Christine Dietz freut sich über eine Horber Stadtansicht, die von ihrem Onkel gemalt und vom Kultur- und Museumsverein als Dauerleihgabe für das Stadtmuseum erworben wurde. In ihren Händen hält sie ein Porträt ihres Onkels, das ihre Mutter mit schwarzer Kreide gezeichnet hat. Kustodin Agnes Maier hat für das Ölgemälde den passenden Rahmen gefunden. Foto: Verein Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Christine Dietz freut sich über Bild ihres Onkels / Jüngste Anschaffung des Kultur- und Museumsverein

Horb. In der aktuellen Sonderausstellung im Wechselausstellungsraum des Bürger-Kultur-Hauses am Marktplatz kann eine Auswahl der Neuzugänge in der Sammlung des Stadtmuseums Horb besichtigt werden.

Aufgrund des Raummangels sind viele der Exponate noch nie öffentlich gezeigt worden. Über die jüngste Dauerleihgabe des Kultur- und Museumsvereins, die neu gerahmt erst seit wenigen Tagen in der Sonderausstellung hängt, freut sich ganz besonders die ehemalige SPD-Stadträtin Christine Dietz, denn diese Stadtansicht vom Ringmauerweg hat ein Onkel von ihr in Öl auf Hartfaser gemalt.

Das Horber Stadtmuseum ist eine stadthistorische Sammlung mit besonderem kunstgeschichtlichem Schwerpunkt. Den aus Horb stammenden Genremalern Caspar Kaltenmoser (1806-1867) und Salomon Hirschfelder (1831-1903) sind eigene Zimmer gewidmet. Eine Sammlung mit Horber Stadtansichten ergänzt diese kunsthistorische Sammlung.

Die beeindruckende Silhouette der auf dem Schüttebergausläufer gelegenen Horber Altstadt, ihre idyllischen Winkel und Ecken haben viele Maler inspiriert. Dieses Alleinstellungsmerkmal versteht man beim Kultur- und Museumsverein als Kompliment, weshalb man mit Erfolg für das Stadtmuseum Horber Veduten aus verschiedensten Perspektiven sammelt.

Auf die nicht gerahmte Horber Stadtansicht vom Ringmauerweg war der zweite Vereinsvorsitzende Heinrich Raible im Internet gestoßen, und es gelang ihm in seiner unnachahmlichen Art, das Bild sogar noch unter dem festgesetzten Auktionspreis für den Verein zu erwerben. Stolz berichtete Raible dem in seiner Nachbarschaft wohnenden Vereinsmitglied Christine Dietz von dieser Neuerwerbung und war ziemlich erstaunt, als er erfuhr, dass der Schöpfer dieser Horber Stadtansicht ihr Onkel war.

Der in Hamburg geborene Kunsterzieher, Maler und Graphiker Christian Friedrich Rautenberg (1906 – 1979), der an der Kunstakademie Kassel und an der Kunsthochschule Berlin-Schöneberg studiert hatte, fand durch seine Schwester Gesa, der Mutter von Christine Dietz, den Weg von der Waterkant nach Horb a. N.ckar.

Gesa Rautenberg, die schon als Abiturientin eine erste Ausstellung in Hamburg hinter sich gebracht und sich für ein Studium der darstellenden Künste in Berlin entschieden hatte, lernte bei dem Schwetzinger Bildhauer Otto Schießler den Stuttgarter Kunstmaler und Graphiker Paul Kälberer kennen. Bei dieser Begegnung muss es sich um Liebe auf den ersten Blick gehandelt haben.

Die junge Frau gab kurzerhand ihr Studium auf, heiratete Kälberer im Jahr 1927 und folgte ihm nach Sulz-Glatt, wo der frisch angetraute Ehemann ein Jahr zuvor in der Sommerhalde ein kleines Anwesen erworben hatte.

Neben dem Wohnhaus wurde ein Atelier eingerichtet, das dann um einen Grafik- und einen Druckraum erweitert wurde. Die Familie vergrößerte sich bis 1946 um 2 Töchter und 4 Söhne.

Durch diese Heirat wurde der Freundeskreis von Paul Kälberer in den deutschen Norden erweitert. Dazu zählten neben seinem Schwager Christian Friedrich Rautenberg die Maler Willi Langbein und Andreas Paul Weber. Umgekehrt fanden diese Nordlichter auch den Weg ins Glatttal, wo man sich in einem mit allen Möglichkeiten ausgestatteten Atelier unter Künstlerkollegen und Kunstschülern austauschen konnte. Rautenberg war Mitglied im Hamburger Kunstverein und hatte sich zu Beginn seines Schaffens wie Kälberer besonders der Neuen Sachlichkeit zugewandt. In den späten 1930er Jahren wendete er sich hin zur Landschaftsmalerei, in der er eine sichtliche Könnerschaft erreichte.

Zu den Landschaften Schleswig Holsteins und Niedersachsens kamen ab und zu Bilder aus dem Glatttal oder dessen näheren Umgebung hinzu.

Und welcher Maler kann sich schon dem Reiz der Horber Altstadt entziehen?