An dieser Stelle gegenüber des Bahnhofs Horb stand vor der Sparkasse ein älterer repräsentativer Bau. Jetzt soll auch die Sparkasse einem neuen Bauwerk weichen, das die Stadt in ihrer Entwicklung voranbringen soll: das neue Einkaufszentrum. Foto: Hopp

Geldinstitut macht Weg frei für Einkaufszentrum. Kann Stadt den Verkehr verkraften? Kernstadt ohne Müller?

Freudenstadt/Horb - Das ist eine gute Nachricht für das geplante Einkaufszentrum: Der Verwaltungsrat der Kreissparkasse hat dem Verkauf des Gebäudes in Horb zugestimmt.

Gestern meldete die Kreissparkasse per Pressemitteilung: "Der Vorstand und der Verwaltungsrat der Kreissparkasse Freudenstadt unter dem Vorsitz von Landrat Klaus Michael Rückert haben beschlossen, die Sparkassen-Geschäftsstelle in der Horber Dammstraße an den Projektentwickler Sepa-Activ des neuen Einkaufszentrums in Horb zu veräußern. Damit kann auf dem Bahnhofsareal die Neckargalerie realisiert werden."

Das heißt im Klartext: Das Gebäude der Kreissparkasse kann abgerissen werden. Damit hat Sepa-Activ die Chance, eine Einkaufs-Mall in einem kompletten Guss zu verwirklichen.

Weiter heißt es in der Pressemitteilung: "Die Kreissparkasse sieht in dem Verkauf ihres Gebäudes nicht nur eine Investition in den für sie bedeutenden Standort Horb, sondern auch einen Beitrag zur Stärkung der Einkaufsstadt Horb und zur wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis Freudenstadt."

Rolf Schmid, Prokurist der Sepa: "Wir freuen uns über die Zustimmung. Der Zug fährt in die richtige Richtung."

Auch Landrat Rückert sagt: "Mit dieser Entscheidung macht die Kreissparkasse Freudenstadt den Weg frei für eine wichtige Infrastruktureinrichtung zur Stärkung des Mittelzentrums Horb. Ich bin der Überzeugung, dass dieses Projekt der Stadt Horb, dem Landkreis Freudenstadt und der Kreissparkasse gut tun wird."

Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger: "Der Landrat hat mich schon am Abend der Entscheidung informiert. Das ist eine weise und zukunftsgerichtete Entscheidung, denn bei der Kreissparkasse handelt es sich um das zentrale Grundstück des neuen Einkaufszentrums."

Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz kann jetzt die letzten Schritte angehen: "Wir freuen uns, dass die Kreissparkasse diese wichtige Entscheidung für Horb getroffen hat. Wir gehen jetzt in die letzten Gespräche mit dem Investor und können mit dem Verkauf der städtischen Flächen beginnen."

Es gab auch eine Alternative, falls die Kreissparkasse dem Abriss nicht zugestimmt hätte, wie der Schwarzwälder Bote erfuhr. Dann wäre der Plan gewesen, ein Fachmarktzentrum mit ein paar Überdachungen zu etablieren. Also Flachbauten, die ähnlich "ästhetisch" wie der Kaufland wirken.

Die geplanten 300 Parkplätze reichen wahrscheinlich nicht

Inzwischen, so erfuhr der Schwarzwälder Bote, hat der Investor die ursprünglichen Pläne des ersten Projektentwicklers P1 erheblich revidiert. Dabei soll versucht werden, eine optische Angleichung an das ehemalige Telekom-Gebäude, in dem jetzt die Arbeitsagentur und die Schülerhilfe sitzen, zu schaffen.

Wirtschaftsförderer Blochwitz: "Die Fassadengestaltung des neuen Einkaufszentrums werden wir demnächst in die Öffentlichkeitsbeteiligung bringen." Doch es gibt zwei große Probleme: Verkehr und Innenstadt. Aufgrund des von Sepa Activ auch im Verwaltungsrat vorgelegten neuen Konzeptes werden doppelt so viele Besucher erwartet wie bisher. Doch damit drohen enorme Verkehrsprobleme, wenn täglich zwischen 4000 und 6000 Autos zusätzlich zum Einkaufszentrum fahren. Und sich zum Teil ihren Weg durch die ohnehin schon stark belastete Innenstadt suchen.

Klar ist schon jetzt: Die bisher geplanten 300 Parkplätze im Einkaufszentrum dürften nicht ausreichen. Horbs Stadtplaner Peter Klein: "Das Verkehrsgutachten (Dr. Brenner Ingenieure, Aalen, 2010) bezieht sich dabei auf ein realistischen Szenario, was Handelsflächen angeht und verknüpft diese mit Durchschnittswerten an Verkehrsaufkommen je nach Sortiment. So ist zu erwarten, dass bei einem Nahversorger ("Lebensmittel im Supermarkt") deutlich mehr Kundenfrequenz je Quadratmeter Handelsfläche zu erwarten ist als bei einem Händler für "langfristige Investitionsgüter" (zum Beispiel Kühlschränke).

Für dieses Szenario konnte nachgewiesen werden, dass eine Anbindung an das ohnehin stark belastete umgebende Straßennetz noch möglich ist, wenn einige Randbedingungen beachtet werden. Diese Bedingungen wurden im Bebauungsplan verbindlich festgesetzt. Dabei wurde die Leistungsfähigkeit der benachbarten Verkehrsknoten, die möglichen Rückstauereignisse und insbesondere die Leistungsfähigkeit des Busbahnhofes betrachtet.

Insofern habe ich derzeit keine Zweifel, dass auch das Sepa-Activ Konzept unter Beachtung der Vorgaben des Bebauungsplanes umgesetzt werden kann. Die Ausgestaltung (zum Beispiel die Gestaltung der Anlieferzone oder die Zufahrt zu den Parkdecks) muss jedoch noch durch die Architekten der Investoren konkretisiert werden." Für Horbs OB Rosenberger wäre selbst eine "angespanntere Verkehrssituation" nicht das Problem: "Die Chancen der Stadt durch das Einkaufszentrum sind so groß, dass man nicht weiter warten darf." Sepa-Prokurist Rolf Schmid will sich konkret zu diesen Problemen nicht äußern: "Wir gehen jetzt Schritt für Schritt weiter."

Problem 2: Drogerie Müller. Der Markt ist der Frequenzbringer in der unteren Kernstadt. Am jetzigen Standort ist er auf drei Etagen verteilt und braucht dementsprechend mehr Personal. Deshalb will die Drogerie auf eine ebenerdige Fläche – wahrscheinlich im neuen Einkaufszentrum. Doch was wird ohne Müller aus der unteren Kernstadt?

Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz: "Das hat die Drogerie Müller uns schon mehrmals angekündigt. Wir versuchen, durch eine neue Verkehrsführung rund um den Fruchtkasten der Unterstadt eine neue Mitte zu schaffen. Der größte Frequenzverhinderer dort ist aber der Verkehr."

Klar ist jedenfalls eins: Die Kreissparkasse wird im neuen Einkaufszentrum in einer 1900 Quadratmeter großen Geschäftsstelle vertreten sein. Auch die LBS und die SV-Versicherung werden dort sein.

Während es in der Pressemitteilung heißt, dass der Neubau noch in diesem Jahr begonnen werden soll, hält sich Schmid von der Sepa noch bedeckt: "Die Arbeit liegt vor uns. Ich möchte über das weitere Vorgehen noch keine Prognosen abgeben."