Ralf Adler fühlt sich mit seinen Plakaten gegenüber der Stadt als Kulturanbieter benachteiligt. Foto: Hopp

Adler droht Stadt mit rechtlichen Schritten – und umgekehrt hat man Ähnliches erwogen.

Horb - Die Auseinandersetzung des Vortragsveranstalters Ralf Adler mit der Stadt Horb wegen der Plakatierungsrichtlinien hat eine neue Qualität bekommen: Adler wirft der Stadt vor, mit der Plakatierung der städtischen Musiktage gegen ihre eigenen Regeln zu verstoßen, an die sie andere gerne erinnere. Deshalb will er die Stadt wegen Rechtsbruchs anzeigen.

Für die Musiktage wurde vier Wochen lang mit rund 65 Plakaten geworben. Erlaubt sind aber pro Veranstaltung nur zwei Wochen Plakatwerbung mit 30 Exemplaren. Darüber ärgert sich Adler schon lange, und zwar so sehr, dass er auf Jagd nach Beweisen geht: Akribisch hat er jedes ausgehängte Plakat der Musiktage fotografiert, um zu zeigen, dass die Stadt mit sich selbst kulanter sei als mit anderen. Adler fordert eine Ausnahme, die ihm längerfristige Werbung für seine Reisevorträge erlaubt, mit denen er einen erheblichen Anteil zum Horber Kulturleben leiste, sagt er. Er fühlt sich im Recht.

Die Stadt Horb auch. Ordnungsamtsleiter Wolfgang Kronenbitter und seine Mitarbeiter reklamieren für sich, dass es sich bei der Musiktage-Werbung um einen Kompromiss zugunsten anderer Veranstalter, also auch zugunsten Adlers, handelt. Nach städtischen Angaben finden bei den Musiktagen drei separate Veranstaltungen (14./21./28. April) statt, die mit je 30 Plakaten hätten beworben werden dürfen. Dann wären zwischen 7. und 21. April aber zwei der ausgewiesenen Plakatierrouten in der Innenstadt von den Musiktagen belegt gewesen. Darauf habe man verzichtet, nur eine Route belegt. Im Gegenzug wurden offenbar mehr Plakate aufgehängt als die 45 Stück, die sich bei genauem Nachrechnen ergeben.

Im Rathaus herrscht Unverständnis für Adlers Verhalten. Kronenbitter sagt: "Adler versucht uns zu erpressen, obwohl wir schon kulant mit ihm sind." Eine Stadt-Mitarbeiterin sagt, sie merke sich schon vor, wann Adler wieder plakatieren wolle, und bislang habe er immer auf seiner Wunschroute plakatieren dürfen. Die Situation ist verfahren.

Wenn sich ein Streit nur noch ums Prinzip dreht, verliert man die nötige Distanz. Ralf Adler vergreift sich in seiner Post an die Stadt im Ton und beleidigt die Mitarbeiterin, die nur die Plakatierungsregelung umsetzt, die der Gemeinderat beschlossen hatte. Kronenbitter und sein Team haben erwogen, deswegen wiederum rechtlich gegen Adler vorzugehen. Doch Kronenbitter kam zu anderen Schluss, er will keine weiteren Scharmützel: "Herr Adler wird behandelt wie jeder andere und damit ist die Sache für uns erledigt."