann man Sonnen-Strom sinnvoll und ökonomisch speichern? Und was tun, wenn das eigene Heim über kein "Sonnendach" in Richtung Süden verfügt, wenn das Eigenheim viele Stunden des Tages im Schatten liegt?
"Natürlich brauchen wir immer Strom", antwortet Hänel, "auch wenn keine Sonne scheint". Doch die aktuellen Speicher sowie Zwischenspeicher seien heute durchaus in der Lage, das Problem zu lösen. Natürlich werde der Strom dadurch etwas teurer. "Doch das ist dann immer noch billiger, als Strom zuzukaufen."
Und auch wer kein Süddach habe, brauche sich nicht zu grämen. "Ein Westdach ist häufig genauso gut wie ein Süddach." Generell gelte: Inzwischen gebe es erhebliche technische Entwicklungen, "das Problem der Beschattung hat längst nicht mehr so große Auswirkungen wie früher." Rund 40 Zuhörer und Gäste sind an diesem Abend in den Klostersaal gekommen. Den Fragen nach zu urteilen dürfte ein nicht unerheblicher Anteil bereits eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach haben – oder spielt mit dem Gedanken, sich eine anzuschaffen.