Polizei: Ex-LKA-Beamter Markus Mast leitet seit einem Jahr das Revier in Horb / Zwischenbilanz fällt positiv aus

Markus Mast hat schon die abscheulichsten Seiten der Kriminalität kennenlernen müssen. Seit Oktober 2015 leitet er nun das Horber Polizeirevier. Seine Bilanz der ersten zwölf Monate: "Es war arbeitsintensiv, sehr spannend und die Zeit ist wie im Flug vergangen."

 

Horb. Markus Mast geht durch den langen Flur des Horber Polizeireviers, der in seinem Büro mündet. Das historisch anmutende Gebäude in der Neckarstraße hat schon einige Jahre auf dem Buckel, der Fußboden knarrt und ächzt bei jedem Schritt. Noch, denn die Polizei wird bald umziehen. In der Hornaustraße soll ein neues Revier gebaut werden. Das Neubauprojekt ist Chefsache und damit ein Fall für Mast. Der 38-Jährige hat bei der Polizei zwar schon so einiges erlebt – aber ein Umzug war bislang noch nicht dabei.

1996 fing Mast bei der Polizei an. Es war sein Traumberuf. "Mich hat es einfach gereizt, Freund und Helfer zu sein, für die Gesellschaft einzustehen. Und das habe ich bis heute nicht bereut", verdeutlicht der gebürtige Freudenstädter, der in Grömbach aufgewachsen ist und dort mit seiner Familie lebt.

Bei der Polizei schlug Mast den üblichen Weg ein: zunächst Bereitschaftspolizei, dann Streifendienst. Schließlich bekam er die Zulassung für den gehobenen Dienst, besuchte die Hochschule in Villingen-Schwenningen und war von 2004 bis 2006 stellvertretender Dienstgruppenleiter in Horb.

Anschließend wechselte Mast nach Stuttgart zum Landeskriminalamt (LKA), wo er bis 2010 in den Bereichen organisierte Kriminalität und Menschenhandel tätig war. "Man kann da in die ganzen Abgründe der Schleuserkriminalität blicken", sagt Mast. Zu den spektakulärsten Fällen gehörte in den vier Jahren eine Bande, die nigerianische Familien mit angeblichem Voodoo-Zauber erpresst hat. Die Frauen wurden nach Europa geschleust und hier zur Prostitution gezwungen. "Um das Geld für die Reise zurückzahlen zu können", sagt Mast mit gerunzelter Stirn.

2010 verließ der Grömbacher das LKA, stieg nach mehreren kleinen Stationen in den höheren Dienst auf und schloss 2012 ein Masterstudium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster ab. Anschließend wurde er stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei in Tübingen, leitete nach der Polizeireform das Kriminalkommissariat in Freudenstadt, ehe es Mast im vergangenen Jahr wieder zurück nach Horb verschlug.

Dort ist er nun Chef des Horber Polizeireviers, zu dem auch die Polizeiposten Dornstetten und Pfalzgrafenweiler gehören und dessen Zuständigkeitsbereich bis zu seinem Heimatort Grömbach reicht. "Das ist eine große Verantwortung, aber mir macht die Arbeit Spaß", meint der Familienvater, dessen drittes Kind im April zur Welt kam.

Und auch das Aufgabengebiet ist in Horb ein anderes als etwa beim LKA, wo Mast in der Regel nicht an mehreren Fällen gleichzeitig gearbeitet hat. Mutmaßliche Täter wurden auch über einen längeren Zeitraum hinweg observiert, auf ein Kommando konnten schon mal zahlreiche Handschellen klicken. "Da wurden bundesweit und teilweise auch im Ausland mehrere Objekte gleichzeitig durchsucht", veranschaulicht Mast, der selbst einige Male dienstlich in der Schweiz aktiv war.

In Horb sei es vor allem die Alltagskriminalität, die den Revierleiter beschäftigt, die aber keinesfalls langweilig sei: "Hier weiß man nicht, was auf einen zukommt, wenn ein Notruf eingeht. Beim LKA wusste man vorher eher, was einen erwartet."

Die Bilanz der ersten zwölf Monate als Revierleiter fällt dafür eindeutig aus: "Es war arbeitsintensiv, sehr spannend und die Zeit ist wie im Flug vergangen", blickt Mast zurück. Gut habe er sich eingelebt, zumal er nicht zum ersten Mal als Polizist in Horb tätig ist.

Ein Dauerthema waren für den 38-Jährigen die Terroranschläge im In- und Ausland. "Es hat ein Umdenken in der Bevölkerung stattgefunden. Vor zehn Jahren war die Polizeipräsenz noch nicht von so hoher Bedeutung – im Gegenteil, der ein oder andere war vielleicht sogar froh, wenn er nicht so viel Polizei in seinem Ort gesehen hat. Dies hängt sicher auch mit der Verunsicherung durch die Anschläge zusammen", meint Mast, der dieser Verunsicherung entgegentreten will – denn sie sei oft unbegründet. Jedoch meint der Revierleiter: "Der Verweis auf die objektiven Zahlen reicht nicht aus." Insbesondere bei größeren Veranstaltungen will er verstärkt polizeiliche Präsenz zeigen.

Ein weiteres Dauerthema ist die große Pensionierungswelle, die auf die baden-württembergische Polizei zurolle – und damit auch auf das Horber Revier. 1400 neue Polizisten will das Land künftig pro Jahr einstellen, doch mit dieser Zahl könne man laut Mast lediglich die Abgänge der Kollegen ausgleichen, die in Pension gehen. Konsequenz: "Da kommt ein großer Ausbildungsaufwand auf uns zu."

Zugute kommt dem Horber Revier, dass sein Bereich kein Brennpunkt ist. Mast: "Hier in Horb stehen wir vergleichsweise sehr gut da. Auch die Aufklärungsquote ist hoch." Sie liegt etwa im Stadtgebiet Horb bei 68 Prozent – und damit acht Prozent über dem Landesdurchschnitt.

Typische Delikte, die die Horber Beamten auf Trab halten, sind Körperverletzungen, Betrug und Diebstahl. Einen Schwerpunkt bilden zudem Alkohol- und Drogenverstöße im Straßenverkehr. "Man rechnet im ländlichen Bereich vielleicht nicht so damit, aber auch bei uns gibt es Fallzahlen bei den Drogenfahrten", bedauert Mast, der jedoch froh ist, dass es in Horb keine offene Drogen-Szene gebe.

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit wird das Revier laut Mast den Fokus auch wieder verstärkt auf Wohnungseinbrüche richten. Landesweit sei hier im vergangenen Jahr zwar ein Anstieg zu beobachten gewesen, in Horb waren es allerdings nur elf Einbrüche – und damit weniger als in den Vorjahren.

Dennoch sei das subjektive Sicherheitsempfinden geschrumpft, und zudem gibt der Revierleiter zu bedenken: "Jeder einzelne der elf Fälle ist gravierend für die Opfer." Daher wolle die Horber Polizei auch in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei und dem Zoll in den kommenden Wochen verstärkt Präsenz zeigen. Mast und seine Kollegen achten dabei besonders auf Personen, die bereits wegen Einbrüchen vorbestraft sind.

Und dann sind da natürlich noch der Neubau und der Umzug des Horber Polizeireviers, die Mast beschäftigen werden. Der Familienvater schaut den Flur hinunter und wird fast schon etwas nostalgisch: "Dieses Gebäude hat seinen eigenen Charme." Man merkt: Das Horber Polizeirevier, sein Revier, ist Mast in den vergangenen zwölf Monaten richtig ans Herz gewachsen.