Konzert: Dießener Musikverein sammelt mit neuem Dirigenten noch mehr Sympathiepunkte / Premiere eines besonderen Marsches
Das Jahresabschlusskonzert des Musikvereins Dießen am Sonntagnachmittag stand unter einem besonderen Stern. Die zahlreichen Besucher waren besonders gespannt auf den neuen Dirigenten Sergej Riasanow.
Hor b -Dießen. So viel schon vorab: Riasanov sollte sich im Verlauf des Konzerts als wahrer Showmaster entpuppen.
Bereits geraume Zeit vor Konzertbeginn war der Gemeindesaal in Dießen bis auf den allerletzten Platz gefüllt. Martina Kreidler führte zusammen mit Riasanow durch das Programm des Musikvereins. Mit "Town of the Seven Hills" (Jacob de Haan) präsentierten die Aktiven gleich zu Beginn ein anspruchsvolles Stück in vier Sätzen, bevor auch die Fans der traditionellen Blasmusik auf ihre Kosten kommen sollten. Mit "Wahre Freunde" lieferte die Kapelle einen Marsch, der aus Dirigent Riasanows Feder stammte und anlässlich der 40-jährigen Freundschaft des Musikvereins Dießen mit dem Musikverein Morscheid geschrieben wurde. "Eine absolute Weltpremiere", wie Riasanow den Gästen verriet. Ein weiteres vom Dirigenten selbst verfasstes Stück brachten die Musiker mit "Konstantinopel" zu Gehör, wobei sich die Trompeter Frank Rapp und Peter Lickert als Solisten hervorhoben.
Beim lateinamerikanischen Titel "Muchacha" (mit Arrangement von Sergej Riasanow) integrierte der Dirigent die Zuhörer in die Darbietung. "Wir sind hier ja schließlich im familiären Kreis und nicht in der Carnegie Hall, wo ich sonst zuhause bin", witzelte Riasanow. Munter verteilte er Schellenringe und Rasseln an die Zuhörer, und auch Blasmusikkreisdirigent Maik Finkbeiner musste hierbei herhalten. "Oh, Kollege, bitte sehr", reichte Riasanow den Schellenring an Finkbeiner. Persönlich angetan vom familiären Flair der Ortschaft, hatte Riasanow einen "Familien Boogie" geschrieben, welcher mit Brigitte Steurer (Klavier) sowie den Solisten Arthur Kreidler und Lena Kreidler beeindruckend und groovig in Szene gesetzt wurde.
Überhaupt schien sich die musikalische Leidenschaft des Dirigenten im Spiel der Akteure widerzuspiegeln. Hingebungsvoll, mit einem Hauch von Melancholie, steuerte Riasanow die beiden Solo-Stücke "Nostalgie" und "Happy Day" auf seinem Akkordeon bei.
Im ersten Stück verarbeitete der Komponist Erinnerungen an die Stadt der Liebe. "Sie ist weg aus meinem Leben, aber die Musik ist geblieben", verdeutlichte Riasanow vor seiner emotionalen Darbietung. Wie der Titel des Stücks "Let’s Play Sax" (Peter Alber) nahelegte, bekamen die Saxofonisten ihren großen Auftritt. Als Solisten präsentierten sich Arthur Kreidler, Leonie Steurer, Ulrike Rapp, Melanie Geng, Andrea Neumann und Petra Dreiwurst, die zusammen mit dem Schlagwerk (Werner Breisinger) eine klanggewaltige Harmonie bildeten. Als ebenso hörenswert stellte sich die Darbietung des Simon-and-Garfunkel-Medleys heraus. Hierbei brillierten die Musiker vor allem in den Passagen von "Bridge over Troubled Water", das sich im Refrain in voller Lautstärke entfaltete.
Selbstverständlich war die Kapelle nach dem stürmischen Beifall der Gäste auch auf deren Zugabeforderungen vorbereitet. Hierbei veranstalteten die Aktiven ein humorvolles, musikalisches Theater auf der Bühne. Getreu dem Motto "Ist die Katze aus dem Haus, dann tanzen die Mäuse auf dem Tisch" erfuhren die Besucher, was eine Kapelle ohne ihren Dirigenten anstellt. Riasanow verließ den Saal, und Werner Breisinger leitete mit Taktschlägen den folgenden Titel ein. Selbsternannte Solisten, die sich nach ihrer Einlage mit den Kameraden abklatschten, schräge Töne und ein Schnäpschen oder auch zwei zwischendurch waren plötzlich an der Tagesordnung. Für die Zugabe des letzten Titels mussten die Musiker nicht auf ihren neuen Dirigenten verzichten, der sich als absoluter Gewinn für die Kapelle erwies.