Kein Durchkommen, wohl auch nächstes Jahr nicht: In Dießen ziehen sich die Straßenbauarbeiten in die Länge. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Vermiest die Verkehrseinschränkung einem Sägewerk das Geschäft? / Dießen wohl auch nächstes Jahr gesperrt

Von Christof Schülke

Horb-Dießen. Lange genug hatten die Dießener auf den Ausbau ihrer Ortsdurchfahrt gewartet. Doch nun ziehen sich die Arbeiten anscheinend derart in die Länge, dass Ortsvorsteher Fridolin Weckerle kürzlich deutliche Worte sprach. Auch einzelne Privatpersonen beklagen sich.

Erste Überlegungen zum Ausbau der Dießener Ortsdurchfahrt gab es bereits in den 70er-Jahren. Damals waren die ersten Entwürfe aufgestellt worden. In den frühen 80er-Jahren begannen die Grundstückserwerbe für die Baumaßnahme. 2003 begann die Bürgerbeteiligung, und im Juli 2008 genehmigte das Innenministerium den von der Stadt erstellten Entwurf. Am Montag, 17. November 2008, wurde der erste Spatenstich vollzogen (bereits mit dem heutigen Landrat Klaus Michael Rückert, der damals Regierungsvizepräsident war).

Die enge, kurvige Ortsdurchfahrt war den Dießenern schon lange ein Dorn im Auge, und der zunehmende Lkw-Verkehr der vergangenen Jahre hatte die Situation noch verschärft. Die neue, zwischen 5,5 und sechs Meter breite Fahrbahn sowie ein breiter Gehweg, der an mehreren Stellen beiderseits der Straße verlaufen wird, sollen die Situation verbessern.

Die Maßnahme kostet insgesamt 4,03 Millionen Euro. Der Anteil der Stadt Horb beträgt 660 000 Euro, die in die Verbesserung der Gehwege und Längsstellplätze fließen. Gebaut wird auf einer Länge von 1680 Metern, und Ende dieses Jahres soll alles fertig sein.

Doch nun gerät der Zeitplan aus den Fugen, und langsam aber sicher scheint einzelnen Bürgern der Geduldsfaden zu reißen. Dießens Ortsvorsteher sprach deutliche Worte (wir berichteten): Die bereits genehmigten Gelder für den zweiten Bauabschnitt seien nicht zeitnah freigegeben worden; erst Mitte vergangenen Jahres habe man mit dem Abschnitt beginnen können. Wegen des Winters konnte die neue Brücke noch nicht gebaut werden. Darunter leiden fünf Anlieger, die nun fast vom Straßennetz abgeschnitten sind, zumal auch der Winterdienst nicht mehr dorthin kommt. Weitere Probleme verursacht die amtlich verordnete Vergrößerung des Dießenbachs (wegen angeblicher Hochwassergefahr, obwohl das in Dießen laut Weckerle noch nie eine Rolle gespielt habe). Zu schlechter Letzt bereitet dann noch der Abriss einer denkmalgeschützten Scheune Kopfzerbrechen.

Nun meldet sich die Eigentümerin des Oberen Sägewerks zu Wort: Wegen der langen Umwege kommen kaum noch Kunden; das Werk stecke in den roten Zahlen. "Von Oberbürgermeister Rosenberger und Bürgermeister Zeitler kommt weder Unterstützung noch ein Gespräch", schreibt die Frau (siehe Leserbrief unten).

Rosenberger widerspricht dieser Behauptung. In dieser Sache habe ihn noch niemand um ein Gespräch gebeten. "Das ist mir ganz neu." Dass es in Dießen aus den genannten Gründen zu Verzögerungen kommt, bestätigt Rosenberger. Die Stadt habe jedoch wenig Möglichkeiten, daran etwas zu ändern: Bauherr sei das Land. "Wir stehen Dießen in dieser Sache ganz intensiv zur Seite", so Rosenberger. Als im vergangenen Jahr die Ausschreibungen ins Stocken gerieten, weil Mittel nicht zugewiesen wurden, habe man sich gemeinsam beim Land und beim Regierungspräsidium zu Gunsten Dießens eingesetzt. Rosenberger will sich dafür stark machen, dass ein Bauleiter des Projekts mit der Sägewerk-Besitzerin Kontakt aufnimmt.

Dass Dießen wohl auch nächstes Jahr gesperrt bleiben wird, befürchtet Bernhard Asprion, Leiter der städtischen technischen Betriebe. Das Wetter habe einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Die neue Brücke hätte im Dezember betoniert werden sollen, aber dann kam der Schnee." In drei bis vier Wochen, so schätzt er, sollen nun die Betonarbeiten an dem Bauwerk beendet sein, doch den Anliegern bringe das nicht viel. Auf sie kommt schon neues Ungemach zu. In einem weiteren Bauabschnitt muss der Dießenbach verlegt werden, damit die Verdolung erneuert werden kann. Diese Arbeit stellt die Planer vor eine Herausforderung.

Den Umweg zum Sägewerk beziffert Asprion auf rund acht Kilometer. Die Einschränkungen für die Betriebe seien bei solch einer Maßnahme unvermeidbar. "Das trifft auch die Betriebe im Ort."