Auf dieser Horber Wiese finden Insekten noch Nahrung und Lebensräume – und so soll es laut Planung der Stadt künftig an noch mehr Orten aussehen. Foto: Lambert Straub Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Neue Grünflächenmanagerin Stefanie Müller bringt seit Anfang des Jahres Fachwissen für Landschaftsplanung ein

Jetzt handelt das Rathaus gegen das Insektensterben: Die neue Grünflächenmanagerin Stefanie Müller soll mit mehr Blühflächen dafür sorgen, dass Horb deutlich Insekten-freundlicher wird.

Horb. Das Insktensterben ist und bleibt großes Thema. Und während die SPD-Gemeinderatsfraktion bei der Fasnet als Biene Maja auftritt, um für ein bienenfreundliches Horb (Name des Antrags der Fraktion) zu werben, hat das Rathaus gehandelt.

Seit Jahresbeginn gibt es eine neue Grünflächenmangerin. Stadtsprecher Christian Volk: "Eine der neuen Aufgaben des Grünflächenmanagements wird auch die Verbesserung der Grünflächen für die Optimierung des Insektenschutzes sein."

Die neue Fachkraft heißt Stefanie Müller. Stadtsprecher Volk erläutert: "Die Stelle im Produkt Grünflächenmanagement wurde bereits am 2. Januar mit Stefanie Müller, der auch die Produktverantwortung übertragen wurde, besetzt. Die neu geschaffene Stelle wurde erstmals als Ingenieurstelle ausgeschrieben, um den komplexer werdenden Aufgaben im Bereich der Grünflächen gerecht werden zu können."

Müllers Aufgabe

Die Aufgabe der Diplom-Ingenieurin für Landschaftspflege: mehr Grünflächen für die Insekten zu optimieren.

Der Stadtsprecher erklärt: "Die Planungen laufen teilweise über die für diese Aufgaben geschaffene Stelle beim Grünflächenmanagement. Die Vorgehensweise ist für jede Fläche anders zu beurteilen. Das kommt auf verschiedenste Umweltfaktoren an. Ist der Boden eher mager oder fett, feucht oder trocken, sonnig oder schattig? Welche Pflanzen und Insekten sind bereits da, welche würden sich vermutlich hier ansiedeln? Dafür müssen alle Flächen mit Experten beurteilt und entsprechend vorbereitet und nach Bedarf weiter gepflegt werden. Oftmals reicht es, wenn die Flächen nur noch ein- oder zweimal im Jahr gemäht werden."

Konkrete Umsetzung

Und wie soll das gehen? Stadtsprecher Volk: "Die Digitalisierung in Form eines Grünflächenkatasters hilft dabei, die Flächen hinsichtlich Lage, Pflegeaufwand, Größe und Pflegerhythmus zu planen. Bei der Pflege ist allerdings echte ›Handarbeit‹ gefragt. Der Zeitpunkt des Schnitts ist nicht ›digital‹ nach einem festen System möglich."

Dafür muss aber erst ein Grünflächenkataster aufgebaut werden. Volk sagt dazu: "Der Aufgabenschwerpunkt wird die Erstellung von Planungen im Grünflächenbereich bis hin zu landschaftsplanerischen Konzepten, verbunden mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung des Grünflächen- und Baumkatasters sein. Für die Konzeption von Grünflächen- und Baumpflegekonzepten sind digitalisierte und georeferenzierte Datenbestände erforderlich, die derzeit noch zu erfassen sind." Heißt konkret: Digitale Karten, in denen gesagt wird, welche Pflanzen, Bienen, Wespen, Wildbienen, Ameisen oder Schmetterlinge wo stehen oder fliegen.

Meinung des Nabu

Der Horber Nabu-Vorsitzende Lambert Straub erklärt: "Ich finde gut, dass es nun eine solche Stelle gibt und wünsche mir eine gute und intensive Zusammenarbeit mit Stefanie Müller, so dass wir gemeinsam viel für den Naturschutz erreichen."

Macht diese Vorgehensweise Sinn, um Horb wieder ein Stück insektenfreundlicher zu werden? Straub meint: "Bisher hat die Stadt zu wenig gemacht, um Horbs Grünflächen insektenfreundlicher zu machen. Das ist aber auch ein aufwendiger Prozess: Das kann längerfristig dauern, ehe man eine wirklich insektenfreundliche Wiese hat. Unter Umständen muss man diese Grünflächen auch mit Pflanzen aus der näherenUmgebung partiell impfen – wie beispielsweise mit der wilden Möhre, Wiesen-Salbei, Wiesen-Glockenblume, Wiesen-Flockenblume oder Hornklee – um sie für die heimischen Insekten attraktiv zu machen. Es macht auch Sinn, im Herbst einen Teil der Blumenwiesen nicht zu mähen, damit die Insekten und ihre Larven genügend Pflanzen-Material zum überwintern haben. Ideal wäre ein Wechselmähen – also das Stehenlassen von immer anderen Randstreifen von Jahr zu Jahr."

Hört sich nicht einfach an. Der Nabu-Vorsitzende sagt, auch, warum eine Diplom-Ingenieurin für das insektenfreundliche Horb sinnvoll sein kann.

Straub meint zum Thema Heckenschnitt: "Teilweise werden die vorhandenen Hecken zu sehr gekürzt oder es werden zu große Lücken geschnitten. Das ist natürlich schlecht für Insekten, die nur einen eingeschränkten Aktionsraum haben."

Digitale Aufarbeitung

Warum kann die digitale Aufarbeitung in Karten sinnvoll sein? Straub: "Wenn die Biotopvernetzung verloren geht, findet kein Austausch mehr zwischen den Insektenpopulationen statt, der Genpool verarmt und die Population wird langfristig zu Grunde gehen." Straub argumentiert: "Daher kommt es schon auf den richtigen Abstand der Lebensräume an. Die Lücken dürfen nicht zu groß sein. Deshalb wäre es gut, wenn wir einen Prozess hinbekommen, in dem sich die Stadtverwaltung und der Bauhof mit dem Nabu und anderen erfahrerenen Naturschützern eng austauschen."

Zeitplan

Wie insektenfreundlich will Horb schon in diesem Jahr werden? Bisher hat die Stadt fünf "Bienenwiesen" angelegt. Sie befinden sich an den Schulen Nordstetten und Talheim, den Friedhöfen Betra, Dettingen und dem Ruhewald.

Stadtsprecher Volk sagt: "Von Seite der Stadt werden 2019 elf weiter Flächen dazu kommen. Für eine flächendeckende Wirkung sind alle Beiträge wichtig. Jeder kann sich mit seinem Garten oder Balkon beteiligen."

Eigeninitiativen

Was kann ich in meinem Garten tun? Straub rät: "Das einfachste ist, in Randbereichen Pflanzen und Sträucher einfach stehenzulassen und maximal einmal im Jahr möglichst spät zu mähen – wenn überhaupt."

Nicht nur für Bienen aktiv

Darf man die neue Grünflächenmanagerin Stefanie Müller "Bienenbeauftragte" nennen? Stadtsprecher Rolf Kotz: "Bienenbeauftragte ist für Frau Müller nicht korrekt. Wir bitten daher auch von einer solchen Bezeichnung für Frau Müller abzusehen. Dies wird dem gesamten Tätigkeitsfeld von Frau Müller, welches die Produktverantwortung für das Grünflächenmanagement einschließt, nicht gerecht und ist deshalb auch irreführend."