Foto: Hopp

Keine Chance für die Musketiere: Kreative Namen kommen nicht durch. Widerstandskämpfer werden gewürdigt. Mit Kommentar.

Horb - Anarchisten und Olympiasieger haben keine Chance… Der Verwaltungsausschuss wählte Straßennamen für die Kaserne aus. Den eher langweiligen Vorschlag der Stadtverwaltung folgten die Fraktionen nur zum Teil.

Im Verwaltungs- und Technischem Ausschuss wurde jetzt festgelegt, wie die drei neuen Straßen in der Kaserne heißen sollen: Der Exerxierplatz soll "Am Garnisonsplatz" heißen, die Straße im Rettungszentrum "Eugen-Bolz-Straße" und die dritte "Geschwister-Scholl-Straße".

Ein Apostroph ist problematisch

Originellere Straßennamen hatten keine Chance. Gab es doch andere Vorschläge, die nicht so klingen wie überall sonst. Die eher Horb-spezifisch gewesen wären. Beispielsweise den "Rauschbart-Blick." Klar, denn Deutschlands schönsten Biergarten gibt es nur hier.

Der Vorschlag kam aus dem Stadtarchiv. Doch das Rathaus lehnte das spitzfindig ab. Begründung: Bei einer Ortsbesichtigung wurde dann festgestellt, dass der Rauschbart von der Kaserne aus nicht zu sehen ist.

Das Rathaus selbst schlug "Horber Höhe" vor. In den Vorberatungen gab es aber keine Chance. Auch die Partnerstädte Saint-les-Bains, Sant-Just-Desvern oder Haslemerestraße ohne Chance. Begründung: "komplizierte Schreibweise.“

Auch unser "Gold-Michi", der Ausnahmereiter Reiter Michael Jung, hatte keine Chance. Begründung: "Straßen sollten nicht nach lebenden Personen benannt werden."

Lustig: Eden Volohonsky schlug vor, die Straßen nach den drei Musketieren zu benennen. Doch die D’Artagnan-Straße war auch chancenlos. Begründung diesmal: die komplexe Schreibweise. "Vor allem der Apostroph ist problematisch, da es hier zu Problemen in der elektronischen Datenverarbeiten kommen könnte."

Doch auch die Lokalpolitiker haben keine Chance. Axel Lipp (SPD, verstorben) und Erhard Bok, Ex-Ortsvorsteher von Talheim, der den Steinbruch-Betrieb mit beendet hatte, kamen nicht durch. Begründung hier: Eine Straßenbenennung macht eher in den Teilorten Sinn, woher beide stammten.

Verwechslungsgefahr mit Rottenburg?

Klar, dass da auch Anarchisten nicht konsensfähig sind. Zwar wurden Leo Tolstoi oder Erich Mühsam vorgeschlagen und auch als "grundsätzlich geeignet" klassifiziert, aber bei den bürgerlichen Parteien im Gemeinderat hatten sie wohl keine Chance. 

Die Stadtverwaltung hatte dem Ausschuss drei Namen vorgeschlagen: Hohenbergkaserne, Feuerwehrstraße und "Am Garnisonsplatz". In den Fraktionen wurden diese Vorschläge beraten. Nur letztgenannte Straße wurde als gut befunden.

CDU-Fraktionschef Gerhard Munding: "Wir sind einverstanden mit den drei Namen Am Garnisonsplatz, Eugen-Bolz- sowie Geschwister-Scholl-Straße."

SPD-Fraktionschef Thomas Mattes: "Eugen Bolz und Geschwister Scholl sind Widerstandkämpfer. Wir hätten uns auch Helmut Schmidt oder Kurt Tucholsky vorstellen können. Wir sind etwas verwundert über die Eugen-Bolz-Straße. Das kann zu Verwechselungen mit Rottenburg führen, wo es diese Straße auch gibt."

FD/FW-Fraktionschef Alfred Seifriz redete Tacheles: "Ich denke, es macht keinen Sinn, eine große Diskussion zu führen."

Dann wurde abgestimmt. Einstimmig wurden die neuen Straßennamen akzeptiert.

Straßennamen: weitere Vorschläge

Horber Bürger hatten noch andere Ideen für die Straßennamen in der Kaserne:

Einige Horber Persönlichkeiten wurden vorgeschlagen: Gesslerstraße (nach der alteingesessenen Familie), Karl-Haegele-Straße (Alt-Oberbürgermeister von Horb), Josef-Zürndorfer-Straße (Sohn des jüdischen Textilhändlers Max W. Zürndorfer, tödlich verunglückter Jagdflieger im Ersten Weltkrieg, Otto-Schäffner-Straße (Alt-OB Horb); Walter-Kreidler-Str. (Alt-Stadtrat Horb)

auch lebende Personen wurden vorgeschlagen, die von Vornherein aber ausgeschlossen wurden: alle drei Nachtwächter – Joachim Lipp, Heiner Raible und Bruno Springmann – wurden genannt. Ebenfalls vorgeschlagen: die "Dr. Rainer-Nagel-Straße".

Beliebt waren auch unter den Bürgern Namen von Heiligen – zum Beispiel Barbarastraße, Hubertusstraße oder Christophorusstraße

Kreative Straßennamen kommen nicht durch / Widerstandskämpfer werden gewürdigt

Kommentar: Klares Zeichen

Von Ralf Klormann

Die Entscheidung ist gefallen: Am Garnisonsplatz, Eugen-Bolz-Straße, und Geschwister-Scholl-Straße sollen die Straßen in der Horber Kaserne künftig heißen. "Langweilig" oder "einfallslos" könnten Kritiker nun dem Stadtrat entgegenschleudern. Unbestritten: Originell sind diese Namen nicht. Schillernder wäre sicher gewesen, die Straßen beispielsweise nach den drei Musketieren zu benennen, wie jemand es vorgeschlagen hatte. Dennoch haben die Räte die bessere Wahl getroffen, indem sie in zwei Fällen Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime diese Ehre einräumen – und damit auch ein Zeichen setzen. In Zeiten, in denen ein politischer Rechtsruck durch Europa zu gehen scheint – zuletzt durch den Erfolg des rechtsgerichteten Front National bei den französischen Regionalwahlen vor einigen Tagen – eine Geste, die nicht unterschätzt werden sollte.